JBL Tour Pro 2: Was ein Display mit Kopfhörern bringt
Produkttest

JBL Tour Pro 2: Was ein Display mit Kopfhörern bringt

Livia Gamper
3.7.2023

JBL pappt als erster Hersteller ein Display aufs Earbuds-Case. Ich habe die JBL Tour Pro 2 getestet – die Features sind toll, die Ausführung jedoch verbesserungsfähig.

Ist das die Zukunft oder handelt es sich um ein unnötiges Gimmick? Die Rede ist vom Display auf einem Kopfhörer-Case – einem kleinen Screen, der mittels Touch-Steuerung bedient werden kann.

JBL Tour Pro 2 (ANC, 8 h, Kabellos)
200.– CHF

JBL Tour Pro 2

ANC, 8 h, Kabellos

JBL Tour Pro 2 (ANC, 8 h, Kabellos)
Kopfhörer
200.– CHF

JBL Tour Pro 2

ANC, 8 h, Kabellos

Ein Headset mit Display auf dem Case gibt’s bereits. Ausgedacht hat sich das Poly, eine Untermarke von HP. Apple liess die Technologie mal für die AirPods patentieren – JBL ist mit dem Tour Pro 2 nun der erste Hersteller, der das Display bei True-Wireless-Kopfhörern aufs Case gesetzt hat. Braucht es das? Ich habe zwei Wochen lang versucht, das herauszufinden.

Meine unbefriedigende Antwort: Es kommt darauf an.

Viele Funktionen: Das kann das Case

Das Case-Display ist mit einer Diagonalen von etwa 1,3 Zoll, beziehungsweise 3,5 Zentimetern klein. Das Case drum herum hingegen ist im Vergleich zu anderen Kopfhörern gross geraten – fast sechs Zentimeter hoch und fast sieben Zentimeter breit.

Vor der Benutzung muss das Case entsperrt werden.
Vor der Benutzung muss das Case entsperrt werden.
Quelle: Livia Gamper

Dank Display gibt es bei den Tour Pro 2 viel mehr Funktionen als bei herkömmlichen Ladeboxen:

  • Wiedergabesteuerung
  • Lautstärke
  • Klangmodus (ANC, Transparenz, Talk-Trough)
  • Audioeinstellungen: Equalizer, Räumliches Audio
  • Timer: Die Ohrhörer schalten sich nach Ablauf der von dir gewählten Zeit aus
  • Allgemeine Einstellungen: Bildschirmhelligkeit, Auswahl des Hintergrundbildes, Automatische Wiedergabe/Pause-Ohrerkennung
  • VoiceAware: legt fest, wie empfindlich die Stimmerkennung ist
  • SilentNow: Du kannst ANC auch ohne Musikwiedergabe für eine voreingestellte Zeitspanne aktivieren
  • Benachrichtigungen
  • Suchfunktion
  • Taschenlampe

Die einzelnen Funktionen erreiche ich mit Wischen auf dem kleinen LCD-Bildschirm. Sie lassen sich dabei nicht sortieren, aber in der App deaktivieren. So muss ich nicht mehr elf Mal wischen, um zur Taschenlampenfunktion ganz zuhinterst zu kommen.

Nicht, dass die Funktion nützlich wäre…

Wie du siehst, siehst du mit der Case-Taschenlampe nicht viel.
Wie du siehst, siehst du mit der Case-Taschenlampe nicht viel.
Quelle: Livia Gamper

Das Case kannst du auch kabellos laden. Nass werden sollte es aber nicht, im Gegensatz zu den Kopfhörern ist es lediglich IPX2-geschützt. Wegen des Displays ist die Hülle nicht besonders sturzsicher. Ausser einem glimpflich verlaufenen Sturz auf den Parkettboden habe ich die Sturzsicherheit nicht getestet.

Fummelige Funktionen

Bevor ich das Display am Case nutzen kann, muss ich es jedes Mal mit einem Wisch nach rechts entsperren. Das Display reagiert mehrheitlich akkurat, weil es jedoch so klein ist, ist jeder Wisch darauf fummelig. Oft gelange ich zur nächsten Funktion, statt dass ich in der aktuellen Funktion Einstellungen machen kann. Dabei habe ich nicht mal grosse Finger.

Da ist die Bedienung übers Handy einfacher und schneller. Ohnehin frage ich mich, wer am Case durch seine Lieder skippt. Viel einfacher geht kurzes Weiterschalten an den Ohrhörern selbst. Ich habe die Funktion nur dann benutzt, wenn ich die Kopfhörer aus der Tasche gezogen habe.

Die Bedienfelder sind klein und damit schwer zu treffen.
Die Bedienfelder sind klein und damit schwer zu treffen.
Quelle: Livia Gamper

Das Display zeigt, wie eine Smartwatch, auch Notifications an, die am Handy eingehen. Das funktioniert bei mir aber nicht immer und oft steht da einfach «Neue Nachricht auf dem Mobilgerät». Die Nachrichten lassen sich auch deaktivieren. Ich habe das gemacht, da ich die Nachrichten auf dem Case kaum lesen und beantworten kann.

Sinnvoller als Nachrichten ist die Anzeige des Akkustands – auch jenes des Cases selbst. So habe ich volle Kontrolle. Apropos Kontrolle: An der Rückseite des Cases ist ein kleines Antirutschfeld angebracht. Damit fällt der JBL Tour Pro nicht gleich von Tischen, wenn man ihn darauf legt.

Das können die Kopfhörer: Gross, mit ANC und viel Bass

Nebst dem Display auf dem Case sind im Case der JBL Tour Pro 2 natürlich auch Ohrhörer: Buds mit kurzen Stielen und In-Ear-Bauweise. Sie sind für In-Ears gross gebaut und sitzen bei mir deshalb entsprechend fest in den Ohren. Nach längerem Tragen merke ich sie leicht schmerzend in den Ohren – das muss aber nicht heissen, dass das bei dir auch so ist. Ein einzelner Tour Pro 2 Ohrhörer wiegt 6,1 Gramm – das ist im guten Mittelfeld. Zum Vergleich: Die eher leichten AirPods Pro wiegen 5,4 Gramm pro Stück.

Die JBL Tour Pro 2 von der Seite.
Die JBL Tour Pro 2 von der Seite.
Quelle: Livia Gamper
Und von vorne.
Und von vorne.
Quelle: Livia Gamper

Der Sound der Tour Pro 2 hat mich nicht aus den Socken gehauen: Er ist basslastig und eher kühl. Ich mag warmen, ausgeglichenen und natürlichen Klang. Bei den Pro 2 kriege ich nur mässigen Sound, die Mitten gehen bei vielen Songs unter und die Buds könnten detailreicher klingen – schlecht klingen die Ohrhörer nicht, nur meinen Geschmack treffen sie nicht.

Ausgestattet sind die Tour Pro 2 mit solidem aktivem Noise Cancelling. Ich habe aber schon besseres gehört bei In-Ears dieser Preisklasse. An die Bose Quiet Comfort Earbuds II etwa, die in einer ähnlichen Preisklasse spielen, kommen sie nicht ran. Auch einen Speaktrough- und Ambient-Modus gibt’s bei den Tour Pro, beide Modi klingen eher unnatürlich und geben die Geräusche etwas höher wieder, als sie tatsächlich sind. Und in allen Modi hat es ein leichtes Grundrauschen. Podcasts hören mit aktiviertem Noise Cancelling geht, ohne Rauschen wäre schöner.

Der Akku läuft mit den Ladungen aus dem Case 40 Stunden. Acht Stunden sind es pro Ladung, ohne eingestelltem aktivem Noise Cancelling gibt’s zehn Stunden Musik. Und eine Schnellladefunktion gibt’s auch, 15 Minuten Laden ergeben vier Stunden Laufzeit.

Die Buds stehen senkrecht im Case.
Die Buds stehen senkrecht im Case.
Quelle: Livia Gamper

Eine umfangreiche App

Die JBL-Kopfhörer-App spendiert sehr viele Einstellungsmöglichkeiten – für meinen Geschmack fast etwas zu viele, was die App unaufgeräumt erscheinen lässt. Zudem muss ich beim Öffnen der App jedes Mal den Kopfhörer separat auswählen. Wer mehrere JBL-Geräte über die App steuert, ist froh um die Auswahl. Sonst ist das ein unnötiger Klick, auf den viele Hersteller verzichten.

In der App kann ich einen Equalizer auswählen oder Spatial-Audio einstellen. Die Equalizer, die auch auf dem Case gewählt werden können, verändern den Klang leicht und tun damit, was sie sollen. Die Spatial-Audio-Funktion habe ich nur kurz ausprobiert, der Rundum-Effekt war mir dabei zu gering und eher eine Spielerei.

Bei mir hatte die App manchmal Mühe, die Kopfhörer zu finden, obwohl sie längst via Bluetooth verbunden sind und sogar Musik abspielen. Das ist ärgerlich.

Die App ist sehr umfangreich.
Die App ist sehr umfangreich.
Quelle: Livia Gamper

Fazit: Ein Display allein macht noch keine Kopfhörer

Das Display auf dem Case ist dann praktisch, wenn ich mein Handy nicht zusätzlich aus der Tasche holen muss. Beim Starten eines Songs etwa oder der Kontrolle des Akkustands. Ansonsten ist es einfach ein weiteres Gimmick.

Leute, die eine Smartwatch besitzen, dürften das Case weniger benutzen, weil sie alles noch einfacher am Arm umstellen können. Dennoch: Ich wage die steile These, dass sich Cases mit Display in ein paar Jahren etabliert haben werden. Hoffentlich sind künftige Versionen nicht so fummelig wie das der JBL Tour Pro 2. Wäre das Display einfacher zu bedienen und würden die Kopfhörer etwas besser klingen, dann wären die Tour Pro 2 perfekte Begleiter. So sind sie ein Gadget für Early Adopter.

Titelfoto: Livia Gamper

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommerfindet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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