Produkttest

MacBook Air 2018: Wieso gibt es dich noch?

Kevin Hofer
13.11.2018

Auch das MacBook Air erhält 2018 ein Upgrade – und zwar das Grösste seit 2015. Durch die Extra-Features kostet das Air beinahe so viel wie ein MacBook Pro. Hat das Leichte da überhaupt noch eine Existenzberechtigung?

Diese Frage stelle ich mir seit ein paar Jahren bei jedem Refresh des Airs. Immerhin gibt’s dieses Jahr mehr als nur ein Prozessoren-Upgrade. Hier die wichtigsten Specs meines Testgeräts.

  • Intel Core i5 mit zwei Kernen und 1.6 GHz
  • Intel UHD Graphics 617
  • 8 GB LPDDR3-RAM
  • 256 GB SSD
  • 13.3 Zoll IPS-Display mit 2560 x 1600 und 227 ppi
Apple MacBook Air – 2018 (13.30", 8 GB, 256 GB, CH)
Notebook

Apple MacBook Air – 2018

13.30", 8 GB, 256 GB, CH

Das MacBook Air gibt’s noch in weiteren Varianten mit mehr RAM und Massenspeicher. Kollege Randy Stalder hat dir die verschiedenen Modelle zusammengestellt.

  • Neu im Sortiment

    Jetzt bestellen: Refresh der MacBook Air und Mac mini

Wer braucht dich noch?

Mein Testgerät schlägt mit rund 1650 Franken zu Buche. Vergleiche ich es mit dem 13 Zoll MacBook Pro von 2017 – und der Erhöhung des Massenspeichers auf 256 GB – kostet dieses im Apple Store gerade mal 75 Franken mehr. Du kriegst also massiv mehr Leistung, zu einem unwesentlich höheren Preis.

Du magst jetzt argumentieren, dass das Air kleiner und leichter ist. Das war vor ein paar Jahren vielleicht ein gewichtiges Argument. Das preislich vergleichbare MacBook Pro ist aber nur 120 Gramm schwerer, also 1.37 Kilogramm statt 1.25 Kilogramm. Diesen Unterschied finde ich vernachlässigbar. Auf mehrstündige Wanderungen nimmst du dein MacBook ja nicht mit. Hinzu kommt, dass das Air an der dicksten Stelle gar dicker als das Pro ist. Zugegeben, es handelt sich nur um knapp 1 Millimeter, aber trotzdem.

Air auf Pro: Die beiden MacBooks sind ähnlich gross und schwer.
Air auf Pro: Die beiden MacBooks sind ähnlich gross und schwer.

Schade, wer sich nicht richtig informiert, zahlt verhältnismässig viel für ein MacBook Air, das preislich ähnlich positioniert ist wie das günstigste MacBook Pro, aber weniger leistet.

Design und Anschlüsse

Gegenüber dem letzten grösseren Refresh 2015 hat Apple wenig am Design geändert. Das «neue» Air ist etwas kleiner geworden und 100 Gramm leichter. Das Gehäuse ist immer noch aus Aluminium. Nebst Space Grey ist es auch in Silver und Gold erhältlich.

Was soll ich sonst zum Design sagen? Als das erste MacBook Air 2008 erschienen ist, war es designtechnisch wegweisend für Ultrabooks. In der Folge haben sich viele Hersteller ein Beispiel an Apple genommen. Jetzt, zehn Jahre später, sieht das MacBook Air immer noch ähnlich aus. Das Design vermag mich immer noch zu überzeugen, etwas frischer Wind täte dem Gerät aber gut.

Bei den Anschlüssen liefert Apple mit zwei Thunderbolt 3 und einem Klinkenanschluss nur das Nötigste. Da sich das Air an Otto-Normalverbraucher richtet, dürften diese den USB-A-Anschluss vermissen. Die MacBook Pros sind nicht besser ausgestattet. Apple setzt hier seine Anschluss-Kahlschlag-Strategie konsequent fort und zwingt dich zum Kauf von Adaptern.

Display

Das Retina-Display sieht schön aus.
Das Retina-Display sieht schön aus.

Das Retina 13.3 Zoll-Display löst mit 2560 x 1600 und 227 ppi auf. Die Bilder sind gestochen scharf und sollten von Werk weg farbgenaues Arbeiten ermöglichen. Im Eizo-Monitortest konnte ich keine Unregelmässigkeiten feststellen. Wie üblich bei Glossy-Displays spiegelt es ziemlich stark. Dank der hohen Helligkeit von 300 Nits, lässt sich aber auch in hellen Räumen oder draussen arbeiten – einfach nicht im prallen Sonnenlicht.

Tastatur und Trackpad

Beim MacBook Air verbaut Apple neu die Butterfly-Tastatur. Bei dieser ist mir der Tastenhub viel zu kurz und die Tasten erfordern etwas zu festen Druck. Das Schreiben damit ist nicht angenehm.

Trackpad und Tastatur: Unterschiedlicher könnte die Qualität nicht sein
Trackpad und Tastatur: Unterschiedlicher könnte die Qualität nicht sein

Beim Trackpad hat Apple glücklicherweise dasselbe wie im MacBook Pro verbaut. Ich habein letzter Zeit diverse Notebooks getestet. Kein Touchpad kommt auch nur ansatzweise an die Qualität des Trackpads in Apple-Produkten heran.

Auf dem MacBook Air hält nun endlich Touch ID Einzug. Der Fingerabdrucksensor ist auf der Power-Taste integriert und reagiert schnell und zuverlässig. Face ID bietet Apple für die MacBooks noch nicht an.

Lautsprecher

Für die Lautsprecher bleibt nicht mehr viel Platz, das zeigt sich auch in deren Qualität.
Für die Lautsprecher bleibt nicht mehr viel Platz, das zeigt sich auch in deren Qualität.

Die Qualität der verbauten Lautsprecher reicht für das Schauen von kurzen Videoclips. Ganze Filme möchte ich mir damit hingegen nicht anschauen respektive hören. Dazu ist die Qualität schlicht zu schlecht. Der Bass ist kaum vorhanden und bei richtig hohen Tönen kommen die Lautsprecher schnell an ihre Grenzen. Zudem ist es schwierig, in Filmen die Stimmen auszumachen, wenn noch weitere Geräusche gleichzeitig aus den Lautsprechern kommen.

Akku

Der im MacBook Air verbaute Lithium-Polymer-Akku ist mit 50 Wh relativ klein dimensioniert. Mit Youtube-Dauerstreaming auf zwei drittel Bildschirmhelligkeit hielt die Batterie rund sechseinhalb Stunden.

Um zu schauen, wie lange das MacBook unter Dauerlast durchhält, führe ich diverse Tests gleichzeitig durch. Erstens stresse ich die CPU mit dem yes-Befehl im Terminal. Zweitens teste ich parallel das RAM mit memtest. Damit auch die Grafikkarte etwas zu tun hat, lasse ich den OpenGL von Cinebench R15 laufen. Zu guter letzt läuft auch der Blackmagic Disk Speed Test. So hält das MacBook Air zweieinhalb Stunden durch. Dabei bleibt es erstaunlich kühl, wird aber ziemlich laut. Ich habe mit dem Smartphone um die 50 dB unmittelbar oberhalb der Tastatur gemessen.

Performance

Im MacBook Air ist ein Intel Core i5-8210Y Prozessor mit zwei Kernen und integrierter Intel UHD Graphics 617 Grafiklösung verbaut . Er kann bis zu vier Threads ausführen und hat einen TDP von 7 Watt. Von der Leistung her eignet sich das Gerät für Office, Internet und leichte Fotobearbeitung. Willst du komplexere grafische Arbeiten ausführen, ist das Air ungeeignet.

Der Fingerabrucksensor ist in der Power-Taste verbaut.
Der Fingerabrucksensor ist in der Power-Taste verbaut.

Hier spielt auch der RAM, welcher mit 8 GB knapp bemessen ist, hinein. Apple ist bei den Standard-Ausführungen immer etwas knausrig auch wenn der blosse Betrieb von OS X weniger Speicher benötigt als Windows. Arbeitest du mit vielen Browser-Tabs und hast nebenbei noch ein Bildbearbeitungsprogramme geöffnet, lahmt das Air ziemlich schnell. 16 GB RAM dürften es für den Preis schon sein.

Die 256 GB SSD sind genügend. Willst du auch Videos bearbeiten, musst du deine Daten aber regelmässig auf externen Massenspeichern ablegen, damit dir genügend Speicherplatz übrig bleibt.

CPU

Da der verbaute Prozessor nur über zwei Kerne und vier Threads verfügt, mache ich den Cinebench-R15-Benchmark nicht. Dieser liefert nur vergleichbare Werte, wenn die Prozessoren über gleich viele Kerne und Threads verfügen. Die von uns in diesem Jahr getesteten Notebooks hatten alle mindestens Vier-Kern-Prozessoren.

Dafür lasse ich den Geekbench-4-Benchmark laufen. Dieser testet Single- und Multi-Core. Im Single-Core erreicht der i5-8210Y respektable 4147 Punkte. Im Multi-Core immerhin 7722. Damit liegt er 300 Punkte im Single-Core hinter dem besten Resultat auf geekbench.com. Beim Multi-Core liegt er auch etwa 300 Punkte hinter dem besten Resultat.

Anschlussvielfalt sieht anders aus: Zwei Thunderbolt 3 und ein Klinkenanschluss
Anschlussvielfalt sieht anders aus: Zwei Thunderbolt 3 und ein Klinkenanschluss

Verglichen mit dem letztjährigen MacBook Pro, das einen Intel Core i5-7360U mit 2.3 GHz verbaut hat, kann das MacBook Air nicht mithalten. Dieses erreicht einen Score von bis zu 4700 im Single-Core- und 9600 im Multi-Core-Test.

Erledigst du viele Arbeiten, die wenig Threads benötigen, ist der verbaute i5-8210Y nicht schlecht. Bist du aber auf mehr Threads angewiesen, reicht er schlichtweg nicht. Da wäre das MacBook Pro 2017 die bessere Wahl.

GPU

Bei der Grafiklösung setzt Apple auf die Intel UHD Graphics 617. Das MacBook Air erreicht einen OpenCL Score von 19 839. Im Vergleich dazu hat das MacBook Pro mit Intel UHD Graphics 640 über 31 000 Punkte erreicht. Die Intel UHD Graphics 617 ist damit eine Low-End-Grafiklösung die nur für Office, Browsen oder leichte Fotobearbeitung geeignet ist.

Fazit

Zum Frisbeespielen allemal gut: Wann fliegt das MacBook Air endlich aus Apples Sortiment?
Zum Frisbeespielen allemal gut: Wann fliegt das MacBook Air endlich aus Apples Sortiment?

Nach der kurzen Testzeit mit dem MacBook Air bestätigen sich mir meine Befürchtungen. Ich besitze privat ein MacBook Pro Mid 2017, das ich im Test mit dem Air verglichen habe. Von der Leistung her kommt das neuere Air nicht im geringsten an die Leistung des Pros heran. Das zeigt sich schon im Alltagsgebrauch. Es ist mir echt ein Rätsel, wieso Apple weiter am MacBook Air festhält. Aber es scheint sich ja zu verkaufen.

Das Design finde ich nach all den Jahren etwas ausgelutscht. Apple traut sich mittlerweile zu wenig. Das Air schaut zwar immer noch ansprechend aus, der Hersteller aus Cupertino dürfte sich aber ans Herz fassen, wieder innovativ sein und etwas ändern. Mag das vielleicht daran liegen, dass Apple das Air in naher Zukunft ausstauben will und deshalb nicht zu viel in neues Design investieren will?

Wie beim MacBook Pro vermisse ich die Anschlüsse. Apple bietet mit den zwei Thunderbolt-3-Anschlüssen High-Speed-Konnektivität im Überfluss. Dafür fehlt mir für ein Otto-Normalverbraucher-Notebook USB Typ A. Es ist einfach lästig, immer einen USB-Hub dabei haben zu müssen.

Persönlich finde ich das MacBook Air überteuert, für das was es bietet. Für Apple-Geräte musste ich schon immer mehr hinblättern. Dafür erhielt ich neben hervorragender Verarbeitung aber auch genügend Leistung. Das MacBook Air mag für Studenten oder Freizeit-User, die wenig Anforderungen an die Leistung haben, gut sein, aber für das was es ist, ist es trotzdem zu teuer.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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