Produkttest

Vergiss «FIFA» und «PES»: «Captain Tsubasa» ist der wahre Fussballchampion

Dramatische Rivalitäten. Emotionale Rückblenden. Fussballplätze mit Erdkrümmung. Und Schüsse, so hart getreten, dass sie den Torwart mit ins Netz schleudern: Die legendäre Anime-Serie um den Superfussballer Captain Tsubasa erhält endlich eine würdige Spieladaption. Um 14 Uhr wird zum grossen Duell zwischen Luca und mir angepfiffen.

«Keiner kann ihn bremsen. Keiner macht ihm was vor. Immer der richtige Schuss. Immer zur richtigen Zeit.»

So plärrt es aus dem Intro der wohl erfolgreichsten Anime-Serie der frühen 1980er: «Die tollen Fussball-Stars». Erdacht wurde sie 1981 von Yōichi Takahashi, besonders inspiriert von der 1978 in Argentinien stattgefundenen Fussball-Weltmeisterschaft. Die Geschichte dreht sich um den talentierten 11-jährigen Tsubasa Ozora, der von der ganz grossen Karriere träumt – und wir mit ihm.

Die Serie ist voll mit Drama, auf und neben dem Platz. Da gibt’s Rivalitäten. Knallharte Trainings. Tiefe Freundschaften. Die Spiele dauern teilweise mehrere Folgen lang an. Sie sind das Highlight der Serie, nicht zuletzt wegen den völlig abgefahrenen Spezialangriffen, die die Gesetze der Physik ausser Kraft setzen und den Ball zu einem Ei verziehen, weil er so stark geschossen wird.

Mit «Captain Tsubasa: Rise of the Champion» gibt es nun endlich eine PC- und Konsolenumsetzung, die genauso beknackt ist wie die Serie und gerade deswegen so unheimlich viel Spass macht.

Spiel als Tsubasa oder als Neuling

«Captain Tsubasa: Rise of the Champion» kannst du alleine oder online gegen andere spielen. Für Einzelspieler hält Entwickler Tamsoft zwei Kampagnen bereit. In «Episode New Hero» erstellst du deine eigene Figur und versuchst, mit ihr dein Team zum Titel zu führen.

Das Highlight für Fans der Serie ist allerdings die Episode um Tsubasa. Sie erzählt jenen Abschnitt der Anime-Serie nach, in der es um das Bestreiten der dritten Landesmeisterschaft geht. Wie die Serie gibt’s zwischen all den Fussballspielen animierten Zwischensequenzen à gogo, allesamt mit einer anime-typischen Überdosis Emotionen. Aus einstigen Teamkameraden, die mittlerweile unterschiedliche Schulen besuchen, werden Konkurrenten. Und weil Fussball dort nicht einfach nur Sport, sondern Leben ist, sind die Wettkämpfe schicksalsweisend.

Zum Beispiel: Titelheld Tsubasa könnte durch den Gewinn der Landesmeisterschaft in die Notizhefter der Talentscouts kommen, die ihn anschliessend mit nach Brasilien nehmen, wo er eine Weltkarriere starten könnte. Ihm gegenüber steht Mittelstürmer Kojiro Hyuga, der mit seinem übertriebenen Ego, das beinahe an Arroganz grenzt, an Zlatan Ibrahimovic erinnert. Dann, in einer emotionale Rückblende – natürlich mitten im Spielaufbau – wird klar: Hyuga will das Turnier gewinnen, um mit dem Preisgeld seine kranke Mutter und seine drei jüngeren Geschwister zu versorgen. Der Vater ist nämlich vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen – auf dem Weg zu einem Fussballspiel des damals noch kleinen Hyuga. Seit dem ist er auf sich alleine gestellt. Der geborene Kämpfer.

Das Spiel führt alle anderen bekannten Figuren aus der Serie nach und nach ein. Zudem kannst du Clips zu einzelnen Personen und ihrer Hintergrundgeschichte nachschauen. Dort erfährst du zum Beispiel, dass Tsubasa als Kind von einem Lastwagen angefahren wurde. Der Fussball, den er in den Händen hielt, hat den Aufprall jedoch gebremst und ihm so das Leben gerettet. Seitdem hat Tsubasa ein Motto: Der Fussball ist dein Freund.

Eben: Drama auf und neben dem Platz.

Arcade statt Simulation

Die eigentlichen Matches spielen sich wie die Arcade-Version von «FIFA». Realistische Ball- und Spielerphysik steht dabei weniger im Fokus als funkensprühende Tacklings oder Dribblings, die durch Minizwischensequenzen hervorgehoben werden. Und Tore werden nicht durch feines Herausspielen gemacht. Zuerst musst du den Willen des Torwarts brechen. Das schaffst du, indem du ihn mit einer Reihe scharfer Schüsse mürbe machst. Erst dann ist ein Tor möglich. Ein schönes Beispiel, wie die charmante Beknacktheit der Serie auf die Spielmechanik übertragen wurde.

Wie gesagt: Die Partien werden regelmässig von Storysequenzen unterbrochen. Etwa, wenn das gegnerische Team den Falken-Spezialangriff lanciert oder sich Tsubasa mit dem Stürmer der anderen Mannschaft darüber unterhält, dass das jetzt ein besonders schöner Spielzug gewesen war.

Trotz einiger Bugs, zum Beispiel der verschobene Text in den Menüs, und dem Fehlen einer synchronisierten Audio-Fassung – immerhin der Text ist Deutsch – machen die ersten Stunden von «Captain Tsubasa: Rise of the Champion» überraschend viel Spass. Das Spiel fängt den Geist der Serie perfekt ein und auch wenn es spielerisch nicht den Tiefgang eines «FIFA» oder «PES» liefert, so unterhält es einen Sportspielverächter wie mich hervorragend.

«Captain Tsubasa: Rise of the Champion» ist erhältlich für PC, PS4 und Switch und wurde uns von Bandai Namco zur Verfügung gestellt.

Bandai Namco Captain Tsubasa: Rise Of New Champions (Switch Lite, Switch OLED, Switch, Multilingual)
Game
CHF39.90

Bandai Namco Captain Tsubasa: Rise Of New Champions

Switch Lite, Switch OLED, Switch, Multilingual

Bandai Namco Captain Tsubasa: Rise Of New Champions (PS4, Multilingual)
Game

Bandai Namco Captain Tsubasa: Rise Of New Champions

PS4, Multilingual

Wir streamen auf Youtube und auf Twitch. Schau doch auch mal in unserem Discord-Kanal vorbei.

Damit streamen wir:

16 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


Gaming
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Gott des Gemetzels: «Ghost of Tsushima» im Livestream

    von Simon Balissat

  • Produkttest

    «Days Gone» ist generisch und repetitiv, aber trotzdem unterhaltsam

    von Philipp Rüegg

  • Produkttest

    Ihr habt gewählt: Das sind die 10 besten Games des Jahres

    von Philipp Rüegg

9 Kommentare

Avatar
later