
«Fast & Furious Crossroads» ist nicht so schlecht wie alle sagen, aber eindeutig zu teuer

Spieleadaptionen von Hollywood-Blockbustern, die nicht liebloser Mist sind, gehören immer noch zu den Ausnahmen. Liest du die Bewertungen, scheint «Fast & Furious Crossroads» keine Ausnahme zu sein. Die Ausnahme bin offenbar ich. Denn irgendwie finde ich es ganz spassig.
«Das schlechteste Spiel, das ich je gespielt habe». «Fahren in Fortnite macht mehr Spass» «Einfach nein». Die Bewertungen auf Steam zu «Fast & Furious Crossroads» sind vernichtend. Allerdings sind es auch nur deren 30. Dennoch sind sie ein starker Indikator für die Qualität dieser Gameadaption der mittlerweile achtteiligen Filmserie. Kritikerreviews waren auch nicht wohlwollender. Ist «Crossroads» gar ein neuer Anwärter für das mieseste Spiel aller Zeiten? So weit würde ich nicht gehen. Mit meiner Meinung scheine ich die Ausnahme zu sein. Ich finde das Spiel gar nicht so mies.
Grafisch auf PS3-Niveau

Ich muss vielleicht eingestehen, dass ich eine Schwäche für die trashige Rennserie mit Vin Diesel habe. Auch wenn sie keinen Oscar verdient, hat mich jeder Teil bestens unterhalten. Die Mischung aus sympathischen Charakteren, die immer einen dummen Spruch auf Lager haben und Over-the-top-Actionszenen ist mir nie verleidet.
Auf das gleiche Rezept zielt auch das Spiel ab – wenn auch weniger erfolgreich. Dabei macht es auf den ersten Blick alles richtig. Mit Slightly Mad ist ein Game-Studio engagiert worden, das mit der «Project Cars»-Serie mehrfach bewiesen hat, dass es Rennspiele beherrscht. Und neben Vin Diesel begegnest du einer Reihe bekannter Gesichter aus den Filmen und sonstigen Hollywood-Sternchen. An Prestige mangelt es dem Spiel nicht.

Allerdings sind die Gesichter grafisch das beste am Spiel. Der Rest schwankt zwischen «Driver» für PS2 und «The Crew». Optisch besitzt das Spiel so gut wie keine Persönlichkeit. Auch das Leveldesign ist wenig inspirierend. In der der Kampagne verschlägt es dich nach Marokko. Das hat mich stark an einen Level aus «Battlefield» erinnert – «Battlefield 2» wohlgemerkt. Das Farbdesign ist eintönig und die Strassen sind wenig belebt. Wenn es mal Passanten hat, dann stehen sie reglos da und starren steif in deine Richtung, wie in einem Horrorfilm. Das Autodesign geht in Ordnung, sind halt Autos. Eine Geschwindigkeitsanzeige fehlt indes und die Kameraperspektive kannst du auch nicht wechseln.
Während das Design definitiv kein Quarter-Mile-Rennen gewinnt, haucht immerhin die erweiterte Vin-Diesel-Crew dem Spiel etwas Persönlichkeit ein. Zwar gibt die Story um einen Freund, der sich Schulden bei der hiesigen Gangster-Familie gemacht hat und die es später zu unterwandern gilt, nicht viel her. Die Schauspieler wirken aber bemüht, einen guten Job abzuliefern.
Spielerisch nicht auf der Höhe

Auch spielerisch wirkt «Crossroads» angestaubt. Die Fahrzeuge fahren sich typisch Arcade-Racer fast von selbst und von der Power unter der Haube ist wenig zu spüren. Ohnehin musst du selten das Gaspedal loslassen. Selbst wenn du in eine Wand knallst, fährst du wie ein Putschi-Auto unbeschadet weiter.
In den Missionen wechselst du regelmässig zwischen bis zu vier Personen respektive Fahrzeugen hin und her. Jedes mit eigenen Spezialfähigkeiten wie Enterhaken, um Waffen von feindlichen Fahrzeugen zu reissen, ausfahrbare Spikes, um Räder zu zerstören oder Hacking-Minigames, um Fahrzeuge lahmzulegen. Hier kommt am ehesten der Vibe der Serie rüber. Wenn du in einem Affenzahn über die Strasse donnerst, mit Rammangriffen (die gibts auch noch) Verfolger in die Leitplanke schickst und einen flammenspeienden Panzer jagst, kommt Laune auf. Die Kampagne ist voll solcher Momenten, die seichte, aber doch gute Unterhaltung bieten.
Leider ist die Kampagne maximal fünf Stunden lang. Zwischen den Actionszenen fährst du meist stur von A nach B durch leblose Stadtviertel immer blind den leuchtenden gelben Pfeilen nach. Die können es übrigens trotz ihrer Grösse nicht verhindern, dass ich regelmässig Ausfahrten verpasse.

Einen Multiplayer-Modus gäbe es auch noch. Dort spielen drei Raser gegen drei Polizisten. Leider hat sich nicht ein einziger Spieler in meine Lobby verirrt, weshalb ich ich den Modus nicht testen konnte.
Fazit: Unterhaltsam, aber nicht für den Preis
«Fast & Furious Crossroads» ist definitiv nicht das schlechteste Spiel aller Zeiten. Es ist aber auch kein besonders gutes. Wenn du Fan der Serienvorlage und trashiger «Need for Speed»-Spiele bist, könntest du dennoch Gefallen daran finden. Die Actionszenen sind abwechslungsreich und bieten kurzweilige Unterhaltung. Die Dialoge sind zwar nicht so spritzig wie in den Filmen, aber zum Schmunzeln reicht es allemal. Das Hauptproblem von «Crossroads» ist der horrende Preis. Es ist ein typisches Spiel, das du dir von einem Kumpel ausleihst und kurz durchzockst. Aber 70 Franken ist einfach nur eine Frechheit. Sollte das Spiel einmal unter 30 Franken zu haben sein und dich dürstet es nach seichter Unterhaltung, dann greif zu.
«Fast & Furious Crossroads» ist erhältlich für PC, PS4, Xbox One.


Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.