

T-Shirts drucken bis zum Abwinken mit dem Ricoh Ri 100

Der Ricoh Ri 100 ist der erste Textildrucker in unserem Sortiment. Als passionierter T-Shirt-Bedrucker lasse ich mir die Chance nicht nehmen, das Teil etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Als Teenager habe ich mir allerlei T-Shirts selbst bedruckt. Damals mit Textilfolien zum Aufbügeln. Das Prinzip des Ricoh Ri 100 ist ähnlich. Im Gegensatz zu den Folien drucke ich aber auf die Textilien selbst und fixiere das Sujet danach in einem separaten Heizsystem.

So werden die Textilien bedruckt
Der Ricoh Ri 100 besteht aus zwei Komponenten: dem Drucker und dem Heizsystem. Der Drucker steht auf dem Heizsystem. Dieses funktioniert wie ein Backofen mit integrierter Presse. Das Druckerelement funktioniert wie ein normaler Drucker, die Düsen und Patronen sind jedoch für Textilien optimiert. Der Ri 100 hat leider keine weisse Tinte. Deshalb eignet sich der Drucker nur für weisse und helle Textilien. Zudem empfiehlt Ricoh für die gute Haftung einen möglichst hohen Baumwollanteil. Auf synthetischen Materialien haftet die Tinte nicht gut.

Will ich drucken, muss ich mein Textilteil zuerst auf der Spannvorrichtung fixieren. Die mitgelieferte Spannvorrichtung eignet sich für Kissenbezüge, Sweatshirts, T-Shirts, Poloshirts und Tragetaschen. Drucke sind bis A4 möglich.

Ich drucke in meinem Kurztest ausschliesslich T-Shirts. Dazu lege ich das Shirt mit dem gewünschten Druckbereich nach oben auf die Spannvorrichtung, schiebe überflüssigen Stoff unter die Vorrichtung und spanne das T-Shirt ein. Dann geht’s für 30 Sekunden bei 180° Celsius ins Heizsystem. Die Temperatur und die Zeit kann ich je nach Textil entsprechend einstellen. Den Hebel des Heizsystems lege ich nach links um. Damit wird mein Shirt gepresst. Wenn ich den Hebel nach rechts umlege, wird das Gedruckte fixiert. Dazu komme ich später.


Wenn die Zeit abgelaufen ist, werde ich mit einem Piepsen darüber informiert. Zusätzlich zeigt ein Countdown auf dem Display die verbleibende Zeit. Nach dem Pressen führe ich die Spannvorrichtung in den Drucker ein. Sobald die Vorrichtung einrastet, kann ich mit dem Drucken loslegen. Dazu benötige ich die Ricoh Design Software. In dieser wähle ich zunächst den Stofftyp, die -dicke, das Format und die Ausrichtung aus. In einem nächsten Schritt importiere ich mein Sujet und lege dessen Lage im Druckbereich fest. Als erstes drucke ich eine Vorlage von Ricoh.

Den Drucker habe ich per USB verbunden, eine Verbindung über WLAN oder Ethernet wäre auch möglich. Ich gebe den Auftrag an den Drucker weiter und muss jetzt nur noch am Gerät selbst den Druck bestätigen. Danach fährt das Gerät die Einspannvorrichtung ein und beginnt mit Drucken. Die dafür benötigte Zeit hängt von der Grösse des Sujets ab. Im Fall des Löwen dauert es etwa 50 Sekunden, bis der Drucker die Spannvorrichtung ausfährt und ich das Ergebnis sehe. Damit bin ich aber noch nicht fertig.

Jetzt geht das Shirt samt Spannvorrichtung wieder in das Heizsystem. Statt Pressen stelle ich den Hebel dieses mal auf Fixieren. Der Vorgang dauert für ein T-Shirt 30 Sekunden. Danach stelle ich den Hebel direkt auf Pressen. Dieses Mal für drei Minuten, wie es die Anleitung für T-Shirts empfiehlt. Danach nehme ich die Spannvorrichtung aus dem Heizelement und spanne das Shirt aus. Cool, mir grinst ein Löwe in diversen Rottönen entgegen. Die Druckqualität überzeugt mich, es sieht aus wie ein gekauftes Shirt.

Druckqualität
Als nächstes versuche ich es mit einem schwierigen Bild. Kollege Martin Jud war kürzlich in New York für die Präsentation der neuen Surface-Produkte von Microsoft. Dabei hat er sich selbst gefilmt, wie er in einem Blumenmeer über den Surface Laptop spricht. Genau dieses Bild drucke ich. Es ist nicht etwa schwierig, weil Martin drauf ist – obwohl das für den Bildprozessor bestimmt auch eine Herausforderung ist –, sondern weil das Bild viele Farben hat und sehr hell ist. Da der Ricoh 100 nicht über weisse Tinte verfügt, bin ich darauf gespannt, wie er das Bild darstellt.


Mit dem Resultat bin ich zufrieden. Klar, die Farben sind nicht ganz so knallig wie beim Original, aber das liegt an der Baumwolle als Druckunterlage und der Helligkeit des Bildes. Der schräge Vogel, der sich in den Hintergrund geschlichen hat (Martin), stört das Endergebnis ebenfalls etwas, aber im Grossen und Ganzen finde ich den Druck für die Vorlage super. Die weissen Bereiche hat der Drucker sehr gut hingekriegt. In echt hat Martin übrigens keine weissen Haare.

Die Druckqualität überzeugt mich durchs Band. Auch das grosse Futurama-Sujet kriegt der Ri 100 gut hin. Ich will wissen, wie gut die Drucke nach mehreren Waschgängen halten. Das Löwen-Shirt wasche ich fünfmal bei 30° Celsius und tumblere es danach jeweils. Auch nach den fünf Waschgängen sind die Farben noch kräftig.

Mich interessiert weiter, wie wichtig das Fixieren und anschliessende Pressen nach dem Drucken sind. Dazu drucke ich zweimal dasselbe Sujet: Den kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat. Einmal presse und fixiere ich nach dem Drucken und einmal lasse ich es bleiben. Nach nur zwei Waschgängen ist ein deutlicher Unterschied sichtbar. Das nicht fixierte und gepresste Sujet ist im Vergleich zum fixierten und gepressten ausgebleicht.

Zwei Kritikpunkte
Bei allem Lob, habe ich auch zwei Punkte am Drucken mit dem Ricoh Ri 100 auszusetzen. Obwohl der erste eher mein Fehler ist, weil ich zu wenig aufgepasst habe. Die Software liest JPEG- oder PNG-Dateien. Bei einem Druck habe ich eine PNG-Datei gewählt, weil kein JPEG vorhanden war. Ich habe die PNG-Datei eingefügt und auf der Vorschau gesehen, dass der Transparenz-Layer (das graue Schachbrettmuster bei PNGs) dargestellt wird. Ich habe mir nichts dabei gedacht und den Druck durchgeführt. Der Drucker hat mir dann tatsächlich den Transparenz-Layer mitgedruckt und so war das T-Shirt gleich von Beginn weg für den Abfall. Sehr wahrscheinlich handelte es sich nicht um ein «echtes» PNG und die Software hat das korrekt angezeigt indem sie auch den Transparenz-Layer dargestellt hat. Beim Drucken mit PNGs ist Vorsicht geboten.

Der zweite Kritikpunkt betrifft die Spannvorrichtung und sehr wahrscheinlich liegt auch das an meiner Unfähigkeit. Ich habe es nie wirklich geschafft, das T-Shirt so zu platzieren, dass ich genau dort drucke, wo ich wollte. Auch mit Tipps von Youtubern nicht.
Geiles Teil, aber an wen richtet es sich?
Ich hatte riesigen Spass mit dem Ricoh Ri 100. Die Druckqualität überzeugt mich vollends. Bei den Druck-Möglichkeiten habe ich nur an der Oberfläche gekratzt. Ich hätte noch andere Textilien ausser T-Shirts bedrucken können und etwas mit den Einstellungen spielen. Die zwei Kritikpunkte, die ich am Geräte habe, können mit etwas Übung und mehr Aufmerksamkeit leicht ausgemerzt werden.
Ich stelle mir die Frage, wer so einen Drucker braucht. Knapp 4500 Franken für das Gerät sind für eine Privatperson zu teuer. Der Drucker richtet sich eher an Kleindruckereien oder kleine Läden, die etwas mehr bieten wollen.Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Schulen oder Vereine Abnehmer sein könnten. Die kriegen mit dem Ri 100 einen guten Textildrucker.


Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.