Review: Apples iPhone 11 überzeugt – günstig ist aber anders
Hält das iPhone 11 das Versprechen des günstigen iPhones? Ja und nein. Hard- und Software lassen kaum zu wünschen übrig. Das Kamerasystem ist vielfältig und gut. Aber für den Preis kriegst du’s woanders auch – wenn nicht besser.
Vor etwas mehr als einen Monat habe ich über meine ersten Eindrücke mit dem iPhone 11 berichtet. Das Phone habe ich dort als «das Apple-Smartphone für jedermann» bezeichnet, weil es viel günstiger als seine Geschwister ist aber gleichzeitig die wichtigsten Features teilt.
Mittlerweile haben sich die Eindrücke bestätigt. Das iPhone 11 ist geil und macht saumässig Spass. Das Problem: Günstig ist es nicht. Jedenfalls nicht so günstig, wie Apple es uns während dem Launch-Event hat glauben lassen wollen. Gerade im Vergleich mit anderen Flaggschiff-Phones der Konkurrenz. Das trübt den eigentlich positiven Gesamteindruck, weil ich mich trotz aller Begeisterung etwas verarscht fühle.
Wieviel günstiger ist das iPhone 11 wirklich?
Einverstanden: Die 809 Franken, die du momentan fürs iPhone 11 mit 64 GB Systemspeicher hinblätterst, klingen erstmal gar nicht so schlecht. Ob du das iPhone 11 Pro brauchst? Ich finde nicht. Das behaupte ich, weil ich seit etwas mehr als einem Monat mit dem iPhone 11 rumlaufe und nicht das Gefühl habe, auf die Pro-Version mit dem zusätzlichen Teleobjektiv angewiesen zu sein. Hängt natürlich davon ab, ob du genau wegen dem Teleobjektiv mit dem Pro-Modell liebäugelst.
Vergleichstabelle: Klick!
Sicher, die etwas bessere Akkulaufzeit und das AMOLED-Display des Pro-Modells gefallen. Den happigen Aufpreis von 390 Franken rechtfertigen sie nicht. Greifst du zum iPhone Pro Max, sind es sogar 490 Franken. Lächerlich. Gerade, weil du zum Preis des iPhone 11 bei der Konkurrenz genau dasselbe bekommst wie beim iPhone 11 Pro. Teils sogar mehr.
Fangen wir beim Display an. Das iPhone 11 hat kein AMOLED-Screen wie bei der Konkurrenz in ähnlicher Preisklasse, sondern «nur» ein LCD-Panel.
iPhone 11
- Liquid Retina HD Display
- Auflösung: 1792×828 Pixel
- Pixeldichte: 326ppi
- Kontrastverhältnis: 1400:1
- Maximale Helligkeit: 625 Nits
Beim OnePlus 7T Pro, das ebenfalls erst seit kurzem auf dem Markt ist, kriegst du zum fast gleichen Preis ein AMOLED-Screen, das mit seinem 6,67-Zoll-Display nicht nur grösser ist, sondern auch eine höhere Pixeldichte hat; das Bild ist schärfer.
One Plus 7T Pro
- AMOLED Display
- Auflösung: 3120×1440 Pixel
- Pixeldichte: 516ppi
- Maximale Helligkeit: 1000 Nits
Und das ist nur einer von vielen Smartphone-Konkurrenten aus dem asiatischen Raum, die es Display technisch besser machen und meistens nicht teurer sind als das iPhone 11.
Das da oben soll aber nicht polemisch rüberkommen. Nein, ich habe mir in den vergangenen Wochen zu keinem Zeitpunkt gedacht: Jesses, ist das ein mieser Bildschirm. Im Gegenteil. Einmal sagte ich zu Kollege Phil, dass das LCD des iPhones fast so schön knallige Farben macht wie mein privates OnePlus 6T mit seinem AMOLED-Display.
Schlecht ist das Display des iPhone 11 also nicht: Pixeldichte-Unterschiede auf so kleinen Screens siehst du kaum von blossem Auge, und tagsüber hatte ich nie das Gefühl, dass das iPhone 11 zu wenig hell strahlt. Trotzdem: Wenn ich mehr als 800 Franken für ein Phone ausgebe, dann erwarte ich die beste Displaytechnologie.
Apropos Display: Apple sprach beim Launch der neuen iPhones vom robustesten Glas, das sie je verbaut haben. Bei einem Sturz soll es nicht mehr so leicht zersplittern. Robust heisst in diesem Zusammenhang eher «weich» im Sinne von «weniger spröde», damit die Vibration eines heftigen Aufpralls besser absorbiert wird. Das ist super, dafür zerkratzt das neue Glas rascher, wie ich bereits festgestellt habe. Ich und viele andere iPhone-11-Nutzer auch.
Mich nerven aber andere Dinge. Zum Beispiel, dass das iPhone 11 zwar «Fast Charge» könnte, zum Lieferumfang aber nur das langsame 5-Watt-Netzteil gehört. Willst du fastchargen, musst du dir ein separates 18-Watt-Netzteil für etwa 35 Franken kaufen. Einen Dongle, um die Lightning-Schnittstelle Apples mit einem 3,5mm Jack zu verbinden, suchst du vergeblich in der Verpackung – nochmals 13 Franken, die du bei der Konkurrenz meistens nicht hinblätterst.
Aber das Nervigste: Da ist kein erweiterbarer Speicher. Gibt’s bei Apple nie. Wieso nicht? Plane ich das Phone mehr als zwei Jahre lang zu behalten und es an seine Kapazitätsgrenzen zu bringen, muss ich gezwungenermassen auf ein iPhone-Modell mit mehr Systemspeicher zurückgreifen. Aus dem «günstigen» 800-Franken-iPhone-11 wird plötzlich das 879 Franken oder gar 999 Franken teure iPhone 11 mit 128 GB respektive 256 GB Systemspeicher. Das OnePlus 7T Pro hat 256 GB Systemspeicher für 807 Franken.
Nein, das iPhone 11 ist nicht günstig. Es lässt dir zwar die Wahl, ob du auf gewisse Features wie AMOLED-Display oder den grossen Systemspeicher verzichten kannst, um dir eine tatsächlich günstigere iPhone-Version anzubieten. Aber wenn du ausschliesslich Flagship-Specs willst, dann gibst du locker 1000 Franken und mehr aus.
Sag du mir, ob du das iPhone 11 immer noch ein günstiges Smartphone findest.
Trotzdem: Die Apple-Experience zieht
Ein Gefühl werde ich jenseits der Diskussion, ob das iPhone 11 günstig ist oder nicht, dennoch nicht los: dass ich vom Phone begeisterter bin, als ich es sein sollte. Gerade designmässig. Denn die Smartphone-Hersteller aus Cupertino, Kalifornien, erfinden überhaupt nichts neu. Und obwohl ich es immer noch recht teuer finde, mag ich das iPhone 11 auf Anhieb.
Kleiner Kasten mit abgerundeten Ecken? Check. Doppel-Kamera-Knubbel auf der Rückseite? Jawoll. In Aluminium gefasste Glashülle? Auch das hatten wir schon. Ich müsste eigentlich angewidert sein ob so wenig Innovation. Nur bin ich es nicht. Ich mag, wie sich die 194 Gramm, die mir ein angenehmes «Ja, hier steckt etwas drin, das Power hat» vermitteln, in Händen anfühlen. Die 8.3mm-Dicke ist perfekt. Das Glas lässt das iPhone edel wirken.
Formvollendung.
Beim Aktivieren des Screens ein Dämpfer: Ein dicker, schwarzer Rahmen um das Display herum lässt das Phone wirken, als ob es in eine Schutzhülle gepackt worden wäre. Weniger «Infinity»-Feeling à la Samsung Galaxy S10+ oder Huawei P30 Pro wäre ja nicht mal aus Versehen möglich. Eigentlich sollte ich genervt sein. Bin es aber nicht. Schon wieder dieses Gefühl, dass ich vom iPhone zu begeistert bin.
Aber die Apps öffnen sich geschmeidig und elegant, perfekt animiert bis ins kleinste Detail. Offene Tabs schweben nebeneinander, wenn du hin- und herwischst. Nichts stockt. Nichts verzögert. Es läuft einfach rund. Harmonie zwischen Hard- und Software. Ganz ehrlich: Mir ist es ein Rätsel, wie sich so viel Minimalismus auf einem 6,1-Zoll-Display so gut anfühlen kann.
Ich nenne das mal die Apple Experience.
Ein Begriff, der dem Marketing-Manager, der ich in einem anderen Leben mal gewesen bin, gefallen würde. Ich benutze ihn etwas widerwillig. Nicht aus Freude an Marketing-Bla. Ich hasse Marketing-Bla. Aber mir fällt nichts besseres ein, um dir das oben beschriebene Gefühl auf den Punkt zu bringen. Das Gefühl, etwas ganz besonderes in Händen zu halten.
Dass alles so rund läuft, liegt am neuen System-on-a-Chip (SoC) im iPhone 11: dem A13 Bionic Chip der dritten Generation. Laut Apple «der schnellste Smartphone-Chip aller Zeiten». Klingt grosskotzig. Aber der A13 Bionic ist laut diversen Benchmarktests tatsächlich schneller als der sauschnelle Snapdragon 855 Plus von Qualcomm. Den findest du zum Beispiel im OnePlus 7T Pro.
Im Alltagstest tendiere ich dazu, die nackten Zahlen zu bestätigen: Kein einziges Mal habe ich es geschafft, das iPhone 11 an seine Leistungsgrenzen zu bringen. Weder bei ressourcenlastigen Games wie «Angry Birds AR» und «Asphalt 9: Legends» – beide laufen mit einer geschmeidigen Flüssigkeit, wie ich es noch nie erlebt habe –, noch beim Filmen in UHD-Auflösung bei 60 FPS. Selbst dann nicht, wenn über ein Dutzend Apps im Hintergrund laufen. Und das, obwohl das iPhone 11 «nur» 4 GB RAM Arbeitsspeicher hat. Ich bin beeindruckt.
Aber offenbar sorgen diese 4 GB RAM für Ärger. The Verge und Forbes berichten, dass seit dem neuesten Update auf iOS 13.2 im Hintergrund laufende Apps viel zu aggressiv gekillt werden. Damit sei Multitasking unmöglich, so die Berichte.
Das gab’s schon vorher. Gerade, wenn du eine im Hintergrund laufende Apps mehrere Stunden oder gar Tage nicht benutzt hast. Der begrenzte Arbeitsspeicher schliesst dann die im Hintergrund laufende App, um Ressourcen für die aktuell laufenden Apps freizuschaufeln. Nur soll es seit dem Update nicht mehr Stunden oder Tage dauern, bis es soweit ist, sondern Minuten. Besonders, wenn die ressourcenfressende Kamera-App geöffnet wird.
Das habe ich im Video oben ausprobiert. Tatsächlich geht es nach dem Öffnen der Kamera bei vielen im Hintergrund laufenden Apps nicht dort weiter, wo ich sie verlassen habe. Besonders Spiele laden sich meistens neu. So zeigen sich die Grenzen der 4 GB RAM. Aber: Apps, die ich Minuten und nicht Stunden zuvor in den Hintergrund geschoben habe, öffnen sich immer noch am genau gleichen Ort wie vorher. Ganz so dramatisch, wie es in den Berichten dargestellt wird, ist es also nicht.
Update 8.11.2019, 8.45 Uhr: Apple bringt das iOS 13.2.2 Update, das die Multitasking-Probleme lösen will. Ich hab's ausprobiert. Einen notablen Unterschied stelle ich kaum fest. Ich fand's aber vorher schon nicht so dramatisch wie in den Berichten, entsprechend ändert sich nach dem Update – zumindest für mich – nicht viel. An die iPhone-11-Besitzer: Wie sind eure Erfahrungen?
Was mich sowieso am meisten beeindruckt, ist, dass der Chip nicht nur schnell, sondern effizient wie sonstwas arbeitet. Denn obwohl die Akkukapazität «nur» 3110 mAh beträgt, ist es kaum totzukriegen. Selten habe ich das iPhone 11 mehr als alle zwei Tage aufladen müssen. Das kenne ich auch von anderen Flagship-Phones, beispielsweise vom Samsung Galaxy S10+. Das hat aber auch eine Akkukapazität von 4100 mAh. Dass das iPhone 11 trotz kleinerem Akku genauso lange läuft, spricht für seine Effizienz.
Ja, was Apple da unter der Haube liefert, kann sich sehen lassen. Plötzlich finde ich es doch nicht mehr so eigenartig, dass ich das Phone 11 so sehr mag.
Rundum zufriedenstellendes Kamerasystem
Kameratechnisch macht das iPhone 11 nicht viel falsch. Das beste Kamerasystem der Welt findest du zwar nicht, aber den Abstand zur Konkurrenz Huaweis und Samsungs ist deutlich geringer geworden.
Alle untenstehenden Fotos findest du hier in Original-Auflösung.
Hauptkamera mit Weitwinkel-Objektiv
- Hauptkamera 1: 12 Megapixel Weitwinkel (f/1.8)
- Bildstabilisator vorhanden
Die Anzahl Megapixel ist nicht so hoch wie bei den anderen Flagship-Phones anno 2019. Hast du aber nicht vor, kleine Bildausschnitte zu vergrössern und auf einen UHD-Fernseher anzugucken, bist du gar nicht zwingend darauf angewiesen: 12 Megapixel entsprechen bei Apples Bildformat einer Auflösung von 4032×3024 Pixeln. Reicht mir vollkommen aus. In zwei bis drei Jahren, wenn die meisten Fernseher 8K-aufgelöst sind, sollte Apple aber nachrüsten.
Im Automatik-Modus zeigt die Kamera eine ausgewogene Farbwiedergabe, die das knallige Morgenrot am obigen Oktobermorgen realitätsgetreu eingefangen hat. Solche Szenarien kommen dem iPhone 11 entgegen: Meistens knipst es Bilder mit einem warmen, gelblichen Farbton.
Eine angenehme Abwechslung. Die meisten Phones, die ich teste, machen eher kalte Bilder mit Blaustich. Gelbstich finde ich besser; vor dem Instagram-Post oder Fotopapier-Ausdruck würde ich trotzdem mit einer Bildbearbeitungssoftware den Gelbstich etwas korrigieren.
Hauptkamera mit Ultra-Weitwinkel-Objektiv
- Hauptkamera 2: 12 Megapixel Ultra-Weitwinkel (f/2.4)
- Kein Bildstabilisator vorhanden
Mächtig viel Spass macht das Fotografieren mit dem Ultra-Weitwinkel-Objektiv. Beim iPhone 11 heisst das: 120° Sichtfeld. Am sinnvollsten eingesetzt ist es dann, wenn du einem Foto mehr Tiefe geben willst – nicht etwa Breite. Ultra-Weitwinkel-Fotos haben nämlich oft etwas verzogene Ecken. Das ist normal, heisst aber für dich, das der Fokus eben auf die Tiefe im Bild liegen sollte.
Schau, Weitwinkel-Objektiv:
Und hier Ultra-Weitwinkel-Objektiv:
Das zweite Bild ist besser, weil die Ultra-Weitwinkel-Verzerrung der Perspektive mehr Tiefe gibt, sie spannender und weniger flach macht. Tückisch ist sie dann, wenn sich etwas nahe an der Kamera befindet. Das Geländer unten rechts etwa. Im Idealfall positionierst du dich also vor dem Geländer.
Was ich allerdings tatsächlich nicht verstehe, ist, woher die Unschärfe mit den verschwommenen Farben kommt, die bei vielen meiner Ultra-Weitwinkel-Fotos oben links zu sehen ist. Achtest du darauf, fällt’s sofort auf. Ich finde es aber nicht dramatisch genug, um mir den Spass am Ultra-Weitwinkel-Objektiv nehmen zu lassen.
Trotzdem: Wenn du eine Idee hast, woher das kommt, darfst du das sehr gerne in die Kommentarspalte schreiben.
Intelligenter HDR-Modus
Ebenfalls gut sehen Bilder aus, bei denen der intelligente HDR-Modus für eine ausgeglichene Belichtung sorgt. Intelligent, weil du ihn nicht manuell aktivieren oder deaktivieren musst. Das ist dann nützlich, wenn du einen dunklen Vordergrund mit einem hellen Hintergrund fotografieren willst.
Warum mir Apple aber nicht selber die Wahl lässt, wann ich HDR aktivieren oder deaktivieren will, verstehe ich nicht.
Beeindruckender Nachtmodus
Absolut genial finde ich den Nachtmodus des iPhones. Gerade, wenn ich ihn mit demjenigen meines privaten OnePlus 6T vergleiche. Gut, es gibt fairere Vergleiche. Aber das 6T-Modell ist noch kein Jahr alt. Dazu hat OnePlus damals recht grossmundig mit dem Slogan «capture the night» geworben. Darum erwarte ich keine deutlichen Unterschiede.
Ich liege falsch.
Das iPhone gewinnt den Vergleich haushoch. Und bevor jemand sagt: «Bist du dir sicher, dass Nacht so aussieht, wie im Nachtmodus da oben?» Nein, tut sie nicht. «Nacht» ist in der Realität einfach schwarz. Wenn ich den Nachtmodus benutze, dann, weil ich etwas fotografieren will, das nicht einfach schwarz wie die Nacht ist.
Jedenfalls sagt mir der Vergleich, dass das, was Apple mit dem iPhone 11 da liefert, sich absolut sehen lassen kann.
Frontkamera mit anständigen Selfies
Diesen Teil mag ich nicht. Ich bin kein Selfie-Fan. Mir reicht es vollkommen aus, meine Visage morgens und abends im Spiegel zu sehen. Ich brauche keine zusätzlichen Fotos von ihr. Für das Review mache ich eine Ausnahme.
- Frontkamera: 12 Megapixel Ultra-Weitwinkel (f/2.2)
Die Lichtstärke von f/2.2 ist hoch. Fotos bei wenig Licht verwackelt es regelmässig. Bei guten Lichtverhältnissen hingegen bin ich überrascht, wie wenig Mühe die Software, welche die künstliche Tiefenunschärfe berechnet, mit den Konturen meines Ichs haben:
Nur dort, wo ein paar vereinzelte Haare wie besoffen in der Gegend rumstehen sowie bei den Schultern, hat Apples Software nicht ganz kapiert, wo ich anfange und wo der Hintergrund aufhört.
Insgesamt kann ich aber mit der Selfie-Qualität im Portraitmodus gut leben.
Deep Fusion für bessere Qualität bei wenig Licht
Seit dem kürzlich erfolgten iOS 13.2 Update auf allen Apple-Geräten sollen Fotos bei wenig Licht deutlich mehr Details haben und besser ausgeleuchtet sein – Apples eigene Worte. Ach ja: Der Deep-Fusion-Modus aktiviert sich von alleine, wenn nötig.
Glücklicherweise habe ich das Update vor dem Schreiben dieser Review noch nicht gemacht; so habe ich Fotos vor- und nach dem Update machen und vergleichen können. Unterschiede in Punkto Detail oder Farbdarstellung konnte ich aber keine erkennen. Halb habe ich erwartet, im Hintergrund, wo’s dunkel ist und wenn ich stark ins Bild reinzoome, deutlich weniger Rauschen zu sehen. Aber das sieht zwei Mal genau gleich aus.
Entweder habe ich etwas falsch gemacht, oder Apple hat den Mund viel zu voll genommen.
Wenn das keine Low-Light-Situation ist, dann weiss ich auch nicht, was eine wäre. Mache ich etwas falsch?
5-facher digitaler Zoom überzeugt mich nicht
Zum Schluss noch ein genauer Blick auf den digitalen Zoom. Zuerst ein Foto des Schiffbaus in Zürich im Automatik-Modus:
Links ein vergrösserter Bildausschnitt, rechts der fünffache digitale Zoom des iPhones:
Mir fällt da schon auf, dass das Bild im digitalen Zoom seltsam knallig wirkt. Überhaupt wirken die Details und Farben verwaschen wie bei einem Ölgemälde. Liebe Software, was auch immer du da rechnest – rechne nochmal.
Richtig offensichtlich werden die Qualitätsunterschiede, wenn ich im digital gezoomten Bild einen Bildausschnitt vergrössere und dann mit dem Original vergleiche, wo ich den gleichen Ausschnitt ein zweites Mal vergrössere.
Sowohl beim Abfalleimer als auch bei der Karosserie des silbernen Autos dahinter siehst du rechts klare Abstufungen bei den Kanten. Wenn du mich fragst: Willst du ranzoomen, dann arbeite lieber nicht mit dem digitalen Zoom. Mach stattdessen ein normales Foto und vergrössere später den gewünschten Bildausschnitt.
Nochmals: Alle obenstehenden Fotos findest du hier in Original-Auflösung.
Fazit: Top Phone. Allerdings nicht günstig
Das iPhone 11 ist ein sehr gutes Smartphone. Das sage ich als jemand, der in der Regel bei Android-Phones zuhause ist. Darum habe ich es dem iPhone 11 nicht leicht gemacht. Die meisten Smartphones, die ich teste, hinterlassen nämlich so ein «das Phone ist ganz okay»-Gefühl: Sie machen alles gut, nichts falsch – aber auch nichts wirklich einzigartig.
Das Gefühl hatte ich beim iPhone 11 nie. Vielleicht, weil Apples iOS die Bühne ist, die nur Apple hat und die sich Apple mit keinem Hersteller teilen muss. Und auf dieser Bühne spielen die Kalifornier ihre Stärken aus: Hard- und Software harmonieren perfekt, laufen auch bei ressourcenfressenden Apps geschmeidig wie Seide und der Akku hält locker ein, zwei Tage durch. Dazu ein Kamera-Set-Up, das vielfältig und gut ist. Viel mehr will ich gar nicht von einem Smartphone.
Trotzdem: Lass dich nicht von jenen blenden, die vom «günstigen» iPhone sprechen. Du kriegst zwar das iPhone 11 für einen ähnlichen Preis wie andere Flagship-Phones aus Asien, aber mit deutlich weniger Umfang: Kein AMOLED-Display, geringere Auflösung, viel weniger Systemspeicher, der nicht mal erweiterbar ist, und Netzteil sowie Dongle zum Fastchargen oder Musikhören musst du erst noch dazukaufen.
Günstig ist anders.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»