
Sony WH-1000XM3: Kampf dem Druck auf den Ohren

An der IFA 2018 hat Sony unter anderem neue Kopfhörer vorgestellt. Die kabellosen WH-1000XM3 sind kleiner als der Vorgänger, bieten mehr Platz, laden schneller und gleichen den Druck auf den Ohren aus.
Das Flugzeug hebt ab. Der Airbus A320 bringt Videoproduzentin Stephanie Tresch und mich über die Wolken. Auf unseren Ohren sitzen, seit einigen Minuten, die neuen kabellosen Sony-Kopfhörer. Die schwarzen oder beigen Headphones, die mit vollem Namen Sony WH-1000XM3 heissen, versprechen viel. Ein erster Eindruck zeigt: Die Versprechen sind nicht ganz haltlos.
Eins vorneweg: Das hier wird kein Review zur Soundqualität werden. Denn dazu fehlt uns in der kurzen Zeit schlicht die Zeit und vor allem eines: Der Vergleich. Irgendwo in unseren Rucksäcken sind zwar In-Ear-Kopfhörer verstaut, aber Äpfel mit Birnen zu vergleichen wäre genauso schlau, wie kabelgebundene In-Ears mit Wireless Over-Ears.
Kleiner, weicher, schräger
Die XM3 sind wesentlich kleiner als die Vorgänger mit dem Namen WH-1000XM2. Dies, so sagt Sony, sei so, da die Träger der alten Modelle immer so einen blockigen Kopf bekommen haben. Daher habe der Konzern aus ästhetischen Gründen an der Grösse gespart. Dafür sind die Ohrmuscheln überarbeitet worden. Hinter den weichen Polstern, die auf deiner Haut aufliegen, sind die Lautsprechereinheiten. Diese sind so abgeschrägt worden, dass deine Ohren nach wie vor vom Kopf abstehen können, wie sie das halt tun, und so sollen praktisch alle Ohrenformen die Headphones bequem tragen können.

Da der Bügel der Over-Ear-Kopfhörer nun tendenziell eher auf dem Kopf aufliegt, haben die Kopfhörer-Engineers Sonys das Polster dicker gemacht, das auf deiner Schädeldecke aufliegen könnte.
Der erste Eindruck im Airbus: Funktioniert. Die Kopfhörer sind bequem zum Punkt, an dem ich mich an nichts störe.
Die bessere Technologie im Innern
Nur Komfort und Grösse alleine reicht nicht aus, um ein neues Modell auf den Markt zu werfen. Das weiss Sony auch. Daher kommen die XM3 mit verbessertem Noise Cancelling daher. Vor allem menschliche Stimmen sollen besser herausgefiltert und ausgeblendet werden. Das funktioniert ganz gut. Ich höre zwar, dass der Pilot eine Ansage macht, aber nicht, was er sagt. Wenn ich ehrlich bin, ist mir das Noise Cancelling genug. So sehr ich mich musikalisch gerne von der Aussenwelt abschotte, so möchte ich doch gerne wichtige Dinge zumindest so mitbekommen, dass ich entweder die Handfläche auf die rechte Ohrmuschel lege um das Noise Cancelling zu deaktivieren oder – so richtig altmodisch – die Kopfhörer einfach schnell von meinen Ohren entferne.

Ein komplett neues Feature, so heisst es an der IFA, sei der Druckausgleich, den die Kopfhörer automatisch vornehmen. Daher auch die ganze Sache mit dem Flugzeug. Während die Passagiere in die Sitze gedrückt werden und der Airbus an Höhe gewinnt, teste ich dieses Feature. Ganz ohne Druckausgleich komme ich nicht über die Wolkendecke hinaus. Zweimal muss ich leicht gähnen, aber im Vergleich zu einem kopfhörerlosen Start sind das Welten. Selbst wenn Sony sonst nichts verändert hätte, für einen Vielflieger wie mich lohnt sich ein zweiter Blick auf die XM3.
Endlich USB-C
Es sind die kleinen Dinge, die Sony sonst verbessert oder verändert hat. Die Knöpfe neben dem 3.5mm-Jack an der linken Ohrmuschel sind nun nicht mehr ins Gehäuse eingelassen, sondern stehen hervor, sind also besser ertastbar. Das ist aber nur ein kosmetisches Detail.

Der wirkliche Nutzen ist in der rechten Muschel verbaut. Denn dort ist ein USB-C-Anschluss. Damit kannst du deinen Kopfhörer mit dem selben Kabel laden, das die meisten Smartphones lädt. Noch besser: Mit USB-C können mehr Strom und mehr Daten durch den Anschluss gejagt werden. Das bedeutet: Schnelleres laden. Sony behauptet, dass mit 10 Minuten Ladezeit fünf Stunden Wiedergabezeit in den 1000XM3 gepumpt werden kann. Nice.
Mit der Zeit wird es aber etwas heiss unter den beigen Hörern. Trifft sich daher gut, dass der Pilot zur Landung ansetzt. Auch bei der Landung: Nur ganz wenig Druckausgleich nötig.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.