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S Pen zu leicht? Ich baue einen Smart Pen für das Samsung Galaxy Note 8

Das Samsung Galaxy Note 8 kommt mit einem Stift daher, der sich wirklich nicht toll anfühlt. Da der südkoreanische Hersteller aber an seinem Ökosystem werkelt, werkle ich daran, die Teile des Ökosystems umzubauen. So kann ich einen Samsung S Pen in einen Kugelschreiber verbauen.

Im Review des Samsung Galaxy Note 8 kommt das Phone extrem gut weg. Sackstarke Hardware, grossartige Kamera und als einziges Phone der aktuellen Generation Flaggschiffe hat es einen Stift verbaut. Ohne, dass es an Wasserdichte verliert, wohlbemerkt. Aber: Der verbaute Stift fühlt sich viel zu leicht und zu dünn an. Kann gut sein, dass dir der Stift keine Sorgen macht, aber ich bin Journalist und heikel wenn es um Stifte geht. Mein aktueller Stift ist ein Lamy mit Holzschaft, massig und breit. So ziemlich das Gegenteil des Samsung S Pen.

Samsung selbst hat das im vergangenen Februar auch schon realisiert, mit dem Stifthersteller Staedtler gemeinsame Sache gemacht und einen Bleistift mit Digitaltechnologie ausgestattet. Es ist dieser Stift, der mir die Idee gegeben hat. Hersteller arbeiten ja immer wirtschaftlich, damit die Marge auf den Verkaufspreis möglichst hoch bleibt. Daher bin ich in meinem Kopf mal davon ausgegangen, dass ein S Pen im Wesentlichen aus zwei Elementen besteht, die voneinander unabhängig funktionieren können.

  1. Die Hülle
  2. Die digitale Mine

Weiter konnte ich daraus schliessen, dass ich wohl in der Lage bin, den S Pen auseinanderzunehmen und die Mine in einen anderen Stift zu verpflanzen. Nach einiger Planung und dem wiederholten Gedanken «Was kann da schon schiefgehen», mache ich mich mit Video Producer Stephanie Tresch auf ins Zürcher Dynamo. Was viele vielleicht nicht wissen: Das Dynamo hat eine offene Werkstatt, in der jeder seine Projekte verwirklichen kann. Das Dynamo stellt Werkzeug – auch grosse Dinge wie Schweissfackeln und Sandstrahler – zur Verfügung, und du kannst damit werkeln.

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Böse Zungen aus den Reihen der Redaktion behaupten, dass ich nicht auf so eine Werkstatt losgelassen werden sollte. Ich sehe das Problem nicht. Denn «What could possibly go wrong?»

Ich verstehe Stephanies Instruktion von wegen «Mach bloss keinen Scheiss. Ich habe hier teures Kamera-Equipment, das heil bleiben muss» nicht.

Zentimeter um Zentimeter

Das erste Problem finde ich noch, bevor ich mit dem Laubsägeli an die Arbeit gehe. Ich habe keine Ahnung, wo genau die Platine der Mine beginnt. Ich schätze mal drauf los und meine, dass bis zur Rille am Stift keine Mine ist. Dennoch will ich vorsichtig sein und nicht einfach drauflossägen. Ich säge also mal ein kleines Stückchen hinten am S Pen ab.

Meine erste Vermutung, wo die Mine liegen könnte

Ich hoffe, dass Samsung nicht auf Materialverschwendung setzt und den für die Mine gelassenen Hohlraum bis oben durchzieht, weil wenn das der Fall ist, dann kann ich vielleicht hinten reinblicken und sehen, wo die Mine endet.

Ich will daran erinnern, dass ich keine Ahnung habe, was ich eigentlich gerade tue. Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob ich das Projekt in dieser Form anpacken würde, wenn ich all die Einzelteile selbst kaufen müsste. Denn ich bin mir schon eingangs fast sicher, dass ich nur einen Proof-of-Concept und kein fertiges Produkt hinkriegen würde. Dafür wären wohl noch einige Iterationen des Projekts «S Ballpoint Pen» notwendig.

Nach dem ersten Schnitt kommt die Ernüchterung. Ja, der Stift ist hohl, aber blöderweise sehe ich nichts. Der Hohlraum ist kreuzförmig und hat einen Durchmesser von vielleicht zwei Millimetern. Ich habe zwar nichts angesägt, aber ich bin kein bisschen schlauer, wo genau ich sägen darf und wo nicht. Daher mache ich mal Scheibe um Scheibe weiter. Mit jedem Ansetzen werde ich nervöser. Irgendwo muss doch die verdammte Platine anfangen. Mit jeder Scheibe, die in den Lederfetzen unter der Werkbank fällt, komme ich der Platine näher. Wenn ich zu weit säge, habe ich meinen einzigen S Pen versaut. Experiment vorbei. Alles kaputt.

Am Ende stellt sich raus, dass ich fast recht hatte. Die Platine, von mir auch einfach Mine genannt, ist noch viel kürzer als angenommen. In etwa sieht das so aus.

Die Platine ist eigentlich ganz klein

Sie geht von der Spitze bis etwa einen Drittel entlang des Stifts. Trotzdem rate ich zur Vorsicht. Schneide lieber Scheibchen um Scheibchen ab. Der Plastik des Pens lässt sich extrem gut schneiden, also dürfte das nicht zu lange gehen.

Die Mine kann ich recht einfach aus dem Schaft entfernen, aber ich brauche etwas Kraft dafür. Verklebt scheint sie nicht zu sein, aber gut in den Plastik eingebettet. Aber mir wird klar: Ich verliere den Knopf an der Seite des Pens. Den kann ich nämlich nicht auf dem Stift simulieren. Das scheint mir aber nicht weiter schlimm, weil der Staedtler-Smart-Pen kommt auch ohne aus und ich bezweifle stark, dass Samsung und/oder Staedtler das zugelassen hätten, wenn Funktionalität unwiederbringlich und unmitigierbar verloren ginge.

Der Einbau in den Stift

Die ausgebaute Platine, meine Mine, in den Kugelschreiber einzubauen, ist einfach. Es gibt da nur zwei oder drei kleine Tücken. Ich habe absichtlich einen Stift genommen, der etwas breiter ist, damit ich die Platine hoffentlich ohne Weiteres darin unterbringen kann. Denn die meisten Kugelschreiberminen sind schlanker als die Platine.

Zudem liegt der Caran-d’Ache-Stift einfach so richtig gut in der Hand.

Also schraube ich am Stift die Spitze ab, nehme die Feder und die Mine raus und bohre die Spitze aus. Eine Öffnung von 4 Millimetern tut es hier. Die Mine befestige ich im Innern der Spitze und des Stifts mit Sugru.

Für die, die Sugru nicht kennen. Sugru ist sowas wie Knetmasse, aber verhärtet innerhalb von 24 Stunden. Sugru wurde von Jane Ní Dhulchaointigh, einer irischen Produktdesignerin aus Kilkenny, erfunden. Der Name ist dem Gälischen «súgradh» entlehnt, was übersetzt «spielen» bedeutet. Und du kannst das drüben bei Galaxus kaufen. Ich meine, du solltest das kaufen. Weil Sugru ist super.

Da mache ich aber einen kapitalen Fehler. Spätestens hier wird das Projekt zum Proof of Concept und nicht zum finalen Produkt. Denn eine der vielen Eigenschaften Sugrus ist die Isolation. Das Teil isoliert elektrischen Strom. Ich brauche den aber, damit der Pen mit Strom versorgt wird. Wenn du also das Projekt angehen willst, dann befestige den Stift am oberen Ende mit Sugru und fixiere die Spitze unten im Stift mit etwas, das nicht isoliert.

Zudem hat der Stift eine Metallspitze, was der ganzen Sache auch nicht gerade dienlich ist. Aber immerhin, wenn ich die Spitze weiter aus dem Stift ziehe und den Sugru abputze, dann geht das super. Sieht einfach nicht elegant aus. Proof of Concept halt.

Am Ende habe ich etwas, das einwandfrei funktioniert, aber doch noch mindestens eine weitere Iteration benötigt. Doch ich muss mich anderen Projekten widmen und Stephanie hat auch andere Drehs geplant. Wenn du aber unbedingt willst, dass wir das Projekt sauber zu Ende bringen, dann lass es uns in den Kommentaren wissen. Oder aber: Was sollen wir als nächstes bauen? Für Ideen sind wir zu haben.

Zudem wollen wir wissen: Was hast du schon gebaut? Weil sowas macht extrem Spass, oder?

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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