Produkttest

Doro 8040: Für all die, die Familien-Tech-Supporter sind

Der eigenen Familie technologischen Rat zu geben, ist eine ganz besonders heikle Aufgabe, die oft im Frust endet. Der schwedische Hersteller Doro will dem Einhalt gebieten. Nicht nur liefert er mit dem Doro 8040 ein anständiges Phone für besondere Bedürfnisse ab, sondern macht auch Familienmitgliedern und Helfern das Leben einfacher.

Family Tech-Support.

Ja, mir graut es auch schon. Wenn du diese Zeilen hier liest und der Typ oder die Typin bist, den oder die deine Familienmitglieder immer anrufen, wenn der Drucker nicht funktioniert, dann läuft es dir eiskalt den Rücken hinunter. Bei mir in der Familie habe ich eine Grossmutter, eine Tante und eine Mutter, die mit erschreckender Regelmässigkeit mit erschreckend trivialen Problemen zu mir kommen, die eigentlich erschreckend einfach zu lösen wären aber trotzdem erschreckend viel länger dauern als irgendwie notwendig.

Erschreckend.

Darum suche ich immer mal nach Lösungen, wie ich so wenig Support wie möglich leisten muss. Im Idealfall in etwa so viel wie bei meinem Grossvater. Er macht seine Geräte selten kaputt und wenn, dann richtig gut, sodass es sich lohnt, die Dinger zu reparieren.

Die simple Lösung von wegen «Kauf ihnen einfach ein Nokia 3310 oder sonst ein Dumbphone» will ich nicht gelten lassen. Denn überleg mal, wie viel Spass dir dein Smartphone macht. Bild hier, Spotify da, News, Podcasts, Karte und so weiter. Willst du nicht auch, dass dein Grosi das auch hat? Ich schon. Mal besser, als meine Grossmutter ihren Daily Soaps zu überlassen, die eh wenig bis gar nichts in das Leben der Zuschauer bringen.

Andererseits habe ich nach rund 20 Jahren Familien-Tech-Support – gefühlt etwa 500 Jahre – die Schnauze gestrichen und definitiv voll. Je weniger Tech-Support ich für meine Blutsverwandten machen muss, desto besser. Dass ich da niemals ganz rauskommen werde, ist mir auch klar, aber minimieren kann ich das hoffentlich. Zudem hoffe ich, dass ich nie der Tech-Support-Schreck für meine Nachkommen werde. Echt, das hat keiner verdient.

Zum Glück aber gibt es Firmen, die sich dieser Problematik bewusst sind und Smartphones herstellen, die dir und mir den Familientechsupport einfach machen sollen. Doro gehört dazu. Mit dem Doro 8040 hat der Hersteller sogar ein Phone geliefert, das nicht nur easy in der Mittelklasse mithalten kann, sondern eine der wohl interessantesten Android-Versionen ever zeigt.

Zeit also, einen Blick drauf zu werfen.

Die Magie von «Ich will...»

Doro ist eine schwedische Marke, die ihre Nische laut eigenen Angaben sehr ernst nimmt. Aber ohne das Wort «Senioren», weil das sei dem Marketing nicht zuträglich. Dabei muss sich die Android ROM Doros nicht vor anderen ROMs verstecken. Eine ROM, übrigens, ist eine abgeänderte Variante Androids, die einen gewissen Zweck erfüllen soll. Denn Android ist mehr Plattform als fertiges Betriebssystem.

Die gesamte Bedienung des Phones basiert auf dem Gedanken «Ich will...»

Bei Doro hat die ROM ein Ziel: Intuitive Bedienung.

Intuitiv sind laut den Marketing Departments so ziemlich aller Marken alle Phones. Aber trotzdem, überleg mal an einem praktischen Beispiel. Sagen wir, ich will Videoproducer Manuel Wenk wissen lassen, dass der Dreh «heute Nachmittag um 14.00 Uhr» stattfindet.

Auf einer normalen Android-ROM, zum Beispiel die von Google unveränderte Version mit WhatsApp, geht das so.

  1. Gedanke «Ich muss Manuel eine Mitteilung schicken»
  2. WhatsApp öffnen
  3. Manuels Kontakt suchen
  4. Tippen
  5. Senden

Das ist kein besonders komplexer Vorgang und jeder User kennt ihn, sofern technologisch etwas versiert und generell in der Nähe der Digital-Native-Jahre geboren. Dennoch ist der Übergang vom ersten zum zweiten Punkt genau das, was offensichtlich weniger bewanderten Nutzern Probleme bereitet. Es ist der Gedankengang, den wir im Kopf automatisch machen und zum Schluss «WhatsApp» kommen. Wir fragen uns nicht «Wie heisst das grüne Telefonding nochmal» oder «Welche App verwende ich da». Ohne den unweigerlichen Schluss «WhatsApp» werden wir aus dem ersten Gedanken heraus keine Mitteilung schicken, weil wir da anstehen würden.

Wenn du Verwandte hast wie meine Grossmutter, dann kannst du dich auch auf Sätze wie «Ich wollte ein Essi Emmi mit App schreiben» oder «Ich habe dir einen ganz langen geschrieben. So ein E», das du dann erst entziffern musst, bevor du Tech-Support machen kannst.

Ich gebe zu, das ist etwas kompliziert zu erklären, aber ich hoffe, dass das gleich klarer wird, wenn ich den Gedankengang Doros erkläre.

Ein Tippen auf «Senden» öffnet die Liste aller Messenger-Dienste

Bei der Hürde von wegen «Was kommt nach dem Gedanken» hängt Doro ein. Denn Doro fragt auf dem Home Screen nicht nach der App, sondern nach der Aktion. Der Home Screen Doros wird von drei grossen Knöpfen dominiert. «Anrufen», «Ansehen» oder «Schreiben». Also «Ich will... » und dann «Schreiben» bringt dich zum Bildschirm, wo du zwischen Messenger Apps auswählen kannst. Dann einen Kontakt. Und dann musst du nur noch tippen und auf senden klicken.

Kurz: Der ganze Prozess des Sendens folgt dem menschlichen Gedankengang mit so wenig Abstraktion und so wenig Hürden wie möglich.

Das Ding mit den Knöpfen

Das Doro 8040 liegt leicht in der Hand und hat ein etwas archaisches Feeling. Statt auf maximale Ausnutzung der Vorderseite mit Screen zu setzen, sind da drei grosse Knöpfe. Andere Android Phones würden hier auf On-Screen-Tasten setzen, doch bei Doro sind die Navgationstasten – also «Zurück», «Home» und «Alle offenen Apps» – noch physische Tasten.

Warum? Sogar Billig-Phones wie die von Wiko setzen nicht mehr auf physische Knöpfe.

Der Grund ist kein wirtschaftlicher. Im Gegenteil. Wenn ich den Markt so betrachte, könnte Doro mit On-Screen-Tasten sogar noch Geld sparen, ihre Marge erhöhen wenn sie das Phone zum selben Preis verkaufen oder das 8040 günstiger verkaufen. Der Grund liegt in der Kundschaft Doros. Denn die Entwickler und Entscheidungsträger des schwedischen Unternehmens kennen ihre Kunden genauer als manch eine andere Marke.

Während einem Meeting in den digitec Offices hat Attila Civelek, Regional Marketing Manager bei Doro, erwähnt, dass die Kunden Doros die Knöpfe wollen. Das wisse das Unternehmen weil es seine eigene Marktforschung durchführt. Es frage ausgewählte Kunden nach dem Feedback nicht nur zum Phone, sondern auch zur Technologie als Ganzes. «Eine der Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen, ist ‘Wollen Sie ein Smartphone?’», sagt er. Die Antwort sei oft «Nein, das ist mir zu kompliziert» gefolgt von einem Argumentarium, warum die neue Technologie namens Android – mittlerweile auch schon zehn Jahre alt – oder iOS nichts für sie ist.

Die Pins an der Seite sind für ein Ladedock, das ohne Feinspitzengefühl bedient werden kann

Es folgen Fragen nach «Was muss ein Phone denn können oder sein» und irgendwo darunter sind Dinge wie die physischen Knöpfe oder das mitgelieferte Ladedock. Dieses Dock ersetzt den ebenfalls verbauten USB Charging Port. Nicht jeder hat das Fingerspitzengefühl, so ein Kabel einzustecken. Gemeint sind keineswegs nur alte Leute. Ich kriege das manchmal am Abend im Halbschlaf auch nur knapp hin. Dazu noch ein Notfall-Knopf der ein SMS mit Koordinaten an die geographisch am nächsten stehende Person schickt.

Der Notfallknopf hinten am Gerät schickt SMS an Notfallkontakte

Die Lösung für Family Tech-Support

Da selbst dann irgendwas schiefgehen kann und deine Grossmutter oder deine Mutter mit dem Phone überfordert ist, hat Doro auch an dich gedacht. Die Android ROM kommt mit einigen nützlichen Tools aus der Box. Denn angenommen, meine Grossmutter hat den realistischen Notfall, wo ihr «Telefönli nicht mehr hell macht». Ganz klar ein Notfall, der sofortiger Behebung bedarf.

Ich könnte ihr jetzt über einen Zeitraum von mehreren Stunden hinweg erklären, wie sie die Bildschirmhelligkeit einstellen kann, angefangen bei einer Erklärung, was ein Bildschirm und was dessen Helligkeit sind und endend im Wahnsinn. Oder ich könnte eines von zwei Bordmitteln des Doro 8040 verwenden und das ganze easy nach dem für meine Grosi üblichen wirren Beschrieb des Problems reparieren.

Das Doro 8040 hat TeamViewer vorinstalliert. Die Software erlaubt es dir, ein Gerät einer anderen Person fernzusteuern. Dazu meldest du dich via TeamViewer auf dem anderen Gerät an, der Besitzer des Geräts – in diesem Fall mein Grosi – bestätigt meinen Zugriff mit einem Klick und ich kann werkeln. Das geht für PCs genau wie auch für Smartphones.

Wenn das nicht reichen sollte, hat Doro den My Doro Manager erfunden. Mit diesem Dienst kannst du auf die meisten Funktionen des Phones via Web Interface zugreifen. Auch ganz praktisch und eventuell schneller und einfacher als TeamViewer. Kommt halt auf den Einsatzzweck an oder was die Grossmutter gerade geschlissen hat.

So, Fazit-Zeit. Für mich ist das Doro 8040 definitiv nichts. Dafür für Leute, die mir nahestehen und für die ich zeitlebens als Tech-Supporter hinhalten muss. Daher: Danke, Doro, ihr macht mir mein Leben ein bisschen einfacher. Und das meiner Grosi um ein Vielfaches.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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