

Einer, sie alle zu beschriften: Brother P-touch P950NW

Am liebsten teste ich Produkte, die Emotionen schüren. Davon finden sich sowohl auf digitec wie auch auf Galaxus genügend. Insbesondere in der «Love Toy»-Kategorie habe ich bereits Produkte ins Auge gefasst – allerdings fehlt mir (noch) der Mut, über einen Cockring oder eine Travel-Pussy zu berichten. Daher bleibe ich vorerst in seriöseren Gefilden; ich habe mir den P-touch P950NW von Brother geholt. Ein Gerät, das bei sinnvoller Verwendung sehr wohl auch Emotionen auslösen kann.
Wichtiger Hinweis:
Keine Angst, für diesen Produktetest wurden keine Einhörner real bedroht oder misshandelt. Der Fotograf meines Vertrauens, Ramon Schneider, hat ausserdem sichergestellt, dass die Protagonisten stets artgerecht behandelt werden (merci dafür @ Ramonsky).
Aber mehr zum Einhorn später in diesem Artikel.
Als ich Anfang der 2000er das erste Mal einen Etikettendrucker benutzte, war ich KV-Auszubildender. In der Personaladministration durfte ich damit sämtliche Dossiers beschriften. Das hat zwar gut funktioniert, allerdings musste jeder Name mühsam abgetippt werden. Denn ich benutzte einen mobilen P-touch mit eigener Tastatur und Monochrom-Display.

In meiner ersten Festanstellung war ich 2004 unter anderem für das korrekte Beschriften im Lager eines KMU zuständig. Das Lager fasste einige tausend Artikel. Bei jeder Produktneuheit oder -anpassung war auch eine frische Beschriftung notwendig. Auch da hatte ich lediglich eine mobile P-touch Version zur Hand – zumindest am Anfang. Ich bestellte mir bereits in der ersten Woche einen P-touch, der direkt vom PC / MAC mit Druckaufträgen gespeist werden konnte. Ich jubelte, als die ersten Beschriftungen inklusive Barcode, dank Copy-and-Paste aus dem ERP, innert kürzester Zeit erstellt waren.
Design und Anschlüsse

Dass ein Beschriftungsdrucker nach 14 Jahren noch immer das beinahe selbe Design aufweist, verwundert mich beim Auspacken des PT-P950NW nicht. Warum sollte etwas Durchdachtes auch angepasst werden? Doch beim genauen Betrachten fällt auf, dass Brother mit der Zeit gegangen ist. Im Gegensatz zu früher kann der P-touch via WLAN oder LAN direkt ins Netzwerk integriert werden. Will man ihn an einem einzelnen PC oder MAC betreiben, kann der kleine Drucker auch am USB-Anschluss eingestöpselt werden. Weiter verfügt das Gerät auch über einen USB-Host Anschluss. Dieser ist für Barcode-Scanner gedacht.

Die Technologie: Kein Toner, keine Tinte, kein Papierstau
Der P-touch wird mit Schriftbandkassetten betrieben und druckt mittels Thermo-Transfer-Verfahren. Dabei wird eine mit temperaturempfindlicher Farbe beschichtete Folie beim Thermodruckkopf durchgeführt. Der Druckkopf besitzt hunderte von computergesteuerten Heizelementen, welche das Druckbild genauestens übertragen (bei diesem Modell mit 360 dpi). Da sich eine Farbschicht bei diesem Druckverfahren nur vollständig lösen lässt, sind keine Graustufen möglich (nur gerasterte Halbtöne). Dafür haben mit diesem Verfahren hergestellte Druckausgaben eine lange Beständigkeit.
Endlich wieder Tapes: P-touch Schriftbandkassetten

Als Kind der 80er liebe ich Tapes. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich für meine geliebten Radioaufnahmen bei alten Klassik-Tapes den Kopierschutz abklebte und besseren Sound darüber spielte. Und ums Kleben geht’s auch hier – allerdings sind diese Tapes leider nicht wiederverwendbar.
Für den PT-P950NW gibt es Schriftbänder von 3.5 mm bis 36 mm Breite. Laminierte und nicht laminierte. Die Bänder sind in vielen Farben erhältlich. Für die meisten Anwendungs-Szenarien machen Bänder mit der Farbe «schwarz auf weiss» oder «schwarz auf transparent» Sinn. Scrollt man durch das Sortiment, findet man aber auch pastel pinke Untergründe, goldene Schriftfarben oder Bänder mit Herz-Muster. In der Länge unterscheiden sich die Bänder. Die meisten für dieses Modell kommen mit acht Metern daher.
Der P-touch P950NW unterstützt folgende Kassetten:
- TZe-Kassetten (Standart-Etiketten und Textilaufbügelbänder)
- FLe-Kassetten (Einzelfähnchen)
- HSe-Kassetten (Schrumpfschläuche)
- STe-Kassetten (Schablonenbänder)
Unboxing und Installation des Druckers
In der Verpackung befinden sich das «P-touch Beschriftungsgerät», Produkt-Sicherheitshinweise, die Installationsanleitung, ein Netzadapter, das Stromversorgungskabel, das USB-Kabel sowie eine Bandkassette (36 mm Breite, schwarz auf weiss). Eine CD zwecks Software-Installation liegt nicht bei. Wahrscheinlich verzichtet Brother darauf, da viele Endanwender-Geräte sowieso kein Laufwerk mehr haben. Dafür wird in der Installationsanleitung auf die Software- und Support-Seite von Brother hingewiesen.
Brother war so nett, mir für den Test des Geräts auch noch vier weitere Tapes beizulegen. Somit habe ich nun 40 Meter Druckmaterial. Um dieses in einem Zug zu bedrucken, würde es 11 Minuten und 6 Sekunden dauern (plus die Zeit für den Bandwechsel). Der kleine Drucker schafft 6 mm pro Sekunde.
Wer möchte, kann sich auch optionales Zubehör besorgen – folgendes bietet Brother:
- Akkubasis und Lithium-Ionen-Akkublock (macht beispielsweise auf dem Bau Sinn)
- Bluetooth-Modul
- Bedienfeld-Display
Der Drucker ist schnell eingerichtet: USB- und Netz-Kabel einstecken, Bandfach-Abdeckung öffnen, Schutzmaterial entfernen, Kassette auspacken und einsetzen.
Installation der Software
Auf der Support-Seite von Brother habe ich mir die Software «P-touch Editor» heruntergeladen. Ich stecke den Drucker unter Windows 10 ein und betätige den Power-Button. Nach wenigen Sekunden erscheint die Nachricht «PT-P950NW ist eingerichtet und einsatzbereit». Smile – ich liebe Plug-and-Play!
Beim Starten des Editors bockt mein Laptop allerdings. Die Meldung «Es ist kein mit dieser Anwendung kompatibler Druckertreiber installiert» erscheint und macht meine Plug-and-Play-Träume zunichte.
Wenig später installiere ich den Druckertreiber. Und dann wird mir auch klar, wieso es mit dem einfachen Einstecken nicht getan ist. Der Treiber fragt bei der Installation, ob ich den Drucker am USB-Anschluss, über WLAN oder LAN betreiben möchte.

Etikettendesign-Software «P-touch Editor»
Bei Installation der Treiber kann man zwar auch Add-Ins für Word, Excel und Outlook installieren (nur unter Windows), allerdings werden die meisten Endanwender auf den «P-touch Editor» zurückgreifen. Denn mit diesem lassen sich Etiketten schnell und passgenau erstellen, wie die Probe aufs Exempel zeigen wird.
Den P-touch Editor gibt es für Windows und Mac. Vor dem Download fragt Brother nach der Seriennummer des gekauften Geräts. Diese befindet sich gut sichtbar im hinteren Teil des Bandfaches. Der Download der rund 50 MB ist schnell gemacht, die Installation ist unkompliziert.
Vorinstallierte Layouts

Startet man die Software, bietet Brother eine grosse Anzahl an vorinstallierten Layouts. Darunter finden sich Vorlagen für Adress-Etiketten, Büroschilder, Geschenk-Aufkleber, Lebensmittelbeschriftungen oder zu Themen wie Halloween, Valentinstag oder Weihnachten. Insgesamt werden 31 Kategorien angeboten. Wer von Grund auf selbst gestalten möchte, drückt auf «Neues Layout».
Unter Windows: Mehr Funktionen und zwei Benutzeroberflächen
Die Software ist übersichtlich aufgebaut. Wer mit Word klarkommt, wird den Editor bedienen können. Nicht zuletzt auch, weil Brother zwei Benutzeroberflächen anbietet. Zumindest für Windows-Anwender, denn Mac-User erhalten lediglich eine Standard-Oberfläche, welche weitgehend der Express-Oberfläche unter Windows entspricht. Der Funktionsumfang ist dennoch auch bei Mac grösstenteils gegeben.
Unterschiede / fehlende Funktionen bei der Mac-Version:
- Datenbanken können nur in den Formaten CSV und TXT importiert werden (bei Windows auch XLS, MDB und SQL).
- Mehrere separat erstellte Etiketten mit einem Druckauftrag abarbeiten ist Windows-Usern vorbehalten.
- Office Add-Ins sind bei Mac nicht vorhanden.
- Der Professional-Modus gibt es nur für Windows.
- Objektverknüfung (Link object feature): Unter Windows können Texte, welche auf demselben Etikett mehrfach verwendet werden, verknüpft und in einem Arbeitsgang angepasst werden.
- Fehlende «P-touch Library»: Bereits erstellte Etiketten werden in einer Bibliothek zusammengefasst und können ohne Öffnen mittels Vorschau betrachtet werden.
- Fehlender «P-touch Transfer Manager»: Diese Funktion speichert einen Ausdruck als Datei auf dem Drucker. Somit kann die Datei zu einem späteren Zeitpunkt auch ohne PC-Verbindung gedruckt werden.
- Fehlende «P-touch Editor Lite LAN» Anwendung: Für Windows-User gibt es eine abgespeckte Editor-Version, welche direkt aus dem Netzwerk gestartet werden kann.

In der unteren linken Ecke kann das Programm unter Windows jeder Zeit von «Express» auf «Professional» umgestellt werden. Arbeitet man mit der Express-Oberfläche, ist alles mehr oder weniger selbsterklärend. Hat man dennoch eine Frage zu einer Funktion, verweilt man einfach kurz mit der Maus darüber, ehe ein Info-Text erscheint. Für Ungeduldige bietet Brother auch einen Snap-Modus – ein kleines Fenster mit einer Textzeile und einem Druck-Button.

Die Professional-Oberfläche bietet dagegen mehr auf einen Blick. Sie kommt etwas chaotischer daher, dafür können die Werkzeuge und Funktionen schneller erreicht werden. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, möchte man nicht mehr zurück zur Express-Oberfläche.
Schreiben, platzieren, importieren
Die Erstellung neuer Etiketten geht spielend einfach. So kann aus sämtlichen auf dem System installierten Schriftarten (True Type und Open Type) ausgewählt werden. Ich platziere und formatiere den Text, klicke auf «Einfügen/Bild/ClipArt», suche mir aus den vorinstallierten Grafiken die passende aus und fertig ist die erste Beschriftung. Der Ausdruck dauert zwei bis drei Sekunden – der Drucker schneidet die Etikette nach dem Druck auch gleich, wie voreingestellt, selbstständig ab. Ich bin happy.

Nebst einer Menge an vorinstallierten ClipArts, Symbolen und Grafiken, können auch Bilder aus externer Quelle importiert werden. Dabei solltest du daran denken, dass aufgrund der Technologie keine Graustufen gedruckt werden können. Ansonsten kann der Editor auch Barcodes erstellen (oder mittels externem Scanner direkt importieren), Texte krümmen und Rahmen, Kalender sowie Tabellen einfügen. Das Non-Plus-Ultra für viele Endanwender dürfte aber die Möglichkeit sein, Datenbanken zu importieren und dank Seriendruck viel Zeit zu sparen.
Mobile Apps
Wer den Drucker gerne mit Smartphone oder Tablet bedienen möchte, bekommt von Brother drei Apps gratis zur Hand (erhältlich für iOS und Android).

iPrint&Label
Mit dieser App lassen sich in erster Linie Etiketten drucken. Man kann zwar auch Etiketten erstellen oder bearbeiten, allerdings ist die Bedienung eine eher mühselige Angelegenheit, will man mehr als einen Text anpassen.
Mobile Cable Label Tool
Wer gerne mobil Etiketten für die Bereiche Elektrohandwerk sowie Tele- und Datenkommunikation erstellen möchte, kann dies mit dieser App. Wirklich komfortabel ist die Bearbeitung, insbesondere auf Smartphones, aber nicht. Dennoch tut die Software, was sie soll.
Mobile Transfer Express
Die App «Mobile Transfer Express» kann kompatible Etikettenvorlagen, Datenbanken und Bilder direkt auf ein Beschriftungsgerät/Etikettendrucker übertragen.
P-touch im Praxistest: Finger weg, dieses Einhorn gehört mir!
Meine ehemaligen Marketing-Kollegen eines grossen Automobilherstellers organisierten im Dezember eine Überraschungs-Abschiedsparty für mich. Ich konnte mich kaum zurückhalten, nicht in Tränen auszubrechen. Das innere Kind in mir jubelte, als ich ein grosses Abschiedsgeschenk in Form vieler Spielwaren und Süssigkeiten erhielt.
Eigentlich wollte ich die Spielsachen gleich Anfang Januar mit ins neue Büro nehmen. Doch bei digitec angekommen, wurde mir schnell klar, dass Gefahr für Einhorn, Nerf und den Candy Strap bestehen. Wie soll gewährleistet werden, dass meine Spielsachen auch wieder den Weg zurückfinden, sollte sich irgendwer an meinem Einhorn vergreifen? Ausserdem liegen in unserer Redaktion ohnehin extrem viele Spielsachen herum, was auch eine Verwechslungsgefahr für mein eigenes Hab und Gut bedeuten könnte. Perfekt, habe ich nun einen P-touch. Sind die Geschenke erstmal beschriftet, werde ich abends wieder ruhig schlafen können.
Das Stecken-Einhorn – jetzt ist klar, es gehört mir alleine!

Candy Strap – meins!

Die automatische Nerf – meins!

Notfall Schnurrbärte – meins!

Multi-Bubbler – meins!

Coole Brille – meins!

Puste aus dem Mickey Mouse Heft – meins!

Bisher hat sich noch niemand bei digitec getraut, mein Einhorn zu reiten. Allerdings erntet der Candy Strap von vorbeigehenden Kollegen viel Bewunderung, was ich gut nachvollziehen kann.
Die mit P-touch erstellten Etiketten haften bombenfest an den Spielwaren. Das fühlt sich gut an. Dennoch werde ich den P-touch künftig wohl eher zur Beschriftung von Konfitürengläser verwenden.
Fazit
Der Funktionsumfang des PT-P950NW überzeugt. Mit einer Auflösung von 360 dpi druckt er gestochen scharfe Etiketten. Dabei erfreut auch die Langlebigkeit der mit Thermo-Transfer-Verfahren erstellten Beschriftungen.
Überrascht wurde ich vom Funktionsumfang der Etikettendesign-Software «P-touch Editor». Es ist vorbildlich, dass Brother gleich eine grosse Anzahl an Layout-Vorlagen mitliefert. Aber auch die Erstellung neuer Etiketten ohne Vorlage geht gut von der Hand. Dabei sind der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Etwas schade ist, dass Mac-User auf einige Features verzichten müssen.
In Sachen Mobile Apps und Zubehör ist man mit dem P-touch auch gut aufgestellt. Ein Akku für den Betrieb auf einer Baustelle macht durchaus Sinn. Dank USB-Hosting-Anschluss lässt sich auch gleich ein externer Scanner an das Gerät hängen, was das Abtippen von Barcodes erübrigt. Bravo!
Sehe ich mir den Preis des Gerätes an, muss ich allerdings Brother eine schlechte Note ausstellen:

Beinahe identisches Modell zu stark reduziertem Preis
Das Modell PT-P900W unterscheidet sich kaum vom getesteten Gerät. Ihm fehlen lediglich der LAN-Anschluss und die Möglichkeit, einen externen Scanner an den fehlenden USB-Host zu hängen. Ausserdem kann hier nicht optional mit Bluetooth-Modul und Bedienfeld-Display aufgerüstet werden.
Wer auf diese Features verzichten kann, kommt dafür viel preiswerter weg:
Bleibt nur noch eines – ein fettes Dankeschön:

Besten Dank Brother und besten Dank liebe ehemalige Kollegen des Autokonzerns!


Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.