«Elden Ring: Shadow of the Erdtree» angespielt: Diese Erweiterung ist besser als manches Vollpreisspiel
Spielkritik

«Elden Ring: Shadow of the Erdtree» angespielt: Diese Erweiterung ist besser als manches Vollpreisspiel

Mit dem DLC «Shadow of the Erdtree» lässt From Software die Grenze zwischen Vollpreisspiel und Erweiterung verschwinden. Schon nach den ersten 15 Stunden gehört es zum Besten, was ich je gespielt habe.

Da ist es wieder. Dieses Gefühl einer Welt, die voller Gefahren und Abenteuer steckt. Nur wenige Open-World-Spiele schaffen es, in mir diesen ungebremsten Entdeckerdrang auszulösen. Obwohl ich nie Fan der berüchtigt schweren Souls-Reihe war, hat mich «Elden Ring» gepackt wie selten ein Spiel. Nun steht mit «Shadow of the Erdtree» der erste und einzige DLC bereit. Ums gleich vorweg zu nehmen: Was From Software hier als Erweiterung verkauft, nimmt es locker mit den meisten Vollpreisspielen auf.

Eine Welt voller Möglichkeiten

«Shadow of the Erdtree» schickt dich ins Schattenland. Um Zugang zum DLC zu erhalten, musst du im Hauptspiel die beiden Bosse Radahn und Mohg besiegt haben. Hinter letzterem verbirgt sich der Zugang zum neuen Gebiet. Anschliessend kannst du zwischen den Welten hin- und herreisen, wie du es auch sonst gewohnt bist. Laut «Elden Ring»-Schöpfer Hidetaka Miyazaki entspricht das Schattenland ungefähr der Grösse von Limgrave, dem Startgebiet des Hauptspiels. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Der DLC ist deutlich vollgepackter. Es lohnt sich kaum, auf Torrent, mein treues Reittier, aufzusteigen. Alle paar Meter lockt das nächste Abenteuer in Form einer Ruine, Höhle oder einem schaurigem Bossgegner auf mich. Es wirkt fast so, als hätten sie mal eben ein komplettes «Dark Souls» in «Elden Ring» gesteckt.

Das Schattenland bietet nicht nur Tod und Verderben.
Das Schattenland bietet nicht nur Tod und Verderben.
Quelle: From Software

Und wie toll das alles wieder aussieht. Die Welt von «Shadow of the Erdtree» ist ein höllischer Leckerbissen. Obwohl das Spiel in technischer Hinsicht eher bescheiden abschneidet, staune ich immer wieder, wie es From Software schafft, solch bildgewaltige Kulissen zu schaffen. Da thront eine majestätische Festung auf einer felsigen Klippe, dort durchbrechen goldene Sonnenstrahlen die düstere Wolkendecke und im Zentrum ragt bedeutungsschwanger der gigantische Erdtree in den Himmel empor. Visuell ist das Spiel eine absolute Wucht. Untermalt wird das Ganze von einem Soundtrack, der mal melancholisch, mal martialisch und immer leicht bedrohlich ist. Beim Durchqueren des Schattenlandes fühle ich mich nie wirklich sicher.

Neue Monstrositäten

Das liegt unter anderem an den vielen neuen Gegnern. Da gibt es riesige Blutegel mit Armen, die an meinem Kopf saugen wollen. Eklige Fleischklumpen, die mich mit Tentakeln attackieren. Und natürlich die aus dem Trailer bekannten Feuergiganten, die mir glühende Gesteinsbrocken an den Kopf schmeissen, wenn ich nur schon in ihre Nähe komme. An ihnen beisse ich mir bislang vergeblich die Zähne aus. Abgesehen davon empfinde ich den DLC als ähnlich anspruchsvoll wie das Hauptspiel. Anders klingen viele Online-Kommentare auf Steam und Co. Das kann auch am Level liegen. Ich bin mit Stufe 150 in das Schattenland übergetreten, nach ungefähr 90 Stunden mit dem Hauptspiel. Das entspricht zufälligerweise genau dem Level, mit dem Previewer das Spiel vorab ausprobieren konnten.

Das Divine Beast ist einer der ersten neuen Bosse in «Shadow of the Erdtree».
Das Divine Beast ist einer der ersten neuen Bosse in «Shadow of the Erdtree».
Quelle: From Software

Allerdings gibt es im DLC ein zusätzliches Levelsystem in Form von «Scadutree»-Fragmenten. Mit denen kann ich mir am Lagerfeuer einen anhaltenden Boost geben. Auch Torrent und die beschwörbaren Geister kann ich mit einer neuen Währung upgraden. Sie alle sind nur im Schattenland wirksam. Es soll wohl verhindern, dass du bei deiner Rückkehr wie ein Gott durch das Hauptspiel marschierst.

Damit du mit den zahlreichen neuen Bedrohungen zurechtkommst, hat From Software jede Menge neuer Mordwerkzeuge im Gepäck. Zu den über 100 neuen Waffen gehören rückwärts gerichtete Schwerter, riesige Katanas und sogar Parfümflaschen. Noch habe ich mich nicht von meinem treuen Bloodhound’s Fang trennen können, aber es wird langsam Zeit für etwas Neues.

Einige neue Waffen machen «Elden Ring» zum Prügelspiel.
Einige neue Waffen machen «Elden Ring» zum Prügelspiel.
Quelle: From Software

Ach ja, eine neue Geschichte um irgendeine himmlische Miquella erzählt «Shadow of the Erdtree» auch. Aber genau wie beim Hauptspiel gehen bei mir die wenigen Dialoge bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus. Es klingt zwar alles wichtig und bedrohlich, aber bei den vielen Fantasiebegriffen und der theatralischen Sprache bleibt bei mir selten was hängen. Die Story soll aber tatsächlich richtig spannend sein, habe ich mir sagen lassen. Ich finde die Welt aber auch ohne die kryptische Geschichte faszinierend.

Spielerisch solltest du hingegen keine Überraschungen erwarten. «Shadow of the Erdtree» bietet keine neuen Mechaniken. Die vielen kreativen Boss-Gegner werden dich trotzdem ins Schwitzen bringen.

Performance ungenügend

Inhaltlich glänzt «Elden Ring» auf allen Ebenen. Ungenügend ist hingegen die Performance am PC. Zwei Jahre nach dem Launch kann ich das Spiel immer noch nur mit 60 Bildern pro Sekunden spielen. Abhilfe könnten Mods schaffen, damit riskierst du aber, im Online-Spiel gebannt zu werden. Ebenfalls, wenn du manuell Upscaling-Technologien wie DLSS oder FSR implementierst. Die fehlen nämlich genauso. Dabei wären sie dringend nötig, wenn du das Spiel mit Raytracing-Effekten spielen möchtest. Damit sieht «Elden Ring» noch hübscher aus, allerdings schafft dann selbst meine RTX 4090 in 4K-Auflösung keine stabilen 60 FPS. Das ist schlichtweg unhaltbar. Hier müsste From Software endlich nachbessern – passieren wird das wohl nie, wie die Vergangenheit gezeigt hat.

Dieser Riese benötigt gute Vorbereitung.
Dieser Riese benötigt gute Vorbereitung.
Quelle: From Software

Positiv ist dafür, dass es auf dem Steam Deck, natürlich ohne Raytracing, mit soliden 40 FPS läuft und immer noch toll aussieht.

Fazit: besser kann ein DLC kaum sein

Was bleibt mir noch gross zu sagen? Zwar habe ich erst etwas über 15 Stunden in den DLC gesteckt, aber schon jetzt ist klar, diese Erweiterung ist ein Meilenstein. Was From Software hier an Inhalt und Qualität abliefert, ist beeindruckend. Das Schattenland ist zum Bersten voll mit Geheimnissen, atemberaubenden Schauplätzen und grotesken Monstern. Am liebsten möchte ich alle Himmelsrichtungen gleichzeitig erkunden.

Mir kommt nur CD Projekt Red in den Sinn, denen mit «Phantom Liberty» für «Cyberpunk 2077» und «Blood and Wine» für «The Witcher 3» ein ähnliches Kunststück gelungen ist. Letzteres hielt auf Metacritic acht Jahre den Rekord für die bestbewertetste Erweiterung. Nur gebührt diese Ehre «Shadow of Erdtree».

Wenn du «Elden Ring» liebst, wirst du diese Erweiterung genauso verschlingen, wie dich der neue streunende Feuergigant, wenn du nicht aufpasst.

«Elden Ring: Shadow of the Erdtree» ist verfügbar für PC, PS5 und Xbox Series. Das Spiel wurde mir von From Software zur Verfügung gestellt. Ich habe die PC-Version getestet.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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