

Hands-On: Elite Screens motorisierte Hochkontrastleinwand für UST-Beamer

Diese CLR-Leinwand ist anders. Nicht, weil sie viel kostet. Weil sie motorisiert ist. Das ist selten. Wenn nicht gar einzigartig. Dazu sorgt sie für aussergewöhnlich gute Kontraste. Im Hands-on erkläre ich, wieso.
Spectrum. Saker Tension. Yard Master 2. Das sind keine Jaeger – turmhohe und von Menschen betriebene Roboter, die in «Pacific Rim» gegen interdimensionale Monster kämpfen und auf ähnlich klangvolle Namen hören. Es sind Leinwände. Leinwände aus dem Hause Elite Screens. Geil, oder?
Die 100-Zoll-Leinwand, die mir vom Hersteller für ein Hands-On zur Verfügung gestellt worden ist, hat noch keinen solch prächtigen Namen. Sie ist zu neu. Hört nur auf die nüchterne Produktbezeichnung «CLR FTE100H2». Ein cooler Name kommt noch. Vielleicht. Der hohe Preis ist aber schon da.

Warum sie so teuer ist? Sie ist motorisiert, rollt sich per Knopfdruck selber auf. Dazu verstärkt sie den Kontrastwert des Bilds. Und: Sie ist für Ultra-Kurzdistanz-Beamer gemacht. Also für Beamer, die ihr Bild aus nächster Nähe und von unten nach oben auf die Leinwand projizieren. Ultra-Kurzdistanz-Beamer – kurz: UST-Beamer – gibt’s noch nicht so lange. Entsprechend selten sind Leinwände, die eigens für diese Art der Projektion konzipiert worden sind. Darum die hohen Margen, die zusätzlich zum hohen Preis führen.
Schauen wir sie uns also mal an, die CLR FTE100H2, die dringend einen besseren Namen braucht. Ich nenne sie jetzt einfach mal Bob.
Wozu überhaupt eine Leinwand?
First things first: Beamer brauchen Leinwände. Logisch. Wobei, warum eigentlich? Eine einfache weisse Wand könnte ja genauso gut herhalten? Nun; dass es nicht ganz so einfach ist, wirst du dir schon gedacht haben. Wozu sonst die in den Raum gestellte Frage.
Beamer projizieren via Licht. Oberflächen – ganz generell gesprochen – reflektieren dieses Licht. Und zwar in so ziemlich allen Himmelsrichtungen. Nach oben, nach unten. Links. Rechts. Und so weiter. Du aber hockst frontal vor dem projizierten Bild. Im Idealfall trifft alles Licht des projizierten Bildes auf dein Auge. So geht keine Helligkeit verloren. Denn das Licht, das in den Raum reflektiert wird und nicht auf dein Auge trifft, ist vergeudete Helligkeit. Je weniger hell das Bild, desto schwieriger wird’s für dich, in einem lichtdurchfluteten Wohnzimmer überhaupt was vom Bild zu erkennen.
Voilà: Darum brauchst du eine gute Leinwand. Leinwände haben nämlich spezielle Oberflächen. Je nach Stoff und Beschaffenheit ignorieren sie Umgebungslicht und reflektieren nur jenes Licht, das frontal auf sie trifft. Von einem Beamer zum Beispiel. Noch bessere Leinwände verstärken gar diese Reflektion, ganz ähnlich einem Parabolspiegel. Das bedeutet noch mehr Helligkeit.
Super Sache, so eine Leinwand.
Diese Leinwand ist… dunkelgrau!?
So. Zeit, Bob, die Leinwand, zu installieren. Von Bobs Sorte gibt’s in ganz Europa kaum eine Wagenladung. Darum krieg ich ihn nur einen Nachmittag lang zu testen. Das reicht für einen guten ersten Eindruck.
Beim Auspacken fällt sofort die Farbe der Leinwand auf. Sie ist nicht weiss. Das könnte überraschen. Beamer projizieren ja via Licht. Damit das Licht auf der Projektionsfläche möglichst rein und die Farben unverfälscht rüberkommen, wäre eine weisse Leinwand naheliegend, nicht? Etwa so, als ob du mit Ölfarben ein Bild malen würdest. Da suchst du dir ja auch eine weisse Leinwand aus.
Fun Fact: Im Kino ist die weisse Leinwand eigentlich gar nicht weiss. Eher silbrig-grau. Die motorisierte CLR-Leinwand von Elite Screen ist sogar dunkelgrau. Daran erkennst du, dass es sich um keine gewöhnliche Leinwand handelt. Diese hier, also Bob, ist eine Hochkontrastleinwand.

Wozu das dunkle Grau? Er hilft, die Kontrastwerte zu erhöhen. Darum der Name. Denn der Kontrastwert beschreibt den grösstmöglichen Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt. Je grösser dieser Unterschied, desto grösser der Kontrast und desto kräftiger die Farben. Oder anders rum: Je geringer der Kontrast, desto ausgebleichter die Farben.
Ergo: Was du für dein Beamerbild willst, sind möglichst hohe Kontraste.
Genau deswegen gelten OLED-TVs in der Fernsehbranche als Mass aller Dinge. Ihre Pixel können sich individuell ein- und ausschalten. So generieren sie da, wo im Bild Schwarz sein soll, tatsächlich echtes Schwarz. Dadurch ist der Unterschied zwischen dem dunkelsten und hellsten Bildpunkt bei OLED-Fernsehern immens. Entsprechend überlegen sind OLED-Kontrastwerte – und damit das Bild.
Nur: Beamer können kein Schwarz projizieren. Wie auch? Schwarz ist das Fehlen jeglichen Lichts. Beamer aber projizieren Licht. Wenn du also auf ein Beamer-Bild schaust, dann ist Schwarz nicht wirklich schwarz, sondern eher die dunkelstmögliche Version der Projektionsoberfläche. In einem komplett abgedunkelten Zimmer wäre eine weisse Leinwand also tatsächlich schwarz. Tagsüber nicht. Tja. Der Kontrastwert wäre hinüber und das Bild zu stark ausgebleicht, um überhaupt noch was zu erkennen.
Die dunkelgraue Oberfläche der eigentlich namenlosen CLR-Leinwand, die ich Bob getauft habe, hingegen ist in einem lichtdurchfluteten Wohnzimmer zwar auch nicht schwarz, aber immerhin dunkelgrau. Besser als weiss, oder? Entsprechend besser die Schwarzwerte und damit der Kontrast.

Wenn du dich an das Beispiel mit den Ölfarben zurück erinnerst, könntest du nun folgendes Argument ins Feld führen: Schön, male ich auf einer dunkelgrauen Leinwand, dann sind die Schwarzwerte tiefer. Dunkler. Aber das Bild als Ganzes ja auch? Wo liegt da der Gewinn in puncto Kontrasterhöhung?
Auch daran haben die Jungs und Mädels von Elite Screens gedacht.
Nur für Ultra-Short-Throw gemacht
Das Material der Super-Leinwand nennt Elite Screens «StarBright». Das Tuch ist dabei so gefertigt, dass es Licht bündelt und so verstärkt reflektiert. Ähnlich wie bei einem Parabolspiegel. Das sorgt für mehr Helligkeit und gleicht das dunkle Grau wieder aus. Dazu kommt, dass die Leinwand ausschliesslich Licht reflektiert, das von unten kommt. Dafür steht das CLR im Produktnamen – «Ceiling Light Rejecting».
Konkret: Die Leinwand eignet sich nur für Ultra-Kurzdistanz-Beamer. Also Beamer, die direkt unter der Leinwand stehen. Das liegt an den Lamellen, die sich auf dem dunkelgrauen Leinwandtuch befinden. Stell sie dir wie schräg gestellte Spiegel vor. Licht, das von unten auf sie trifft, wird frontal nach vorne «gespiegelt». Zum Zuschauer. Zu dir. Alles andere Licht nicht – wegen dem Winkel, in dem die «Lamellen-Spiegel» zum restlichen Licht stehen. Das ist super. Gerade tagsüber bei viel Umgebungslicht, das das Bild ansonsten ausbleichen würde.

Dazu kommt noch eine Eigenschaft: «Ambient Light Rejecting», kurz: ALR. Zu deutsch: Das Tuch ignoriert Umgebungslicht. Das ist wichtig: Hast du dich je gefragt, warum in den meisten Kinos die Wände schwarz sind? Das ist, damit selbst im dunklen Saal das Licht der Leinwand nicht von den Wänden zurückreflektiert wird. Das wäre dann wie zusätzliches Umgebungslicht.
Bei dir zu Hause werden die Wände kaum schwarz sein. Oder die Möbel. Umgebungslicht also viel stärker als in einem Kinosaal. Entsprechend wichtig die ALR-Eigenschaft.
Hammerbild trotz Motorisierung
Letzter Punkt. Die Motorisierung. Per Knopfdruck rollt sich die Leinwand selbstständig auf. Das ist dann spannend, wenn du nicht ständig ein schwarzes oder dunkelgraues Loch in deinem Wohnzimmer willst, wenn der Fernseher oder Beamer ausgeschaltet sind.
Solche motorisierten Konstruktionen sind nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich sind sie nur bei CLR-Leinwänden, die explizit für Ultra-Kurzdistanz-Beamer gemacht sind. Motorisierten Leinwänden fehlt nämlich meist die dafür benötigte Spannung: Strahlt ein Beamer von unten auf die Leinwand, würden schon kleine Wellen im Tuch für hässliche Schattenwürfe aufs Bild sorgen.

Offenbar hat Elite Screens das Problem nicht. Beim Bob-Hands-On jedenfalls fallen mir keine Schattenwürfe auf. Beeindruckend.
Zusammengefasst: Geiles Teil
Ja, Bob, die Leinwand, ist teuer. Fast so teuer wie ein guter UST-Beamer. Das kann abschreckend wirken. Die Gründe hinter dem Preis sind aber nachvollziehbar.
- UST-Beamer-Leinwände sind selten
- Noch seltener sind motorisierte UST-Beamer-Leinwände, die genug Spannung aufs Tuch bringen
- Dazu kommt, dass Bob Kontraste erhöht und Umgebungslicht ignoriert
Was bleibt ist der grässliche Name. Echt jetzt. Die Leinwand braucht was Besseres als Bob oder dieses grausige Buchstaben-Zahlen-Wirrwarr. Herbert vielleicht. Oder Wall Smasher 3000 oder so. Vielleicht hast du ja eine Idee. Ich jedenfalls mag mir nicht mehr das Hirn über alternative Schreibweisen zermartern.


Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»