

Drei All-in-One-Wasserkühlungen von Corsair, Fractal und NZXT im Test

Mit einer All-in-One-Wasserkühlung hältst du deinen Prozessor mit wenig Aufwand kühl. Beim Test von drei Modellen zeigen sich geringe Unterschiede bei der Kühlleistung. Das Design dürfte bei der Kaufentscheidung ausschlaggebender sein.
Anfang Jahrtausend waren Wasserkühlungen ein schwieriges Unterfangen, welches viele Leute überforderte. Heute ist das nicht mehr der Fall. Bei den klassischen Custom-Wasserkühlungen planst und baust du den Kreislauf selbst. Bei den sogenannten All-in-One-Wasserkühlungen – kurz: AiO – handelt es sich um einen fertigen, geschlossenen Kühlkreislauf mit Wasser.
All-in-One-Wasserkühlungen kurz erklärt
AiO-Wasserkühlungen unterscheiden sich vor allem durch ihre Grösse. Die Grösse einer AiO wird durch den Radiator bestimmt. An diesen passen je nach Modell ein, zwei oder drei Lüfter. Dazu kommen noch Features wie eine RGB-Beleuchtung oder Software-Steuerung.
Eine AiO-Kühlung besteht aus vier Bestandteilen:
- Der eigentliche Kühlkörper, der in Kontakt mit dem Prozessor steht
- Der Pumpe, die den Wasserkreislauf antreibt
- Dem Radiator, durch den das Wasser gekühlt wird
- Die Lüfter, welche die Wärme abführen
Ich teste AiOs mit je zwei 120-Millimeter-Lüftern. Das ist die beliebteste Grösse bei uns im Shop. Meine Wahl fällt auf folgende Produkte, die sich in Sachen Features und Preis ähneln:
Mehr zu den einzelnen Produkten erfährst du weiter unten. Ich komme gleich zum eigentlichen Test.
Testmethode und -setup
Bei der Testmethode orientiere ich mich an meinen Gehäuse-Reviews. Ich lasse den Stresstests von AIDA64 20 Minuten lang laufen. Die Temperaturen der CPU zeichne ich währenddessen mit WInfo64 auf. Ich verzichte auf den Gebrauch der Software von NZXT und Corsair und steuere die Lüfter übers BIOS an.
Im ersten Durchgang steht die Lüftersteuerung im BIOS auf «Standard». Der zweite Testlauf erfolgt nach Lautstärke normalisiert. Dazu erstelle ich eine manuelle Lüfterkurve, bei der die Lüfter unabhängig von der Temperatur immer gleich schnell drehen. Ich messe mit meinem Schallpegelmessgerät aus 30 Zentimetern Entfernung den Schall. Dann passe ich die Drehzahl an, bis ich 42 Dezibel messe. Die Pumpensteuerung lasse ich auf Standard. In der Regel holst du eine bessere Kühlleistung heraus, wenn du die Geschwindigkeit der Lüfter regulierst und nicht jene der Pumpe.
Den Test mache ich auf der offenen Testbench. Mir ist bewusst, dass das Ergebnis so nicht mit einem Setup in einem Gehäuse vergleichbar ist. Das ist es aber in einem Gehäuse auch nicht, denn jedes Gehäuse ist anders beschaffen.
Die Testergebnisse
Nach Lautstärke normalisiert drehen die Lüfter der Kraken 50 Prozent, jene der Lumen 55 Prozent und die der H100i 48 Prozent ihrer maximalen Leistung.
Hier die Ergebnisse des ersten Tests:

Am lautesten wurde die AiO von Corsair. Unter Last habe ich 58 dB gemessen. Zum Vergleich: Die AiO von Fractal wurde maximal 51,5 dB und jene von NZXT 52 dB laut. Dieser Unterschied entspricht etwa jenem von leiser Radiomusik zu solcher in Zimmerlautstärke. Auch im Leerlauf ist die AiO von Corsair mit 40 dB am lautesten. Hier sind die Unterschiede aber nicht mehr so gross. Die Fractal-AiO erzeugt maximal 38,5 dB und die von NZXT 39 dB Schall. Dieser Unterschied dürfte den meisten nicht auffallen.
Mit maximal 80 Grad Celsius bleibt die H100i am kühlsten. Die Kraken folgt mit 82 und die Lumen mit 83 Grad Celsius. Nach Temperatur ein Sieg für Corsair. Ziehst du aber die Lautstärke in Betracht, braucht die AiO deutlich mehr Lüfterleistung, um den Sieg zu erringen. Dass das nicht nötig ist, zeigen die Ergebnisse des zweiten Tests:

Hier liegen die H100i und die Kraken nach zwanzig Minuten mit 83 Grad Celsius gleich auf, dicht gefolgt von der Lumen mit 84 Grad. Die Corsair AiO erzielt also auch mit deutlich geringerer Lüfterdrehzahl ein gutes Resultat. Dieser Test zeigt, dass es wichtig ist, eigene Lüfterprofile zu erstellen. Bei einer AiO-Wasserkühlung drehen die Lüfter meist viel stärker als nötig.
Die Kontrahenten im Detail
Im Test fokussiere ich mich mehr auf die Kühlleistung als Dinge wie die Montage. Die geht bei allen Modellen leicht von der Hand.
Corsair H100i RGB Platinum
Die AiO von Corsair verwende ich seit längerem auf meiner Testbench. Früher war sie der Verkaufsschlager, wurde mittlerweile aber von der Corsair iCUE H100i Elite Capellix überholt. Die bietet ähnliche Features. Die Unterschiede kannst du hier nachlesen. Bei der Kühlleistung ist jedoch kein Unterschied zu erwarten, da sie dieselben Komponenten verwenden.
Die H100i RGB Platinum verfügt über einen RGB-LED-Pumpenkopf sowie RGB-LED-Lüfter. Die Lüfter der ML-Pro-RGB-Serie drehen sich bis zu 2400 Mal in der Minute (RPM) und haben einen statischen Druck von 1,78 Millimeter Wassersäule (mmH2O). Ein hoher statischer Druck ist bei Lüftern auf Radiatoren relevanter als die geförderte Luftmenge. Wirklich wichtig ist er aber vor allem bei dickeren Radiatoren. Bei AiOs reichen auch 1,35 mmH2O, wie sie die Lüfter der Kraken-AiO bieten.

In der Corsair iCUE-Software kann ich die RGB-Beleuchtung anpassen, die Temperaturen überwachen und die Lüfter- sowie Pumpengeschwindigkeit einstellen. Die Drehzahl könnte ich ebenfalls im BIOS anpassen.
Der Kühler lässt sich auf allen gängigen Sockeln befestigen – für Alder-Lake-Prozessoren von Intel musst du jedoch ein spezielles Befestigungs-Kit erwerben.
Fractal Lumen S24 RGB
Die Lumen ist die neueste AiO im Test und Gehäuse-Hersteller Fractals erster Gehversuch in diesem Bereich. Die AiO hat einen RGB-LED-Pumpenkopf und RGB-Lüfter. Die Aspect-12-Lüfter haben eine Drehzahl von 2000 RPM und können bis zu 2,34 mmH2O statischen Druck erzeugen.

Fractal hat keine eigene Software zur Steuerung der Drehzahl oder Beleuchtung. Die Drehzahlen der Lüfter und Pumpe lassen sich aber im BIOS steuern. Die Beleuchtung über die Software der Mainboard-Hersteller.
Die Lumen ist mit allen gängigen Sockeln kompatibel. Für Alder Lake bietet Fractal gratis eine kompatible Halterung an.
NZXT Kraken X53 RGB
Wie Fractal ist NZXT vor allem für seine PC-Gehäuse bekannt. NZXT illuminiert ebenfalls die Pumpe und die Lüfter. Bei der Pumpe sorgt ein Unendlichkeitsspiegelring für gefühlt noch mehr blinkende Lichter. Im Gegenzug ist bei den Lüftern nur der Rand beleuchtet.
Die Aer-RGB-Lüfter haben eine Drehzahl von bis zu 1800 RPM und können einen statischen Druck von bis zu 1,35 mmH2O erzeugen. Mit der CAM-Software stelle ich die Beleuchtung sowie die Drehzahl ein. Die Geschwindigkeit lässt sich ebenso übers BIOS steuern.
Wie die anderen beiden AiOs ist die Kraken mit allen gängigen Sockeln kompatibel. Alder Lake ist hier ebenfalls die Ausnahme. Adapter für kannst du gratis beim Support des Herstellers anfordern.

Fazit: Knapper Sieg für Corsair
Der Sieger steht fest: Corsair entscheidet mit der H100i Platinum das Rennen – denkbar knapp – für sich. Benutzt du die AiO in ihrem Auslieferungszustand, röhren die Lüfter unter Last jedoch deutlich lauter als bei der Konkurrenz.
Sind die Lüfter nach Lautstärke normalisiert, sind die Unterschiede zwischen den AiOs noch geringer. Hier zeigt sich, dass die Lüfter nicht so schnell wie möglich drehen müssen, um eine gute Kühlleistung zu erzielen.
Bei diesen minimalen Unterschieden in der Kühlleistung dürfte das Design der jeweiligen AiO wichtiger für die Kaufentscheidung sein. Es kommt also auf deinen Geschmack an. Preislich liegen die drei nur wenig auseinander.


Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.