Produkttest

PL3000 Powerbank: Schminken und Strom, ein Seich?

Livia Gamper
12.7.2018

Sie glänzt rosa und leuchtet: Die Powerbank mit Handtaschen-Schminkspiegel. Ich will das Teil. Und ich will wissen, ob es was taugt oder ob es einfach ein Spiegel mit Schischi ist.

Eine neue Powerbank für die Openair-Saison muss her. Meine Ansprüche: günstig und rosa. Günstig, weil die Gefahr, dass ich das Teil am Openair verliere gross ist. Und rosa, weil ich so viele rosafarbene Dinge wie möglich in meinem Leben will.

Mit den beiden Kriterien spuckt mir der Suchfilter unter anderem die PL3000-Rose aus. Die PL3000-Rose ist eine Powerbank mit Handtaschen-Schminkspiegel.

PL3000, was für ein Name. Tönt wie ein Staubsauger oder wie ein Schaltkreis, der in einem Toaster verbaut ist. Wie auch immer, das Werbevideo dazu ist zum Grölen.

Bei 00:25 wird im Video darauf hingewiesen, dass es niemand erfahren soll.

Doch was soll niemand erfahren? Dass dein Akku leer ist, oder dass du in den Spiegel schaust? Im Ernst jetzt?

Ich schreibe öffentlich über meine Periode – ich finde nicht, dass wir Frauen da etwas verbergen müssen. Da kann eine Powerbank noch lange versuchen, peinlich zu sein.

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Ich habe mir den Akku-Spiegel gekauft, weil ich wissen will, ob die Technologieszene hier wirklich was für Frauen tut. Oder ob sie kläglich scheitert. Und weil ich rosa Dinge brauche.

Das Teil kommt an zwei Openairs mit.

Ja, sie lebt noch

Vorab: Die Powerbank hat beide Openairs mit nur wenigen Kratzern überlebt. Das habe ich nicht erwartet. Das Scharnier, an dem die beiden Spiegel zusammengehalten werden, ist aus Plastik und fühlt sich billig an. Auch der Knopf, den du zweimal drücken musst, damit das Licht im Spiegel angeht, fühlt sich an, als könnte er schnell in die Brüche gehen.

Als ich das Teil zum ersten Mal mit dem leuchtenden Spiegel benutze, fällt mir eins gleich auf: Im Video halten sie den Spiegel die ganze Zeit verkehrt herum. Denn Licht gibt’s am Spiegel nur eines und das ist am dickeren, schwereren Teil. Willst du also den Spiegel mit dem Lichtrahmen nutzen, musst du den Spiegel mit dem kleinen Deckel in der Hand halten – das ist eher unpraktisch, aber funktioniert soweit.

Die PL3000 mit eingeschaltetem Spiegellicht.
Die PL3000 mit eingeschaltetem Spiegellicht.

Das Licht selbst ist nicht besonders hell. Aber es reicht, um dir in der Nacht am Openair auf einem Campingstuhl den Lippenstift nachzuziehen.

Mehr Spiegel als Strom

Die Powerbank hat 3000 mAh Leistung. Das ist wenig. Ich musste deshalb eine zweite Powerbank mitnehmen. Die PL3000 war, nachdem wir eine UE Boom Box aufgeladen haben, schon leer. Und das, bevor die Box voll aufgeladen war. Gut, dass am Openair auch sonst noch Musik läuft.

Aufladen musst du die PL3000 via Micro-USB Stecker. USB-C gibt’s nicht, auch nicht bei den mitgelieferten Kabel. Ein Lightning Kabel ist dafür dabei.

Die Ladetechnik ist veraltet und entsprechend langsam. Langsam, weil der Ladestrom nur 2.4 Ampere beträgt. Und Quick Charge gibt's nicht. Bis mein Handy geladen ist, bin ich zwei Mal auf dem Campingstuhl eingeschlafen. Mein Lippenstift sitzt aber auch dann noch immer perfekt.

Die PL3000 habe ich im Wesentlichen als Spiegel gebraucht. Im Gegensatz zum Akku gibt's am Spiegel nicht viel auszusetzen – der Spiegel mit dem Lichtring hat eine dreifache Vergrösserung. Da siehst du jeden Pickel. Die Vergrösserung ist aber praktisch, um den Lippenstift schön aufzutragen. Um das ganze Gesicht gleichmässig zu schminken eher weniger.

Der flache Spiegel ohne Licht hältst du unten
Der flache Spiegel ohne Licht hältst du unten

Der andere Spiegel ohne Lichtring hat keine Vergrösserung. Nutze ich diesen normalen Spiegel – also den ohne Vergrösserung – scheint mir das Licht von unten ins Gesicht. Das geht zum Schminken, könnte aber besser gelöst werden. Zum Beispiel, indem beiden Spiegeln ein Lichtring spendiert würde. Aber immerhin gibt’s auch trotz Licht von unten kein Doppelkinn, wie es der Fall ist, wenn du dich von unten fotografierst.

Quatsch, Cliché, Schischi oder doch sinnvoll?

An ein Openair gehst du selten alleine. So haben auch meine Kollegen die PL3000 zu Gesicht bekommen. Meinungen hatten sie unterschiedliche. Von «Livia, bist du bescheuert?» bis zu «Scheisse, wieso habe ich nie solche Ideen?» habe ich alles gehört.

Alles in allem kam die Schminkspiegel-Powerbank gut an. Keiner fand das Teil peinlich. Und sie wurde auch von Männern benutzt – allerdings nur, um sich während dem Auftragen der Sonnencreme selbst zu bestaunen. Ein Kollege hat mit seiner Creme die ganze Powerbank verschmiert und bis in die Ritzen bekleckert. Hat ihr aber nichts ausgemacht. Wasserdicht ist sie trotzdem nicht. Cremedicht muss reichen.

Der Schminkspiegel mit der Powerbank ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Aber die Umsetzung ist nicht gut. Das ganze Teil ist mir zu schwer und zu gross, aber die Ladeleistung wiederum zu klein. Um sie im Alltag herumzuschleppen, ist sie deshalb nicht für mich geeignet.

Schminken im Dunkeln kannst du dich mit der PL3000. Aber das war's dann auch schon.

Bilder: Erik Hasselberg

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 

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