
Ratgeber
Flecken auf dem Kamera-Sensor – was nun?
von David Lee
Den Sensor selbst zu reinigen, ist nicht ganz einfach, wie wir selbst feststellen mussten. Wir haben daher einen erfahrenen Profi vor die Kamera geholt, der einige weiterführende Tipps auf Lager hat.
Du erinnerst dich vielleicht: Ich habe vor einiger Zeit versucht, einen Kamera-Sensor zu reinigen und geschildert, was ich dabei gelernt habe. Die meisten Flecken brachte ich weg, aber einige waren sehr hartnäckig. Nachdem ich etwa die Hälfte der Swabs verbraucht hatte, fand ich, dass nun Materialverschleiss und Fortschritt nicht mehr in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen.
Weil das Resultat nicht ganz zufriedenstellend war, haben Video Producer Manuel Wenk und ich beschlossen, einen echten Reinigungs-Profi zu treffen und ihn erklären zu lassen, wie er das macht und worauf er achtet. Mit Tino Scherer von Light + Byte haben wir jemanden gefunden, der nicht nur kompetent ist, sondern die Sache auch gut vermitteln kann.
Während der Reinigung hält die Kamera den Spiegel hochgeklappt (sofern sie einen hat) und den Verschluss offen. Das braucht Strom. Geht der Akku zur Neige, macht die Kamera die Schotten dicht, bevor sie sich ausschaltet. Wenn du gleichzeitig noch am Putzen bist, kann das den Verschluss beschädigen und damit ist die Kamera schrottreif. Darum reinigt Tino grundsätzlich nur Kameras, deren Akku auf 100 Prozent steht.
Das gründliche und wiederholte Ausblasen findet Tino extrem wichtig. Denn Staub im Innern der Kamera gelangt früher oder später auf den Sensor. Unter Umständen schon während der Nassreinigung mit den Swabs, die dann für die Katz ist.
Tino verwendet, wenn immer möglich, einen Druckgasreiniger. Der Blasebalg kommt nur unterwegs zum Einsatz, wenn kein Spray verfügbar ist. Ausserdem sollte es ein Balg sein, der garantiert keine staubige Luft einsaugt.
Beim Druckgas ist Vorsicht geboten: die Flasche musst du immer senkrecht nach unten halten. Ansonsten kommt das Gas nicht gasförmig, sondern teilweise flüssig heraus. Damit tust du deinem Kamerasensor keinen Gefallen. Druckluft auf einem Kompressor ist ebenfalls nicht sauber. Ganz schlechte Idee.
Anstatt nach jedem Reinigungsschritt ein Kontrollfoto zu schiessen, wie ich das getan habe, nutzt Tino eine Sensorlupe. Diese hat LEDs eingebaut, wodurch Verunreinigungen sofort sichtbar sein sollen. Die Lupe, die er im Video verwendet, kann bei Vollformat-Spiegelreflexkameras direkt auf das Objektivbajonett gelegt werden und hat dann den richtigen Abstand. Bei spiegellosen Kameras, wo der Abstand geringer ist, muss er die Lupe etwas hochheben, damit sie den Sensor scharf zeigt.
So eine Lupe ist allerdings nicht billig. Dazu kommen die Swabs, die ehrlich gesagt ziemlich überteuert sind. VDust hat offenbar ein Patent auf diese Swabs und steht ziemlich konkurrenzlos da. Laut Tino nutzt jeder in der Branche diese Dinger, sogar die Kamerahersteller selbst. Zur Grundausrüstung bei Tino gehört zudem auch eine antistatische Matte.
Für alle, die nur gelegentlich reinigen müssen, ist es somit eine gute Option, das machen zu lassen. Light + Byte verlangt für den Service 59 Franken bzw. 69 Franken bei Vollformatkameras.
Tröstlich für mich: Trotz allem Know-how und aller Routine passiert es auch Tino ab und zu, dass er ziemlich viele Swabs für eine einzige Sensorreinigung verbraucht. Im Schnitt seien es etwa drei, es können im Extremfall aber auch mal zehn sein. Das passiert vor allem dann, wenn sich fettige Ablagerungen auf dem Sensor festsetzen. Für solche Härtefälle gibt es auch eine spezielle Reinigungsflüssigkeit. Sie nennt sich Smear Away, ist natürlich ebenfalls von Visible Dust – bei uns aber (noch) nicht im Shop.
Einmal gebrauchte Swabs lassen sich zwar für die Sensorreinigung nicht mehr verwenden – aber für andere Bereiche an der Kamera. Insbesondere das Objektiv-Bajonett ist in der Regel stark verschmutzt. Durch das An- und Abschrauben der Objektive entsteht Abrieb. Nach einer kurzen Reinigung am Bajonett sieht der Swab ziemlich verdreckt aus:
Laut Tino ist auch hier Sauberkeit sinnvoll, weil sich der Schmutz lösen und ins Innere der Kamera dringen kann.
Übrigens: Die Kamera von Sony, die ich gereinigt habe, hat einen eingebauten Bildstabilisator. Daher wackelt der Sensor ein wenig, wenn man ihn mit dem Swab berührt. Bei der hier gezeigten Fujifilm X-T2 kann sich der Sensor nicht bewegen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass das die Sache sehr viel schwieriger macht, aber ein kleiner Unterschied ist es schon.
Wer die Tipps von Tino beachtet, sollte fast jeden Sensor sauber kriegen. Es braucht dazu aber einige Hilfsmittel, und da die Swabs nicht gerade günstig sind, sparst du beim Selbermachen nicht unbedingt Geld. Ausser, wenn du wirklich sehr häufig reinigen musst. Das ist vor allem bei spiegellosen Kameras im harten Ausseneinsatz gut möglich.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.