Bild: Samuel Mettler
Produkttest

Die Garmin Forerunner 735xt im 400-Meter-Test

Garmin macht Sportuhren. Wir von der Redaktion testen so ziemlich alles einmal, was wir interessant finden. Das Problem bei der Garmin Forerunner 735xt war, dass wir alle nicht sportlich genug sind, um die Uhr zu testen. Darum haben wir uns eine Testperson gesucht: Vanessa Zimmermann, 400-Meter-Läuferin auf dem Weg an die Universiade.

Vanessa Zimmermann ist schnell. Sehr schnell sogar. Die 26-Jährige ist 400-Meter-Läuferin mit dem Ziel, an der Universiade, umgangssprachlich als «Olympiade für Universitätsstudenten», in Taipei anzutreten. Daher ist ihr Alltag härter denn je: Nebst ihrer Arbeit als Fitnesstrainerin trainiert sie neun Mal die Woche. Laufen, Krafttraining, Widerstandstraining; es gibt kaum etwas, dem sich Vanessa nicht aussetzt. Manchmal verletzt sie sich, holt sich eine Zerrung oder schürft sich irgendwo. Doch ans Aufgeben denkt sie nicht, auch wenn es sie oft ärgert, wenn ein Training gesundheitsbedingt ausfallen muss.

Warum?

«Weil das Gefühl beim Rennen unbeschreiblich schön ist und es mich glücklich macht», sagt sie mit ansteckendem Lachen. Ihre Einstellung zum Sport und ihre spontane Art machen sie zur perfekten Testperson für die Garmin Forerunner 735xt. Gut, das und die Tatsache, dass sie wenige Tage nach dem Erhalt der Testuhr ins Trainingslager nach Südafrika abgereist ist. Denn wo findet so ein Gerät eine bessere Testumgebung als an einem Ort, an dem es nur darum geht, zu rennen?

Garmin Forerunner 735XT Run Bundle (45 mm)
Smartwatch

Garmin Forerunner 735XT Run Bundle

45 mm

Und dann sahen wir die Uhr lange nicht wieder

Nach dem Trainingslager: Funkstille. Hat Vanessa die Uhr nicht gefallen? Hat sie sie verloren? Ich gehe dem nach. «Kann ich die Uhr nicht behalten», fragt sie etwas mehr als einen Monat nachdem sie aus Südafrika zurückgekommen ist. Warum?

Auch für feine Handgelenke gemacht: die Garmin Forerunner 735xt

«Klar, die Uhr ist recht gross ausgefallen, aber sie ist eine der wenigen, die von einer Frau mit feinem Handgelenk bequem getragen werden kann», sagt sie. Denn obwohl gross, ist das Gerät mit 44 Gramm sehr leicht und kaum bemerkbar.

Zudem habe die Uhr ihr viel über sich verraten. Vor allem der Pulsmesser der Forerunner ist für sie zum unabdinglichen Hilfsmittel geworden. «Sei es beim Schlaf oder beim Training, die Anzeige meines Pulses war unschätzbar wertvoll», sagt sie. Denn in ihrem Training geht es um Zehntelsekunden und um genaueste Analyse ihrer Performance auf der roten Bahn, die für sie die Welt bedeutet. Da ist jeder Datensatz Gold wert.

«Ich fühlte mich beispielsweise manchmal geschwächt und wusste unter anderem anhand vom Puls, wann ein Training Sinn machte und wann nicht», sagt Vanessa

Doch dieser Effekt hat erst nach und nach eingesetzt: «Ich bin eine Läuferin, die sich bisher auf ihr Körpergefühl verlassen hat», sagt sie. Denn nur durch eine Uhr könne ja keiner schneller laufen. So funktioniere das nicht. Doch der Testauftrag war klar: Zieh die Uhr an, zieh sie nicht wieder aus, drücke Knöpfe dran. «Mit der Zeit wurde die Uhr aber ein treuer Begleiter auf meinem Lebensweg und ich machte zunehmend Gebrauch von diversen Features.»

Ist Vanessa etwa nicht die Zielgruppe?

Mit der Zeit aber beschleicht Vanessa ein Verdacht: «Ich bin vielleicht nicht die Zielgruppe für diese Uhr, auch wenn ich viele Benefits während der Benutzung habe». Denn ein Feature, das für sie absolut wichtig und unabdingbar ist, mag sie nicht: Die Stoppuhr.

«Bis ich vom Ziffernblatt bis zur Stoppuhr komme, muss ich diverse Knöpfe drücken», sagt sie. Auch geht es bei ihr im Sport um Sekundenbruchteile, was es natürlich extrem schwierig macht, selbst exakt zu stoppen. Sie denkt kurz nach: «Vielleicht wäre ich mit einer klassischen Stoppuhr besser bedient. Oder Garmin könnte ja eine solche Uhr fix verbauen. Das wäre super», sagt sie. Ein Knopfdruck, die Zeit läuft. Ein weiterer Druck, die Messung stoppt.

Daher vermutet sie, dass die Uhr für Langstreckenläufer entwickelt wurde. «Aber auch als Kurzstreckenläuferin habe ich viel mehr Wissen über mich und meine Performance». Daher: Egal, wie schnell oder weit du läufst, die Garmin Forerunner wird dir wertvolle Informationen liefern, selbst wenn das ganze Paket für Langstreckenläufer entwickelt wurde. Puls und Schlafrhythmus seien aber für alle Athleten interessant.

Der Pulsmesser hat sich für das Training als ausserordentlich nützlich erwiesen

«Ich war so an der Grenze in Punkto Nützlichkeit der Uhr. Wer weniger als 400 Meter rennt, der soll vielleicht die Uhr zuerst mal antesten.» Nicht, weil die Uhr irgendwie falsche Daten ausspuckt, sondern schlicht weil die Feature-Vielfalt nicht genutzt werden kann. Sie selbst hat auch nicht alle Features der Uhr genutzt. Das GPS zum Beispiel ist für 400-Meter-Läufer nicht direkt relevant, denn in der Regel ist das Ende der Strecke vom Start aus sichtbar.

Eine komplette Smartwatch

Die Garmin Forerunner 735xt ist aber nicht nur für Sportler interessant, denn der Hersteller hat in der Uhr die wichtigsten Funktionen einer Smartwatch verbaut. Notifications aller namhafter Messenger werden auf der Uhr eingeblendet.

Für die Notifications hat Vanessa nur ein Wort übrig: «Top!» Dieses Urteil gibt sie übrigens auch für die Bedienung ab. Trotz der Tatsache, dass die Stoppuhr etwas schwierig zugänglich ist, sagt sie, dass die Bedienung einfach ist.

Denn so ist die Garmin Forerunner eine Uhr, die ihr nicht nur beim Sport gute Dienste leistet oder ihre athletische Karriere unterstützt, sondern auch etwas, dass sie im Alltag nutzen kann. «Die Forerunner hat selten mein Handgelenk verlassen», sagt sie. Manchmal sogar nur, um den Akku wieder aufzuladen. So schnell über Nacht. Daher habe sie die Uhr auch allen mit Stolz gezeigt, aber keinerlei Anstalten gemacht, sie zurückgeben zu wollen. Der Test? Ein voller Erfolg. Die Uhr? Ein guter Begleiter im Alltag.

«Ach ja, die Uhrzeit zeigt sie auch an», sagt sie. Und lacht.

Titelbild: Bild: Samuel Mettler

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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