Microsoft Surface vs. Apple MacBook
Kann Microsofts Edel-Laptop mit dem MacBook Pro mithalten? Der Quervergleich beginnt als Kopf-an-Kopf-Rennen und endet in einer Machtdemonstration.
Das Surface Laptop Studio 2 ist Microsofts Antwort auf das Apple MacBook Pro: ein edles und teures High-End-Laptop. Im Innern des Windows-Geräts stecken eine CPU von Intel und eine Grafikkarte von Nvidia aus der neuesten Generation. Dem MacBook hat Apple vor ein paar Wochen ebenfalls neue Chips spendiert.
Wie schlagen sich die zwei Geräte im direkten Vergleich? Ich lasse das Surface in der 3195 Franken teuren Top-Konfiguration mit 64 GB RAM und dedizierter Grafikkarte gegen ein MacBook Pro antreten. Mein Apple-Testgerät mit M3 Pro Chip und 18 GB RAM kostet nur 2589 Franken. Es ist also gut 600 Franken günstiger.
Mir ist bewusst, dass es unzählige Faktoren gibt, warum jemand ein Laptop mit dem einen oder anderen Betriebssystem will. Doch darum geht es hier nicht. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Hardware, und dort auch nur auf die Unterschiede. Den ausführlichen Gesamttest des Surface Laptop Studio 2 von Kollege Martin Jud findest du hier. Meinen Einzeltest des MacBook Pro kannst du hier nachlesen.
Design und Verarbeitung: Microsoft kann es auch
Das aus einem Aluminiumblock gefräste Gehäuse des MacBook Pro ist ikonisch. Doch Microsoft zieht gleich: Auch das Surface Laptop Studio 2 besteht aussen komplett aus Alu und ist genauso gut verarbeitet. Perfekte Spaltmasse, angenehme Widerstände der Scharniere, und Magnete, die das Display in verschiedenen Positionen halten. Sehr schön!
Nur zwei Dinge gefallen mir am MacBook besser. Seine Aussenkanten sind abgerundet, wodurch sich das Laptop im geschlossenen Zustand angenehm anfühlt. Mit den scharfen Kanten des Surface könnte ich Gemüse schneiden. Ausserdem sind die Ränder ums Display ziemlich breit, was im direkten Vergleich mit dem MacBook weniger modern wirkt.
Das Microsoft-Laptop ist dicker und schwerer. 1,98 Kilogramm wiegt es mit dedizierter Grafikkarte – 370 Gramm mehr als das 1,61 Kilogramm schwere MacBook Pro. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist der Touchscreen mit Falt-Mechanismus dicker als Apples Display. Zweitens brauchen CPU und Grafikkarte mehr Platz und eine grössere Kühlung.
Bei Apples System-on-a-Chip (SoC) sind derweil alle Komponenten kompakt in einer Platine integriert. So bleibt mehr Raum für den Akku. Seine Kapazität beträgt beim MacBook Pro 70 Wattstunden (Wh), beim Surface sind es nur 58 Wh.
Ausstattung: Geschmackssache
Früher waren MacBooks berüchtigt für ihre wenigen Anschlüsse. Sie liessen auch mich jedes Mal neidisch zur Windows-Konkurrenz schielen, wenn ich eine SD-Karte via Dongle verbinden musste. Heute ist es umgekehrt, zumindest bei meinen zwei Testgeräten. Das MacBook hat fast überall die Nase vorn. Es kommt mit einem HDMI-Anschluss, der dem Surface fehlt, genau wie der Thunderbolt 4 Port auf der rechten Seite. Apples Kartenslot frisst normale SD-Karten, der des Microsoft-Laptops nur MicroSD. Der einzige Vorteil des Surface ist sein USB-A-Anschluss.
Die Spezifikationen meiner Testgeräte in der Übersicht:
Microsofts Laptop kann ich per Gesichtserkennung entsperren, was sehr gut klappt. Diese Funktion vermisse ich beim MacBook auch in der dritten Generation des aktuellen Designs schmerzlich. Dabei wäre in der Aussparung des Displays genug Platz vorhanden und die nötige Technologie könnte Apple vom iPhone adaptieren.
Bei der Bildqualität kann das Surface nicht mithalten. Das MacBook hat ein Mini-LED-Display mit über 2000 Local Dimming Zones. Es kann also die Beleuchtung in kleinen Zonen individuell steuern, was für ein besseres Schwarz sorgt. Microsofts IPS-Panel mit normaler Hintergrundbeleuchtung ist deutlich schlechter. Besonders bei wenig Umgebungslicht fällt mir in dunklen Bildbereichen der ausgewaschene Kontrast auf. Auch die Farbraumabdeckung ist weniger gut (siehe Tabelle oben).
Das Surface könnte ich per Touchscreen bedienen. Ich will das zwar nicht, weil die Fingerabdrücke mich in den Wahnsinn treiben würden. Für meine persönliche Zwangsneurose kann das Laptop aber nichts. Ich kenne Leute, denen die Touch-Bedienung Freude macht. Alternativ reagiert das Display auch auf Eingaben mit dem Surface Pen, der aber nicht zum Lieferumfang gehört.
Die Zuverlässigkeit und Präzision von Apples Touchpad ist unerreicht, wobei das Surface sehr nahe herankommt. Es hat genau wie das MacBook keine physischen Tasten mehr, sondern simuliert haptisches Feedback durch kleine Motoren unter dem Touchpad. Microsofts Tastatur bietet etwas mehr Hub und mehr Widerstand als die von Apple. Ich bevorzuge die leichtgängigen Tasten des MacBooks, doch das ist Geschmackssache. Auch die Lautsprecher sind bei beiden Laptops erfreulich gut. In den unteren Frequenzen klingt das MacBook besser.
Leistung: brachiale Gewalt vs. Fingerspitzengefühl
In den beiden Geräten stecken Chips der oberen Mittelklasse. Bei Apple sind CPU und GPU auf einer Platine integriert. Statt dem M3 Pro könnte ich im gleichen Gehäuse auch den M3 Max konfigurieren. Der bietet nochmals massiv mehr Leistung – ist aber auch teurer. Ausserdem hat mein Testgerät nur 18 Gigabyte (GB) Unified Memory, den ich auf 36 GB erweitern könnte.
Das Surface hat satte 64 GB RAM, was in einigen Tests ein Vorteil sein müsste. Als Grafikkarten sind in meiner Konfiguration sowohl eine integrierte Intel Iris Xe als auch eine dedizierte Nvidia RTX 4060 Laptop verbaut. Bei anderen Laptops gäbe es noch stärkere GPUs, die entsprechend mehr kosten. Das Gleiche gilt für die CPU, eine Intel Core i7-13700H. Sie stammt aus der neuesten Generation, darüber gibt es aber noch die Core i9 oder die AMD Ryzen 9.
Innerhalb ihres jeweiligen System-Universums würde ich die Gesamtkonfiguration des Surface etwa gleich einordnen wie Apples M3 Pro.
Benchmarks: Kopf an Kopf
Synthetische Benchmarks bieten erste Anhaltspunkte für die Leistung der CPU und GPU, auch wenn sie meist entweder besser für Mac oder Windows optimiert sind. Ich verwende deshalb verschiedene Tests. Das Windows-Laptop ist immer auf «Beste Leistung» eingestellt. Auf den ersten Grafiken siehst du jeweils die relativen Durchschnitts-Scores. Wenn du weiter klickst, kommst du zu den einzelnen Benchmarks.
Die CPU des M3 Pro ist schneller als die Intel Core i7-13700H. Solange das Surface Laptop Studio 2 am Netzteil hängt, beträgt sein Rückstand nur elf Prozent, im Akkubetrieb wächst er auf 21 Prozent. Beim MacBook bleibt die Leistung auch ohne Stromversorgung gleich hoch. Für die schlechtere Punktzahl des Core i7 sind unter anderem die längeren Benchmarks verantwortlich, also Cinebench R24 und der 10-minütige Cinebench R23. In diesen wird der Prozessor zu heiss und muss heruntertakten.
Auch die GPU des Surface drosselt im Akkubetrieb. Im Vergleich zum MacBook Pro ist es aber trotzdem noch 22 Prozent schneller. Im Netzbetrieb sind es 35 Prozent. Diese Resultate sind mit mehr Vorsicht zu geniessen als bei der CPU. Die Grafikeinheiten sind für unterschiedliche Programmierschnittstellen optimiert. Und leider gibt es kaum Benchmarks, die für beide Systeme die jeweils beste Schnittstelle bieten.
Der neue Cinebench R24 GPU-Benchmark macht Gebrauch von Ray Tracing. Während Nvidia dieses schon lange unterstützt, bietet Apple es erstmals mit den neuen M3-GPUs. Chips der alten Generation würden hier gegenüber der RTX 4060 deutlich stärker abfallen. Auch so ist Nvidias Grafikkarte im Vorteil.
Insgesamt sind die beiden Geräte in synthetischen Benchmarks damit etwa gleichauf. Während das MacBook die schnellere CPU hat, siegt das Surface bei der Grafikleistung. Es hat allerdings keine Luft mehr nach oben, während ich bei Apple für einen Aufpreis den M3 Max konfigurieren kann. Damit kostet das MacBook Pro zwar über 4000 Franken, zieht aber dafür in allen Benchmarks komplett davon.
Praxis: Optimierung ist alles
In Praxisanwendungen wachsen die Unterschiede auch mit dem M3-Pro-Chip teilweise massiv an. Der Export meines elfminütigen Testprojekts in DaVinci Resolve Studio dauert mit dem MacBook Pro weniger als halb so lange wie mit dem Surface Laptop Studio 2. Apples dedizierte Media Engine leistet ganze Arbeit.
Ein ähnlicher Abstand zeigt sich beim Export von 200 RAW-Bildern in Lightroom. Hier ist der M3 Pro 150 Prozent schneller. Dieses Ergebnis überrascht mich, da Lightroom von viel RAM profitiert und das Apple-Testgerät nur 18 GB mitbringt. Das Windows-Laptop hat ganze 64 GB. Es scheint aber an der überforderten Kühlung zu scheitern, weil die Aufgabe viel CPU-Leistung über mehrere Minuten braucht.
Ist Grafikleistung gefragt, liegt die Nvidia-GPU in den meisten Fällen vorne. Die KI-gestützte Rauschreduzierung in Lightroom klappt 55 Prozent schneller mit dem Surface, ein GPU-basiertes Rendering in Blender dauert halb so lange. Das ist einerseits der mutmasslich höheren Leistung der RTX 4060 geschuldet. Andererseits ist Blenders OptiX-Schnittstelle für Nvidia-Grafikkarten wohl auch besser optimiert als die relativ neue Metal-Unterstützung des Programms.
Und Games? Hier ist ein Vergleich besonders schwierig, da es kaum Spiele gibt, die auf Apples M-Chips nativ laufen. Eines davon ist «No Man's Sky», das aber keinen genormten Benchmark bietet. Ich spiele deshalb manuell die gleiche Szene auf beiden Laptops mit den gleichen Grafikeinstellungen und schaue mir die Framerate an. Die Resultate sind keine exakte Wissenschaft, doch das MacBook Pro schlägt sich wacker. Es liegt nur etwa 10 Prozent hinter dem Surface Laptop Studio 2.
Bei Shadow of the Tomb Raider ist der Abstand grösser. Vor allem, wenn das Laptop von Microsoft am Strom hängt. Dann schafft es 87 Prozent mehr FPS als das MacBook. Das liegt daran, dass letzteres das Spiel via Rosetta 2 von x86- auf Arm-Architektur übersetzen muss. So bräuchte es schon den stärkeren M3 Max, um das Surface zu schlagen.
Temperaturen und Kühlung: Surface braucht viel Luft
Das MacBook Pro bleibt während alltäglichen Arbeiten lautlos und kühl. Selbst Lightroom bringt es nur selten aus der Ruhe. Das Microsoft Surface Laptop 2 schmeisst hingegen schon den Lüfter an, als ich es konfiguriere und ein paar Programme herunterlade. Es wird schnell klar, wie viel ineffizienter die x86-Chips in seinem Inneren sind. Sie laufen heisser und brauchen deshalb mehr Kühlung. Selbst bei Office-Aufgaben wird die Handauflage spürbar warm.
Microsoft verbaut die Lüftungsschlitze auf der Seite des Laptops. Arbeite ich mit einer externen Maus, bläst mir das Gerät heisse Luft an die Hand. Das siehst du auch auf dem Wärmebild. Beim MacBook sitzt die Lüftung hinten und stört weniger, wenn sie mal angeht. Ausserdem passiert das erstens seltener und ist zweitens nie so laut wie beim Surface. Das folgende Video mit konstanter Mikrofon-Empfindlichkeit zeigt den Unterschied des Geräuschpegels unter Volllast.
Akkulaufzeit: Apples Machtdemonstration
Damit komme ich zu Testresultaten, bei denen Fans von Windows-Laptops sehr stark sein müssen: jenen der Akkulaufzeit. Die Abwärme des Surface kommt nicht von ungefähr – sondern von einem höheren Energiebedarf. Das Windows-Laptop frisst sich durch seinen Akku wie Bugs Bunny durch eine Karotte. YouTube in 1440p bei mittlerer Displayhelligkeit hält es nur 8 Stunden durch. Mit aktiviertem Energiesparmodus und 60 Hertz Bildfrequenz.
Apples M3-Pro-SoC ist dagegen ein Effizienzwunder. Aberwitzige 25 Stunden schafft das 14 Zoll grosse MacBook Pro im gleichen Szenario. Über 200 Prozent mehr, obwohl der Akku nur 20 Prozent mehr Kapazität hat.
Unter Last sieht das Windows-Laptop gar noch schlechter aus. Bei meinen MacBook-Reviews exportiere ich als Test jeweils mein Video in DaVinci fünfmal und schaue, wie viel Prozent Akku noch übrig sind. Für das Surface muss ich meine Methodik anpassen – es ist schon nach zwei Exporten bei nur 15 Prozent. Das MacBook hat nach der gleichen Aufgabe noch 91 Prozent Akku. Auch dank der effizienten Media Engine.
Ein Test in die andere Richtung zeigt das Ausmass der Demütigung noch deutlicher: Mit einer Akkuladung kann das Surface in Lightroom 2293 Bilder exportieren, dann ist der Ofen aus. Das MacBook gibt erst nach 14 577 Bildern auf. Das sind über 500 Prozent mehr. Fünfhundert!
Erst mit Gaming bei voller Bildschirmhelligkeit finde ich eine Anwendung, die auch das MacBook schneller in die Knie zwingt. Nach 93 Minuten «No Man’s Sky» ist der Akku leer. Das Surface schafft knapp die Hälfte. Dabei reduziert es während der letzten 20 Prozent die Framerate deutlich, ohne dass ich etwas dagegen tun kann.
Fazit: eine schier unerreichbare Messlatte
Rein äusserlich kann das Microsoft Surface Laptop Studio 2 mit Apples MacBook Pro mithalten. Beide Geräte fühlen sich ähnlich hochwertig an. Auch bei den Features lassen sich die Differenzen unter «Geschmackssache» verbuchen. Das Surface hat einen Touchscreen mit durchdachtem Falt-Mechanismus, das MacBook dafür ein besseres Display. Auch Apples Tastatur, Touchpad und Lautsprecher finde ich allesamt ausgereifter, doch der Vorsprung ist klein. Grösser ist der Unterschied beim Gewicht – das MacBook geht mit 370 Gramm weniger an den Start.
Im Innern ist das Microsoft-Laptop wie ein Muscle Car mit verschwenderischem Motor und kleinem Tank: Die x86-Chips von Intel und Nvidia halten zwar rein leistungstechnisch mit Apples M3 Pro mit – die CPU ist langsamer, die GPU schneller. Doch das Surface verlangt dafür ein Vielfaches der Energie und hat erst noch einen kleineren Akku trotz grösserem Gehäuse. Die logische Konsequenz: In Sachen Laufzeit lässt das MacBook Pro die Windows-Konkurrenz nicht nur weit hinter sich, es überrundet sie mehrmals und schneidet dabei lustige Grimassen. Egal, ob bei leichten Aufgaben oder unter Last.
Wegen der ineffizienten Chip-Architektur muss die Kühlung des Surface Laptop Studio 2 hart arbeiten, damit Prozessor und Grafikkarte nicht überhitzen. Noch stärkere Komponenten würde der Formfaktor des Laptops wohl nicht verkraften. Anders das MacBook Pro. Es bleibt meist lautlos und lässt sich auch mit M3-Max-Chip konfigurieren. Damit kostet das Apple-Gerät zwar über 4000 Franken, hängt aber das Surface auch bei der Leistung endgültig ab.
Dieser Vergleichstest ist nicht perfekt und es gibt andere Windows-Laptops, die mehr Power haben. Doch sie leiden alle an den gleichen Hitze- und Energieproblemen. Nur Apple schafft aktuell die Dreifaltigkeit aus kompakter Grösse, hoher Leistung und herausragender Akkulaufzeit. Das MacBook Pro definiert, was ein High-End-Laptop sein kann und legt die Messlatte für die Konkurrenz auf eine schier unerreichbare Höhe.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.