Trendoffice Steh-Sitz-Hocker
Mit dem Bürostuhl «to-swift» pendle ich hin und her – ohne das Haus zu verlassen
Der Mix aus Stehsitz und Hocker von der Marke Trendoffice namens «to-swift» soll mich dabei unterstützen, nicht mehr so steif zu sitzen. Nur krumm will ich auch nicht sitzen. Wie lange halte ich es ohne Rückenlehne aus?
Eigentlich habe ich schon zwei ganz gute Bürostühle getestet. Nur hat mir bei beiden etwas gefehlt. Beim Modell Håg Capisco 8106 das nötige Kleingeld, um es zu kaufen. Beim Håg Futu Mesh der Sattelsitz vom Capisco, um mit dem ständigen Beineüberschlagen aufzuhören und öfter anders zu sitzen.
Der Pendelhocker «to-swift» von Trendoffice könnte beide Lücken füllen. Sein Preis ist vernünftig und seine Sitzfläche drehbar. Er ist auch platzsparender als die meisten Modelle auf dem Markt, weil er keine Lehne besitzt. Als Mischung aus Stehsitz und Hocker kann ich ihn von 50 auf 75 Zentimeter erhöhen.
Um herauszufinden, wie ich mit dem Hybrid zurechtkomme, stellt mir der Hersteller ein Muster zur Verfügung, das ich drei Wochen lang im Homeoffice teste. Dafür gehe ich nicht wissenschaftlich vor, sondern schaue mir das Design genauer an und fasse zusammen, wie es sich auf meine Gewohnheiten auswirkt.
Zusammenbau und first Look
Der Stehsitz-Hocker ist ressourcensparend verpackt und spart auch meine Ressourcen: Er wird in einem massgeschneiderten Karton und in einer Kunststoffhülle geliefert. Seine Bedienungsanleitung ist DIN-A5-gross und mir gleich sympathisch.
«To-swift» muss ich nicht montieren. Ich stelle nur die richtige Sitzhöhe mittels der beiden Knöpfe rechts und links ein und lege los. Der Bürostuhl «Futu» war beispielsweise für eine Körpergrösse zwischen 1,65 und 1,85 Meter gemacht. Dieses Design eignet sich zum Draufsitzen und daran Steh-Sitzen hingegen für Menschen, die zwischen 1,50 bis über 2 Meter gross sind.
Sein Äusseres wird im Wesentlichen von zwei Elementen bestimmt: dem rechteckigen Sitz mit einem «Tonal-Stoffbezug», der zu 99 Prozent aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird, und dem konvex geformten Tellerfuss aus Polypropylen, unter dem sich eine mit Gummi beschichtete Bodenplatte befindet. Letztere soll beim Pendeln verhindern, dass ich aus dem Gleichgewicht gerate.
Dank der zurückhaltenden Form und Farbe fügt sich der Pendelhocker nahtlos ins Interieur ein. Er passt perfekt zu meinem grauen Schreibtisch. Und selbst, wenn es nicht so wäre – auf kleinster Höhe, kann er bei Nichtgebrauch unter dem Tisch verschwinden. So verschafft er mir physisch sowie optisch Abstand zum Arbeitsplatz.
Dennoch wäre ich nicht ich, wenn ich nicht auf Details achten würde. Weiss ist schon schön, aber dieses ist mir zu kalt. Es wirkt im Wohnraum zu steril und würde besser in eine Zahnarztpraxis passen. Wenn ich mich nach dem Test für dieses Modell entscheide, wähle ich es lieber in einem Sand- oder Gelbton – Hauptsache in einer wärmeren Farbe.
Ausserdem mag ich es nicht, wenn Labels mit ihrem Namen protzen. Vor allem nicht, wenn es nicht sonderlich hübsch daher kommt. An den Bürostühlen «Capisco» und «Futu» von Håg hat mir gefallen, dass statt eines Logos gestreifte Fussablagen für den Wiedererkennungswert sorgen.
Funktionalität: Erster Tag
Vor dem ersten Gebrauch hatte ich Bedenken, dass ich auf meinem glatten Parkettboden im Sitzen umkippe, wenn ich mich hin- und herpendel. Doch durch die profilierte Unterseite ist das kein Problem. Es ist vielmehr das Draufsitzen, das mir Sorgen macht. Ich fühle mich dabei so wohl wie damals im Sportunterricht beim über den Bock springen. Auf niedriger Stufe komme ich ohne Wackeln auf den Hocker und lande weich. Wenn ich «to-swift» als Stehsitz nutze, bange ich jedoch bis zum Schluss, ob ich auf Anhieb gut absitze oder erst herumklettern muss.
Sobald ich dann aber erst einmal richtig sitze, macht das Pendeln Spass. Ich kann nicht nur seitlich, sondern auch von vorne nach hinten schwingen, indem ich die Bodenplatte anders positioniere. Bei Rollen würde das nicht gehen. Um von A nach B zu kommen, muss ich aber jedes Mal meinen Hintern heben.
Der Pendelhocker ist simpel gestrickt. Ich kann nur die Höhe einstellen. Dazu dienen zwei schwarze Knöpfe, die unauffällig in die Unterseite des Sitzes integriert sind. Beim «Capisco» hatte ich zum Beispiel die Möglichkeit, die Stärke des «Wackelns», also den Widerstand, zu bestimmen. Und beim «Futu» konnte ich die Lordosenstütze in der Rückenlehne individuell einstellen. Jetzt habe ich diese Funktionen nicht und auch gar keine Lehne zum Verstellen. Das hat Vorteile: Ich drehe mich öfter von links nach rechts und umgekehrt, weil nichts an die Tischkante prallen kann.
Nach drei Wochen im Gebrauch
Mittlerweile hat sich ein Rhythmus eingependelt, mit dem ich gut zurechtkomme. Als Hocker nutze ich Swift am Schreibtisch. Als Stehsitz am Esstisch in Kombination mit meinem höhenverstellbaren Tischaufsatz Upstaa. Diese Flexibilität im Büroalltag sagt mir zu. Dass es keine Arm- oder Rückenlehne wie beim Håg «Futu» gibt, stört mich kein bisschen. Meine Rückenmuskulatur scheint stark genug zu sein. Ich korrigiere meine Haltung mühelos und vermisse den Halt erst, wenn ich müde werde. Da helfen mir aber eh meistens eine Pause oder ein Kaffee mehr, um wieder wach zu werden.
Ab und zu will ich meine Beine überschlagen. Dann wechsle ich jedoch gleich die Position und sitze seitlich. Damit gelingt dem Pendelhocker der gleiche Effekt wie dem «Capisco» mit seinem erhöhten Sattelsitz. Nur ist er dabei nicht ganz so bequem. Die Sitzfläche fühlt sich härter als die von den Håg-Bürostühlen an. Vor allem in der Reiterhaltung drücken sich die Kanten in meine Oberschenkel, sodass ich freiwillig absteige, um mal wieder ganz im Stehen zu arbeiten.
Material, Pflege und Produktion
Neben dem Design gefällt mir an dem Stehsitz-Hocker, dass er in Europa entsteht. «To-swift» wird in Deutschland designt und in Italien produziert. Obschon er erst ein Jahr alt ist, gehört die Marke Trendoffice selbst zu dem Bürositzmöbelhersteller Dauphin, der seit über 50 Jahren ergonomische Möbel herstellt. Dieses langjährige Knowhow zeigt sich in meinen Augen in der sauberen Verarbeitung. In der kurzen Zeit kann ich zwar keine Farb- oder Polsterveränderungen feststellen. Dennoch erkenne ich schon jetzt, wie pflegeleicht der Bürostuhl ist: Ein feuchtes Tuch zum Abwischen von Staub auf dem Tellerfuss genügt und schon strahlt das Weiss-Weiss wieder. Und sollte mal etwas damit sein, bietet der Hersteller Ersatzteile zum Nachbestellen an.
Fazit: Mehr Schwung, aber keine weiche Landung
Mit dem Stehsitz-Hocker von Trendoffice schwinge und drehe ich mehr hin und her als mit dem Håg «Futu», weil keine Lehnen im Weg sind. Letzteres fordert allerdings die Rückenmuskulatur. Für jemanden ohne kräftigen Rücken ist dieses Modell mit Vorsicht zu geniessen. Denn hier stützt dich nichts, ausser du selbst. Mir gefällt das, weil ich stets meine Sitzhaltung optimieren muss, bewegt bleibe und mich dadurch wacher fühle. Für jemanden mit Hitzeattacken ist die fehlende Lehne hingegen von Vorteil. Am Rücken ists permanent schön luftig und das Beste: Der Hocker spart Wohnraum. Er kann nach getaner Arbeit einfach unterm Tisch und auch aus deinem Sichtfeld verschwinden. So ziehst du vor allem im Homeoffice besser die Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit-Bereichen.
Der obere Teil ist drehbar und Rechts- sowie Linkshänder:innen können die Knöpfe zum Einstellen der Höhe bequem beidseitig nutzen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das seitliche Sitzen auf dem Hocker mich wie der «Capisco»-Sattelsitz daran hindert, die Beine übereinanderzuschlagen und es kostet mich weniger. Das Trendoffice-Design ist mit circa 200 Franken günstiger als die Håg-Modelle (knapp 600 und 1300 Franken) und perfekt für alle, die nur gelegentlich im Homeoffice damit arbeiten wollen. Nicht zuletzt, weil das Sitzpolster etwas weicher beim Herumwackeln sein könnte.
Ich für meinen Teil gebe meinen Musterstuhl erst einmal wieder zurück, um noch weitere testen zu können und halte dich auf dem Laufenden, welcher auf Dauer bei mir zu Hause einziehen wird.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.