Produkttest

Moleskine Smart Writing Set - Digitales Zeichnen und Notieren für unterwegs

Mariana Hurtado
11.11.2016

Die Schreibwaren-Liebhaber unter euch sind vielleicht schon vertraut mit Moleskine-Produkten, aber offenbar macht die mailändische Firma mehr als nur schöne Notizbücher. Ich habe mir das Moleskine Smart Writing Set genauer angesehen.

Ich war zu beginn skeptisch. Das Moleskine Smart Writing Set gleicht dem Bamboo Spark sehr stark, doch der Preis ist doch um einiges höher. Die Frage ist also klar: Rechtfertigt sich der Preis? Nach dem Test ist klar: Moleskine weiss, was sie tun. Sie haben in mir einen neuen Fan gefunden.

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    von Mariana Hurtado

Der Vergleich mit dem Bamboo Spark holpert aber, da es und das Moleskine Smart Writing Set mit völlig unterschiedlichen Methoden arbeiten. Das Bamboo Spark erkennt die Arbeit auf dem Folio und den Druck des Stiftes, was es mir erlaubt, jedes Papier als Zeichenfläche zu verwenden. Der Mechanismus des Smart Writing Sets ist komplett im Stift Pen+ untergebracht, braucht aber spezielles Papier um zu funktionieren. Welche Variante ansprechender ist, ist schlussendlich Geschmackssache. Konzentrieren wir uns aber erstmals darauf, ob die Funktionalität auch hält, was sie verspricht.

Moleskine Smart Writing Set (A5, Gepunktet, Harter Einband)
Heft + Block

Moleskine Smart Writing Set

A5, Gepunktet, Harter Einband

In der Box

Als erstes schauen wir uns das wichtigste an: Was kriegst du für dein Geld? Nebst dem Pen+ erhältst beim Kauf ein Paper Tablet. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was damit gemeint war, bis ich es in meinen Händen hielt: Ein grossartiges Notizbuch mit hervorstehendem 100-Gramm Papier, so gerundet dass es auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Tablet wirkt.

Pen+ beim Bamboo Spark Stift auf dem Moleskine Notizbuch.

Der Stift, hergestellt von Neo Smartpen, ist etwas klobig. Im Vergleich mit anderen ähnlichen Stiften, die eine Kamera für die Verfolgung der Linien verwendet, ist er aber erstaunlich dünn und leicht. Das ist doch ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass darin der gesamte Mechanismus, die Batterie und der Prozessor untergebracht sind. Anfühlen tut er sich ähnlich wie diese dicken, dreieckigen Stifte, die ich in der Primarschule brauchen musste, also einigermassen vertraut.

Auf dem Papier

Mit dem Smart Writing Set hast du grundsätzlich zwei Möglichkeiten, zu arbeiten; Entweder verbunden mit dem Smartphone oder im Offline-Modus. Schauen wir uns zuerst die erste Variante an.

Du brauchst nur den Stift einzuschalten und mit der M+ Notes App zu synchronisieren, schon ist alles bereit. Jede gezeichnete Linie erscheint gleich danach in der App. Sobald du auf eine neue Seite wechselst, wird auch auf dem Bildschirm die virtuelle Seite automatisch geblättert.

Zu sehen, wie meine Arbeit in Echtzeit digitalisiert wird, war fast so beeindruckend wie die Druckempfindlichkeit. Ein paar Mal wurde ich etwas übermütig und zeichnete so fein, dass es nicht mehr erkannt wurde, alles in allem war es aber punktgenau und in der App kann man immer nachschauen, ob alles so ist wie es sein sollte.

In der App

Die Ähnlichkeit zwischen der analogen und der digitalen Skizze ist beeindruckend. Man würde denken, dass die kleinen Punkte auf dem Papier der Trick sind, der alles funktionieren lässt, diese sind aber für die eigene Referenz gedacht. Das tatsächliche Geheimnis hinter der unglaublichen Präzision ist aber die Ncode-Technologie auf dem Papier, einem Micropattern, das von der Kamera erkannt wird und dem Pen+ sagt, wo genau die Linien gezeichnet wurden. Deshalb muss der Stift auch immer mit der Kamera nach unten gehalten werden.

Moleskine Paper Tablet (Spezial, Gepunktet, Harter Einband)
Heft + Block

Moleskine Paper Tablet

Spezial, Gepunktet, Harter Einband

Dann gibt’s noch einen cleveren Trick, der das ganze einen Schritt weiter bringt: In der Ecke jeder Seite ist ein kleines Briefumschlag-Symbol. Wenn man darauf zeichnet - ich habe jeweils ein Häkchen gemacht - wird automatisch eine PNG-Version der aktuellen Seite an deine E-Mail Adresse geschickt. Das Muster könnte auch selbst auf irgendein Papier gedruckt werden, nachdem ich aber das Moleskin-Notebook verwendet habe, würde sich alles wie ein Downgrade anfühlen (es sei denn, du magst die Punkte nicht).

Das Arbeiten mit der M+ App bringt den Vorteil mit sich, dass du die Farbe und Dicke der nächsten Linie auswählen kannst. Wenn du aber lieber alles später editieren möchtest, siehst du sehr schön, wie jede Linie als Vektor verarbeitet wird und du kannst sie auch im Nachhinein nach Belieben verändern.

Ein Eindruck der App-Oberfläche

Im Offline-Modus, solange der Pen+ eingeschaltet ist, wird die Arbeit im internen Speicher gesichert und mit der App synchronisiert, sobald die zwei verbunden werden. Damit sollen bis zu 1000 Seiten an Offline-Arbeit möglich sein. Es ist einfach zu empfehlen, dass man die App beim Schliessen auf seine bevorzugte Farbe und Liniendicke eingestellt hat, sonst hat man am Ende drei Seiten an Notizen in Fuchsia mit der dicksten Linienoption - Nicht dass mir das mal passiert wäre oder so...

Die App transkribiert auch handschriftliche Notizen sofort mit grossartiger Genauigkeit. Es sei denn, du bist Arzt. Dann scheitert die Texterkennung wohl recht schnell. Der Text wird zuverlässig erkannt, wie im Video unten zu sehen ist. Für andere Sprachen als Englisch muss dafür nur eine Datei heruntergeladen werden.

In der App können die synchronisierten Seiten getagged und in digitalen Notizbüchern organisiert und natürlich durch deine Lieblings-App an einen Kontakt geschickt oder in der Cloud deiner Wahl gespeichert werden. Dabei kann aus folgenden Formaten ausgewählt werden: PNG, PDF, TXT und mein Favorit: SVG.

Mit dem Pen+ kann sogar Ton aufgenommen werden, eine Option die ich selbst nicht verwendet habe aber von der ich mir vorstellen kann, dass beispielsweise Journalisten daran Freude haben könnten, oder Studenten während einer Vorlesung. Der einzige Nachteil ist, dass dafür die App laufen muss.

Hier sieht man, wie jede gezeichnete Linie ein vektorisierter Pfad ist, der einfach unterwegs in der App oder zu Hause in deinem bevorzugten Programm bearbeitet oder gelöscht werden kann.

Ich muss gestehen, dass ich ein wenig gemischte Gefühle habe über die abgerundeten Papierränder. Ich kann mir vorstellen, dass diese schnell schmutzig und ausgefranst werden können, was die eigentliche Funktion der Hülle etwas nutzlos macht. Alles in allem ist das Design aber hervorragend. Wer Moleskine kennt, der erwartet auch nichts anderes und bekommt auch nichts anderes.

Ich habe bisher nur zwei Probleme mit dem Smart Writing Set gehabt: Nach dem ersten Gebrauch wollte die App den Stift nicht mehr erkennen, was aber gelöst werden konnte, indem ich den Pen+ aus den gespeicherten Bluetooth-Geräten auf meinem Handy gelöscht habe. Eine neue Paarung später hat aber alles wieder super geklappt. Das Zweite war das Nachzeichnen von Bleistift-Skizzen, was ziemlich enttäuschende Resultate ergab. Das ist aber verständlich wenn man bedenkt, wie das Ncode-Muster funktioniert. Abgesehen davon war ich überzeugt; Die Batterielebensdauer von fünf Stunden erscheint mir ausreichend, und der Stift kann innerhalb von einer Stunde mit jedem mini USB Kabel aufgeladen werden.

Moleskine hat mit dem Smart Writing Set meine Erwartungen eindeutig übertroffen. Durch die Zusammenarbeit mit Neo Smartpen haben sie einen weiteren Schritt getan, um die Grenze zwischen analog und digital verschwinden zu lassen, und haben uns ein Tool gegeben, um unsere kreativen Unterfangen zu vereinfachen, ohne Kompromisse bei der Ästhetik einzugehen.

Eine solche Zeichnung von Grund auf zu machen, hätte ohne das Moleskine Smart Writing Set dreimal so lange gedauert und sich nicht so natürlich angefühlt.

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Grafik-Designerin, Pokémon-Trainerin, tech-savvy und keine Schriftstellerin. Seit 2014 bin ich in der Schweiz. Ich führe einen steten Kampf gegen schlechtes Design.


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