

Die Deathstalker V2 Pro TKL ist irgendwie langweilig

Mit der Deathstalker V2 Pro TKL hält Razer die Tastatur flach. Das Teil mit optischen Switches ist nämlich nicht nur flach gebaut, es sieht auch aus wie jede 0815-Bürotastatur.
Ultraflache Tastaturen liegen derzeit im Trend. Alle grösseren Hersteller bringen neue oder überarbeitete Modelle heraus. Damit erhält die lange Zeit unerreichte Logitech G915 endlich Konkurrenz. Die TKL-Version der Deathstalker V2 – also ohne Nummernblock – macht vieles sehr gut, schwächelt aber wie die meisten Fertigtastaturen bei Akustik und Tippgefühl. Zudem begeistert mich ihr Design nicht.
CH-Tastenbelegung

DE-Tastenbelegung
Der Skorpion kommt im Anzug
Auf den ersten Blick wirkt die Deathstalker V2 Pro TKL sehr schlicht. Im Gegensatz zu anderen Gaming-Tastaturen setzt Razer auf wenig Akzente. Bei genauerem Hinsehen fällt die gegen unten gebogene Aluminiumdeckplatte auf, worauf die Switches stecken. Die abgerundeten Ecken lassen die Tastatur weniger aggressiv als so manch andere Gamingtastatur wirken. Das Design wird dem bedrohlichen Namen nicht gerecht. Namensgeber ist der gelbe Mittelmeerskorpion, einer der giftigsten seiner Ordnung. Das Keyboard wirkt dagegen zahm im Bürogewand.

Der TKL-Formfaktor macht die Tastatur kompakt. Unten ist der Rand etwas dicker als auf den Seiten und oben. Vorne ist die Tastatur mit Keycaps 21 Millimeter und hinten 26,5 Millimeter hoch.

Das Lautstärke-Rad und der Medien-Knopf sind gleich breit wie der Navigationscluster und die Pfeiltasten. Das wirkt harmonisch. Optisch stört mich der 1u-Abstand – 1u bezeichnet die Standardgrösse einer normalen Tastenkappe wie der A-Taste – zwischen Esc-und F1-Taste. Das wirkt unharmonisch, weil die Abstände zwischen den Funktionstasten kleiner sind. Nicht nur optisch, sondern auch beim Tippen stört mich die nur 1,25u grosse Shift-Taste links. Ich muss mich erst an ihre Lage sehr weit links gewöhnen.


Auf der Unterseite fällt ein Buckel auf. Der ist nötig, damit die Batterie Platz findet. Zudem gibt er der Tastatur einen leichten Tippwinkel. Die Unterseite ist im Gegensatz zur Oberseite aus Kunststoff. Hier finden auch zwei Klappfüsse ihren Platz, mit denen sich der Tippwinkel in zwei Stufen (6 oder 9 Grad) verstellen lässt. Damit du den Dongle für die 2,4-GHz-Verbindung immer dabei hast, ist eine Garage vorhanden. Ihr Deckel ist aber fummelig und wirkt billig verarbeitet.

Langatmiges Spinnentier
Die Akkulaufzeit gibt Razer im besten Fall – bei ausgeschalteter Beleuchtung – mit 200 Stunden für den Dongle-Betrieb und 220 Stunden mit Bluetooth an. Bei 100 Prozent Beleuchtungsstärke sind es in beiden Fällen knapp 30 Stunden. Letzteren Fall kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Die 200 Stunden habe ich nicht ausprobiert. Bei 50 Prozent Leuchtstärke darfst du in beiden Fällen mit etwas mehr als 50 Stunden rechnen.
Per Bluetooth kannst du die Deathstalker gleichzeitig mit bis zu drei Geräten nutzen. Über drei Knöpfe hinten links schaltest du zwischen den verbundenen Geräten um. Die Verbindung über Bluetooth 5.0 ist sehr stabil. Zum Gamen ist sie jedoch aufgrund der Latenz ungeeignet. Dafür bietet Razer die Funkverbindung mit 2,4 GHz per Dongle. Den kleinen UBS-Stecker muss ich für eine stabile Verbindung über den mitgelieferten Extender anschliessen. Bei der 2,4-GHz-Verbindung kommt es bei mir immer wieder zu Unterbrüchen, wenn ich ihn direkt am Computer anschliesse. Mit dem Extender komme ich weiter vom Computer weg und habe eine stabile Verbindung. Das ist bei mir bei allen 2,4-GHz-Geräten der Fall. Schön, liefert Razer das benötigte Teil gleich mit.

Zum Laden und für den kabelgebundenen Betrieb liegt ein zwei Meter langes, gewickeltes USB-A- auf USB-C-Kabel bei. Zwischen den Modi umschalten kann ich über einen Schalter hinten links.
Ungleich gefärbt
Damit nicht nur das Gehäuse flach ist, sondern auch die Keycaps, setzt Razer auf sogenannte Low Profile Keycaps. Die sind, wie der Name sagt, flacher als herkömmliche Tastenkappen. Die primären und sekundären Beschriftungen der ABS-Kappen sind laser geätzt. Dadurch schimmert die Beleuchtung durch. Die tertiären Beschriftungen, die bei der CH-Tastenbelegung nötig sind, sind lediglich aufgedruckt. Die Wahl, welche Beschriftungen geätzt und welche gedruckt sind, ist inkonsistent. So ist die öffnende Klammer auf der 8 nicht beleuchtet, also auf der Tertiärposition. Die schliessende Klammer auf der 9 ist jedoch beleuchtet, also auf der Sekundärposition.

Sonst sind die Tastenkappen für eine Fertigtastatur okay. Sie bieten guten Halt. Wie üblich für ABS glänzen sie innert Kurzem wegen des Fingerfettes. Ich hätte mir sie dicker gewünscht. Drücke ich sie mit Daumen und Zeigefinger zusammen, deformieren sie sich.
Sticht nicht, kratzt dafür
Wie die Keycaps sind auch die Switches Low Profile. Razer setzt auf optische Switches. Diese lösen im Gegensatz zu mechanischen Switches nicht über ein Kontaktblatt, sondern durch das Unterbrechen einer Lichtschranke aus. Dadurch entfällt der sogenannte Debounce Delay, die Zeit, die bei einem mechanischen Switch benötigt wird, bis das Signal nach dem Auslösen gesendet wird.

Auslösen tun die verbauten linearen Schalter – also solche ohne haptisches Feedback – meines Testsamples bei 1,2 Millimeter Tastenhub. Der gesamte Tastenhub ist im Gegensatz zu «grossen» Switches mit etwa 2,8 Millimeter verkürzt. Die benötigte Kraft zum Auslösen beträgt 45 Gramm.
Wie üblich für Switches auf Fertigtastaturen fühlen und hören sie sich beim Tippen kratzig an. Immerhin wackeln sie aufgrund der flachen Bauweise wenig. Persönlich ist mir der Tastenhub zu gering. Neben dem Design erinnert mich auch das Tippgefühl eher an eine Kaugummitastatur als eine mechanische Tastatur. Wenn ich ganz durchdrücke, fühlt es sich an, als ob ich auf einen mit O-Ring gedämmten Switch presse. O-Ringe werden auf Switches von mechanischen Tastaturen gesteckt, um sie leiser zu machen. Zudem verändern sie das Tippgefühl. Das ist in Ordnung, wenn du nach diesem Gefühl suchst, für mich ist es nichts.
Keycaps und Taster wirken sich auf die Akustik aus. Wie bei Fertigtastaturen üblich, löst das Tippen auf der Deathstalker V2 Pro TKL bei mir eher Brechreiz als himmlisches Gefühl aus. Es hallt, knarzt und scheppert beim Tippen. Die Stabilisatoren – jene Dinger, die die langen Tasten stabilisieren – klingen furchtbar. Ich bin da aber auch verwöhnt von meinen getunten Tastaturen Marke Eigenbau. Bist du dir herkömmliche Büro- oder Gamingtastaturen gewohnt, wird dich das nicht stören.

Das Lautstärkerad ist kaum hörbar beim Drehen und rastet angenehm ein. Es lässt sich zum Stummschalten drücken, dabei ist es verdammt laut und erinnert mich an Schalter bei Bankomaten. Der Knopf links davon reagiert auf mehrmaliges Drücken. Einmal drücken ist Play/Pause, zweimal nächster und dreimal vorheriger Song. Dieser Knopf lässt sich als einziger nicht anpassen.
So grell wie ihr Namensgeber
RGB-LED-Beleuchtung ist für eine Gamertastatur selbstverständlich Pflicht. Hier glänzt die Deathstalker V2 Pro TKL und hebt sich damit optisch zumindest etwas von Bürotastaturen ab. Jede Taste ist individuell beleuchtet, die Beschriftungen sind gleichmässig ausgeleuchtet. In der Software Razer Synapse lässt sich alles deinen Wünschen entsprechend anpassen.

Im Programm änderst du zudem die Tastenbelegung, erstellst Makros oder aktivierst Hypershift, das wie die Fn-Taste eine Zweitbelegung der Tasten erlaubt. Weiter stehen diverse Energieoptionen zur Verfügung, um die Akkulaufzeit zu erhöhen.
Insgesamt lassen die Einstellungsmöglichkeiten keine Wünsche offen. Optisch wirkt das Programm zunächst übersichtlich. Gehst du aber etwas tiefer in die Einstellungen hinein, kann es verwirrend werden – speziell bei den Tastenbelegungen.
Ein zahmer Skorpion
Eigentlich gibt es nicht viel an der Deathstalker V2 Pro TKL auszusetzen, wenn du dir Fertigtastaturen gewohnt bist. Funktional und von der Verarbeitung her ist sie für eine Gamingtastatur vollkommen auf der Höhe der Zeit. Optisch und vom Tippgefühl her entspricht sie für mich jedoch eher einer Kaugummitastatur, wie sie in jedem Büro anzutreffen ist – trotz optischer Schalter. Falls du genau das suchst und bereit bist knapp 200 Franken (Stand:28.10.2022) hinzublättern, wirst du mit dem Razer Keyboard glücklich. Eine Alternative bietet Logitech mit der G915 TKL, die etwas mehr Gamerästhetik bietet, aber insgesamt vergleichbar ist.


Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.