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Schön und erschwinglich: Huawei stellt die neue Watch GT4 vor
von Lorenz Keller
Die Huawei Eyewear II integriert Kopfhörer und Bedienelemente in ein klassisches Brillengestell. Faszinierend, wie kompakt und leicht die Technik inzwischen ist.
Smarte Brillen sind seit der Ankündigung der Apple Vision Pro wieder in aller Munde. Da erstaunt es nicht, dass auch Huawei eine smarte Brille vorstellt.
Diese spielt technisch allerdings in einer viel tieferen Liga als die Virtual-Reality-Headsets, die bereits erhältlich sind oder bald kommen. Denn der chinesische Hersteller beschränkt sich auf eine Funktion – kann diese dafür auch in ein normales Brillengestell integrieren.
Bei der Weltpremiere der neuen Watch GT4 in Barcelona konnte ich die Eyewear II bereits kurz ausprobieren. Und war gleich mehrmals überrascht.
Im Alltag trage ich eine Brille mit korrigierten Gläsern. Fürs Hands-on (oder besser Nose-on) habe ich diese abgelegt und stattdessen die Eyewear II aufgesetzt. Plötzlich kommt da von hinten ein anderer Techjournalist. «Darf ich schnell…», sagt er – und will die Brille greifen, die auf dem Tisch in der Hands-on-Area liegt. Schnell klärt sich das Missverständnis auf. Er hat tatsächlich im ersten Moment meine Korrekturbrille für die Produktneuheit von Huawei gehalten.
Das zeigt vor allem eines sehr anschaulich: Der Eyewear II siehst du überhaupt nicht an, dass sie Technik drin hat. Sie sieht aus wie eine normale Brille, fühlt sich so an – und ist auch nicht schwerer. Huawei verrät zwar das genaue Gewicht noch nicht, doch die digitale Brille ist nicht viel schwerer als mein normales Gestell, also um die 30 Gramm.
Auch auf der Nase fühlt sich die Eyewear II sehr komfortabel an. Die könnte ich den ganzen Tag problemlos tragen – wie ich das ja schon heute mit meiner Sichthilfe mache. Ja, die Huawei-Neuheit lässt sich auf Wunsch auch beim Optiker ganz normal mit Korrekturgläsern bestücken. Da haben Brillenträger für einmal gar keinen Nachteil.
Technisch ist die Eyewear II natürlich weit von einer echten VR-Brille entfernt. Huawei beschränkt sich auf eine Funktion – versucht dabei aber keine Kompromisse einzugehen.
Die Brille hat Lautsprecher, Mikrofone und Bedientasten in den Bügeln eingebaut und kann mit dem Smartphone gekoppelt werden. Die Speaker sind dabei so abgeschirmt, dass nur du bei normaler Lautstärke den Ton hörst und nicht alle rundherum. Gleichzeitig nimmst du aber auch die gesamten Umgebungsgeräusche deutlich wahr.
Im sehr lauten Hands-on-Bereich ergab das eine zuerst etwas merkwürdige Mischung. Nach einer Minute hatte ich mich aber darauf eingestellt. Und es wirkte dann einfach so, als würde im Hintergrund noch Musik laufen. Drehe ich lauter, fühle ich mich eher wie an einem Konzert, an dem die Zuschauer unruhig sind.
Was ich aber auch schnell merke: Die Soundqualität der Eyewear II ist nicht mit richtigen Kopfhörern zu vergleichen. Um einen Podcast zu hören oder zu telefonieren reicht das vollkommen, für etwas Hintergrundmusik auch. Musikfans kommen aber nicht wirklich auf die Kosten.
Über die Touch-Befehle am Bügel kannst du die Lautstärke verstellen, zum nächsten Titel springen oder auch Anrufe annehmen. Erstaunlich ist die versprochene Akkulaufzeit: Bis zu elf Stunden bei reiner Soundwiedergabe, etwa von einem Video, neun Stunden beim Telefonieren.
Dem nicht mehr lieferbaren Vorgänger, der mit seinem wuchtigen Gestell nur als Sonnenbrille getaugt hat, ging schon nach sechs Stunden Musikwiedergabe der Schnauf aus. Huawei hat hier also bereits grosse Fortschritte gemacht.
Die Huawei Eyewear 2 kommt Mitte Oktober zu einem Preis von rund 300 Franken oder Euro auf den Markt. Wann sie bei uns im Shop erhältlich ist, ist noch unklar.
Der Preis ist eigentlich nicht wahnsinnig hoch. Ganz normale Brillengestelle von Markenherstellern kosten ebenfalls schnell mal 200 bis 300 Franken. Doch das Einsatzgebiet der Eyewear 2 ist halt schon sehr eingeschränkt.
Wer viel telefoniert, der gehört sicher zur Zielgruppe des Herstellers. Allerdings konnten wir die Anrufqualität noch nicht wirklich ausprobieren. Ebenfalls interessant dürfte die Brille für all jene sein, die im Hintergrund Musik oder Podcast hören wollen, ohne mit Kopfhörern im Ohr klanglich und/oder optisch von der Umwelt absorbiert zu sein. Ein Kopfhörer im Ohr kann durchaus ein abweisendes Signal aussenden. Eine schlichte Brille auf der Nase dagegen ist unverdächtig.
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.