
Produkttest
Netgear EX8000: Stabiles Wifi im Einfamilienhaus könnte so einfach sein – könnte
von Philipp Rüegg
Internet im ganzen Zuhause: schnell, zuverlässig und ohne komplizierten Einrichtungsprozess. Jeder wünscht sichs und US-Hersteller Plume verspricht es. Das System mit erweiterbaren Pods funktioniert erstaunlich gut, hat aber entscheidende Nachteile.
Die Plume Pods sind ein Mesh-System. Es besteht aus mehreren kleinen Steckern und lässt sich beliebig erweitern. Ich habs in einem mehrstöckigen Haus ausprobiert.
Die Variante, die uns der Hersteller zum Testen zur Verfügung gestellt hat, besteht aus sechs Pods. Du kannst so wenige und so viele davon benutzen wie du möchtest. Es handelt sich dabei um ein Dual-Band-System (802.11a/n/ac 5GHz und 802.11b/g/n 2.4GHz). Die Pods sind identisch und besitzen alle einen RJ45-Netzwerkanschluss. Einen davon verbindest du mit deinem Router. Falls du wie ich neben Wifi- auch ein Kabel-Netzwerk installiert hast, kannst du die Pods auch an einer beliebigen Netzwerkbuchse anschliessen. Die restlichen Pods habe ich so im Haus verteilt, dass ich möglichst alle Räume gleichmässig abdecke. Sie müssen nicht mit dem Kabel angeschlossen werden, da sie sich übers Wifi mit dem Hauptpod verbinden.
Anschliessend lädst du dir die Plume-App für Android oder iOS herunter und folgst der Anleitung. Ich hab die Android-Version ausprobiert. Der Prozess ist kinderleicht. Du benötigst allerdings einen Plume-Account. Hast du diesen erstellt, sollte die App selbstständig alle angeschlossenen Pods erkennen und ein Netzwerk aufsetzen. Die Pods benötigen rund eine Minute bis sie betriebsbereit sind. Bei mir funktionierte die Einrichtung auf Anhieb und nach wenigen Minuten konnte ich mich mit dem neuen Netzwerk verbinden.
Wenn du mal einen Pod aus- und einsteckst, verbindet er sich wieder automatisch.
Das Netzwerk wird ausschliesslich über die App gesteuert. Standardmässig sind die Pods bei mir im (Auto-) Bridge-Modus, da mein bestehender Router vorgeschaltet ist. Hätte ich beispielsweise ein separates Kabelmodem, könnte ich das direkt an die Plume Pods anschliessen. Dann würde der Hauptpod als Router fungieren. Du kannst Plume auch als Extender für dein bestehendes Netz einsetzen. Ich habe ein zusätzliches Netzwerk zu meinem bestehenden erstellt, um Vergleichstests durchführen zu können.
Viele Optionen bietet die App nicht. Keine Portweiterleitungen, Bandbreitenpriorisierungen oder sonstige Einstellungsmöglichkeiten. Für fortgeschrittene User gibt es hier nicht viel zu sehen. Dafür ist die App aufgeräumt und übersichtlich. In den erweiterten Einstellungen verbirgt sich ausserdem die Option, einen Adblocker für das gesamte Netzwerk zu aktivieren. Damit kriegst du weder auf dem Smartphone Werbung noch auf sonst einem Gerät im Netzwerk. Definitiv ein Feature, das ich bei meinem Router vermisse.
Die Pods lassen sich individuell benennen. Daran habe ich beim Einrichten natürlich nicht gedacht, weshalb ich nun keine Ahnung habe, welche Nummer wo steht. Plume hat aber auch daran gedacht. Gehe in die Beschriftungsoption und halte danach das Smartphone nahe an einen Pod. Schon wird er erkannt und du kannst den Namen anpassen.
Die App zeigt zudem dein Netzwerk in einer hübschen Galaxie-Ansicht mit den jeweiligen Pods. Ein kleiner Punkt signalisiert, mit welchen Pod du gerade verbunden bist.
Für den Leistungstest habe ich Signalstärke, Ping und Geschwindigkeit mit den Apps «Speedtest» von Ookla sowie «Network Signal Info» an verschiedene Stellen im Haus gemessen.
Beim Testen wurde mir schnell klar, dass jedes grössere Zimmer einen eigenen Pod benötigt. Sonst fällt die Leistung stark ab. Ausserdem zeigt sich, dass der Hauptpod, der per Kabel mit dem Router verbunden ist, der einzige ist, der wirklich hohe Geschwindigkeiten erzeugt. Der Rest kommt nicht über 60 Mbps heraus. Das reicht allerdings immer noch für das Streamen von UHD-Videos.
Im Vergleich dazu liefert meine Fritzbox 5490, die im ersten Stock steht in Verbindung mit dem Netgear-Extender X6S im zweiten Stockwerk etwas bessere Ergebnisse – besonders, was die maximale Leistung betrifft. Den genauen Test kannst du hier nachlesen. Ich hatte damals noch einen anderen Router im Einsatz, was allerdings keinen entscheidenden Unterschied machte.
Einen Plume Pod musste ich umpositionieren, da ich sonst zwei Zimmer entfernt im Bad Verbindungsabrüche hatte. Auf dem Thron musste ich das Smartphone einen Meter vor mir halten, ansonsten verlor es die Verbindung. Kein Leben für ein König. Erst als ich den Pod ins Zimmer zwischen Schlafzimmer und Bad stellte, blieb die Verbindung stabil – wirklich schnell war das Internet aber auch dann nicht.
Die Wechsel von einem Pod zum nächsten funktionierten einwandfrei. Allerdings dauert es teilweise fast eine Minute, bis die Geschwindigkeit wieder auf dem möglichen Maximum ist. Die App zeigt zwar bereits nach wenigen Sekunden an, dass du mit einem neuen Pod verbunden bist, in Wahrheit benötigt der Wechsel aber mehr Zeit. Das spürst du bei der Benutzung aber kaum. Ausser du spazierst mit dem Laptop durchs Haus und schaust Netflix in UHD, dann stockt es zwischendurch.
Das Plume-System hat ein paar Entscheidende Nachteile. Jeder Pod blockiert eine ganze Dreiersteckdose. In einer Steckerleiste überdeckt ein Pod ebenfalls zwei zusätzliche Steckplätze, ausser du positionierst ihn am Rand. Du musst dir also mit zusätzlichen Mehrfachsteckern behelfen. Kommt hinzu, dass die Position von Steckdosen für Wifi-Sender suboptimal sind. Zum einen wegen niedrigen Höhe und zum anderen, weil sie oft hinter Möbel stehen, die die Verbindung zusätzlich beeinträchtigen. Kleine Kinder finden es ausserdem äusserst spassig, die Stecker auszuziehen.
Am schlimmsten empfinde ich jedoch den Abozwang. Um die Pods nutzen zu können, musst du entweder ein Abo für ein Jahr (60 Dollar) oder eines für Lebzeiten (200 Dollar) abschliessen. Beim Kauf sind 12 Monate enthalten. Ohne Abo funktionieren die Pods nur eingeschränkt, denn sie müssen zu jeder Zeit mit der Plume-Cloud verbunden sein. Dort werden obendrauf jede Menge Daten von dir gesammelt, wie den Datenschutzbestimmungen zu entnehmen ist. Vieles davon zwar automatisiert, aber wenn dir deine Privatsphäre wichtig ist, wird dich die Auflistung nicht positiv stimmen.
Wenn du das Abo nicht erneuerst, wechseln die Pods in den Passive Member Mode. Dort stehen nur noch die Grundfunktionen zur Verfügung. Die Cloud-Funktionen für Performance, Sicherheit etc. fallen weg. Firmware-Updates werden hingegen weiter ausgeliefert.
Die Vorteile, die Plume als Teil der Mitgliedschaft auflistet, gehören eigentlich zur Standardausstattung jedes anständigen Routers: Internet-Zugang steuern, Rechte vergeben, Geräte überwachen, Kindersicherung, Leistungsüberwachung etc. Lediglich mit dem 24/7-Support bietet Plume einen Mehrwert. Das kann in Kombination mit dem Cloud-Zwang aber auch gruselig sein. Nachdem ich die Geräte wieder eingepackt hatte, erhielt ich eine E-Mail vom Support. Ihnen sei aufgefallen, dass meine Pods offline gegangen sind. Falls es ein Problem gebe, solle ich einen Neustart der Geräte versuchen. Die E-Mail traf ca. sechs Stunden nachdem ich die Pods abgeschaltet habe ein. Wenn der Support auch bei echten Problemen schnell und zuverlässig helfen kann, bietet die Mitgliedschaft immerhin einen Vorteil.
Die Plume Pods sind nicht günstig. Dafür kriegst du genug Geräte, um die meisten Wohnungen und Häuser zuverlässig mit Internet versorgen zu können. Der Einrichtungsprozess sollte selbst den grössten Technophoben vor keine Probleme stellen und die Bedienung mit der App ist sehr intuitiv.
Dem gegenüber steht die durchschnittliche Leistung. Nur die Pods, die per LAN-Kabel angeschlossen sind, erreichen die versprochene Spitzengeschwindigkeit. Die Reichweite der Pods ist zudem so schwach, dass fast jedes Zimmer einen eigenen benötigt. Obendrauf kommt der Abozwang. Ohne aktive Mitgliedschaft sind die Plume Pods nur eingeschränkt nutzbar und verlieren einen Grossteil ihrer Möglichkeiten. Eine Funktion, die hingegen garantiert auch dann noch funktionieren wird, ist das Sammeln deiner Nutzerdaten. Und sollten Plumes Server mal down sein, kannst du keine Wifi-Anpassungen mehr vornehmen. Dass ich dafür einen rund-um-die-Uhr-Support erhalte, wiegt mir diese Mängel nicht auf. Wer hingegen mit diesen Einschränkung leben kann, kriegt mit den Plume Pods eine äusserst komfortable Wifi-Lösung, die mit dem integrierten Adblocker ein unwahrscheinlich praktisches Feature enthält.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.