Die Dampffunktion des Samsung Jet Bot Steam+ ist mehr als heisse Luft
Produkttest

Die Dampffunktion des Samsung Jet Bot Steam+ ist mehr als heisse Luft

Lorenz Keller
28.8.2024

Der Samsung Jet Bot Steam+ putzt immer mit sauberen Mopps. Dafür sorgt die Dampffunktion in der Basisstation des Roboters. Überzeugt diese oder ist der Dampf schnell wieder raus? Ich habe es getestet.

Wer sich meinen Vergleich der besten Saugroboter im vergangenen Frühling ansieht, wird kaum glauben, dass es noch grosses Entwicklungspotenzial gibt. Zumindest die zwei bestplatzierten Saugroboter erledigen das Putzen selbstständig, effektiv und gut. Was soll da noch gross verbessert werden können?

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Für den Jet Bot Combo AI Steam+ (so der vollständige Name) hat sich Samsung ein neues Feature überlegt. Die Mopps werden nach dem Feuchtwischen nicht «nur» mit warmem oder kaltem Wasser gereinigt wie bei der Konkurrenz, sondern mit heissem Dampf. Bringt das etwas, oder ist es nur Marketing?

Installation: Schnell und einfach, so wie es sein muss

Der Jet Bot wird über die SmartThings-App von Samsung gesteuert, die auch für Waschmaschinen, TVs oder die Beleuchtung genutzt werden kann. Das kann Vorteile haben, wenn du die App wirklich als Schaltzentrale für dein Smarthome einsetzt. Falls du damit aber einfach den Saugroboter steuern möchtest, braucht es manchmal einen Schritt mehr als bei der Konkurrenz.

Die Verbindung zum Roboter und zur Basisstation ist trotzdem in ein paar Minuten eingerichtet. Wer noch kein Samsung-Konto hat, muss zuerst eines erstellen und benötigt dementsprechend noch ein paar Minuten länger.

Danach heisst es: Wohnung aufräumen, damit der Roboter einen Grundriss aller Räume erstellen kann. Das ist bei der Anschaffung des digitalen Staubschluckers der wohl wichtigste Schritt, damit er dann auch wirklich alles präzise und schnell putzt. Der Jet Bot Combo AI Steam+ nutzt einen Lidar-Scanner (Light Detection and Ranging), also eine Art dreidimensionaler Laserscan. Dazu kommt eine Kamera und weitere Sensoren. Dieses Technik-Feuerwerk ist zwar nicht ganz günstig, hilft aber bei der präzisen und schnellen Navigation.

Um die Karte meiner Wohnung mit über 120 Quadratmetern zu erstellen, braucht der Samsung nur knapp zehn Minuten. Das hat bisher kein Konkurrent schneller geschafft. Der im Test überzeugende Dreame L10s Pro Ultra Heat beispielsweise brauchte 12 Minuten.

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Der Jet Bot ist nicht nur schnell, sondern auch genau. Die vorgeschlagene Raumaufteilung passt in sechs von sieben Fällen perfekt. Der Lidar-Scanner erfasst, wie bei allen anderen Saugrobotern mit dieser Technik, jeweils auch einen Teil des Balkons – durch die Glastüren hindurch. Doch anders als viele Konkurrenten ordnet er diesen Bereich nicht einem Zimmer zu, sondern merkt, dass er unerreichbar ist und stellt ihn nur in leichtem Grau dar.

Der Samsung scannt wie viele andere Roboter auch durch die Glastüre auf den Balkon.
Der Samsung scannt wie viele andere Roboter auch durch die Glastüre auf den Balkon.
Quelle: Lorenz Keller

App und Bedienung: die grösste Schwäche

So weit, so gut. Doch leider taucht dann ein erstes Problem auf. Beim Scan hat die Software das kleine Bad mit dem Gang zusammengelegt. Eigentlich kann ich die Karte ja problemlos bearbeiten, jedem Zimmer einen Namen geben, Räume aufteilen oder zusammenlegen sowie Sperrzonen einrichten.

Doch Bad und Flur lassen sich einfach nicht trennen. Der Raum sei zu klein, findet die App. Auch nach mehreren Versuchen klappt es nicht, ich müsste wohl alles noch einmal scannen und darauf hoffen, dass der Roboter selbst eine Raumaufteilung macht. Bisher hatte ich bei keinem Saugroboter das Problem, dass sich das normalgrosse Bad mit Dusche nicht als eigener Raum kartografieren lässt.

Die Bedienung über die App hat auch sonst Schwächen. Sie ist unnötig kompliziert, weil die Einstellungen an zwei verschiedenen Orten versteckt sind. Oben rechts über ein Symbol mit drei Pünktchen rufe ich verschiedene Menüpunkte auf, andere finde ich, wenn ich die Leiste im unteren Viertel des Programms nach oben ziehe.

Das kleine Bad oben in der Mitte lässt sich nicht vom Flur trennen (alles in rosa).
Das kleine Bad oben in der Mitte lässt sich nicht vom Flur trennen (alles in rosa).
Quelle: Lorenz Keller

Nervig ist auch, dass standardmässig immer alle Räume ausgewählt sind. Ich lasse oft nur ein oder zwei Zimmer auf einmal putzen. Bei sieben Bereichen muss ich da ganz schön viel klicken, um alle anderen abzuwählen. Das ist bei der Konkurrenz besser gelöst, wo ich meist zwei Optionen habe: alle Räume mit einem Klick zu reinigen oder alternativ die Zimmer einzeln auszuwählen.

Die Einstellungen muss ich am Anfang öfter durchforsten, als mir lieb ist. So putzt der Jet Bot im ersten Versuch ein Zimmer nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Als der Roboter zum dritten Durchgang ansetzt, merke ich, dass ein Menüpunkt aktiviert ist, der anweist, weiter zu reinigen, bis der Akku leer ist. Das macht als Standardeinstellung keinen Sinn. Sobald ich dieses Häkchen deaktiviert habe, putzt der Roboter schön brav einen Raum einmal und fährt dann retour zur Basisstation.

Navigation und Reinigung: So muss es sein

Beim Putzen bleibt der Jet Bot konventionell. Er saugt Staub und wischt mit einer Walze und einer Seitenbürste gröberen Schmutz weg. Dazu kommen zwei runde Mopps, die den Boden feucht wischen.

Es gibt keinen speziellen Modus für die Kanten, die Mopps lassen sich nicht zur Seite ausfahren. Aber das macht nichts, weil das Putzresultat stimmt. Der Boden ist sauber, alle Partikel und Haare sind aufgesaugt – auch an den Rändern.

Der Jet Bot putzt und wischt sauber – der Boden ist nicht allzu feucht.
Der Jet Bot putzt und wischt sauber – der Boden ist nicht allzu feucht.
Quelle: Lorenz Keller

Der Reinigungsprozess funktioniert praktisch ohne mein Zutun. Der Roboter navigiert perfekt durch die Wohnung und verfährt sich kein einziges Mal oder findet die Basisstation nicht mehr. Zudem erkennt er Hindernisse, weicht ihnen aus und zeigt sie auch in der App an. Ich könnte sie wegräumen und dann mit einem Klick diese Bereiche nochmals putzen lassen. Das ist clever gelöst.

Zur Autonomie trägt auch bei, dass Schmutz und Dreck in der Basisstation in einen Staubbeutel abgesaugt werden. Das macht, wie bei allen anderen, ziemlich viel Lärm. Die Samsung-Lösung gehört jedoch zu den leiseren auf dem Markt. Ich messe 74,1 Dezibel, im grossen Vergleich mit vier Topsaugern lag die Bandbreite zwischen 72 bis 78 Dezibel.

Das Absaugen ist wirklich gründlich. Als ich nach einem Monat Test den Staubbehälter im Roboter das erste Mal anschaute, waren kaum Rückstände zu finden. Ich muss also tatsächlich nur den Staubbeutel austauschen – und bis dieser voll ist, dauert es ein paar Monate.

Fast wie neu: Als ich das Testgerät für den Rückversand auseinanderbaue, ist der Staubbehälter im Roboter fast ganz sauber.
Fast wie neu: Als ich das Testgerät für den Rückversand auseinanderbaue, ist der Staubbehälter im Roboter fast ganz sauber.
Quelle: Lorenz Keller

Was bringt der Dampf?

Die Besonderheit des Jet Bot Combo AI Steam+ ist, dass er die Wischmopps in der Basisstation nicht nur mit Wasser wäscht, sondern mit einem Gemisch aus Wasser und Dampf, das 50 bis 60 Grad warm ist. Dann wird das textile Gewebe mit 100 Grad heissem Dampf desinfiziert und anschliessend mit 55 Grad warmer Luft getrocknet.

Diese Dampfreinigung macht tatsächlich einen Unterschied: Auch nach einem Monat Dauerbetrieb sind die zwei runden Mopps so sauber wie direkt aus der Waschmaschine. Und sie riechen kein bisschen nach feuchtem Lappen. Noch weniger Arbeit für mich.

Die Mopps sind nach einem Monat Test sauber und riechen nicht schlecht.
Die Mopps sind nach einem Monat Test sauber und riechen nicht schlecht.
Quelle: Lorenz Keller

So viel Autonomie hat auch Nachteile: Ich habe den Roboter einfach genutzt, ohne mich um etwas zu kümmern. Bis mich meine Nase darauf aufmerksam gemacht hat, dass das keine gute Idee ist. Zwar sind die Mopps schön sauber, aber der Abwassertank fängt an zu stinken. Wegen der grossen Kapazität der Tanks für Frischwasser (4 Liter) und Abwasser (3,6 Liter) wurde ich auch vom System noch gar nicht benachrichtigt. Du solltest also den Abwassertank regelmässig leeren, auch wenn er erst halb voll ist. Aber eben, das passiert mir nur einmal, dann bin ich mir dessen bewusst.

Ein echter Nachteil ist, dass die gründliche Reinigung Zeit braucht. Der Samsung-Roboter ist daher bei grossen Flächen, bei denen er zwischendurch die Mopps reinigen geht, spürbar langsamer als viele Konkurrenten. Nach Abschluss einer Runde wird alles intensiv gereinigt und anschliessend getrocknet. Das kann gut und gerne mal eineinhalb Stunden dauern.

Gute Hindernis-Erkennung, schwache KI

Schon beim ersten Scan hat der Saugroboter Hindernisse erkannt. Auch bei jedem Putzvorgang findet er Objekte, die im Weg sind. Diese zeigt er mit einem Symbol auf der Karte an. Ich kann die Hindernisse wegräumen und mit einem Klick diese Bereiche nachreinigen. Das ist eine sehr praktische Funktion.

In der App siehst du genau, wo der Roboter geputzt und wo er Hindernisse gefunden hat.
In der App siehst du genau, wo der Roboter geputzt und wo er Hindernisse gefunden hat.
Quelle: Lorenz Keller

Ich kann zudem Bilder des Hindernisses aufrufen – und die Künstliche Intelligenz sagt, was darauf zu sehen ist. Leider liegt sie im Test meist falsch. Der Standfuss des Sofas wird zur Tasse, das Kabel zur Socke. Ich kann das korrigieren und so der KI helfen, schlauer zu werden. Aber was bringt mir das? Die Art des Hindernisses hat keine Auswirkung auf die Reinigung. Hauptsache, der Roboter weicht aus, und das macht er zuverlässig. Alles andere ist unnötiger Schnickschnack.

Liegt die schlechte Erkennungsquote am Vorserien-Modell, das ich erhalten habe? Nach einer Rückmeldung von Samsung könnte das sein, da der Hersteller bei eigenen Tests bessere Resultate erzielt hat. Ich werde das bei Gelegenheit mit einem Serienmodell nochmals probieren – am Gesamteindruck ändert das im Wesentlichen nichts.

Eine Tasse? Das wäre merkwürdig, wenn das Sofa darauf steht.
Eine Tasse? Das wäre merkwürdig, wenn das Sofa darauf steht.
Quelle: Lorenz Keller

Dazu gehören auch Funktionen wie «SmartThings Pet Care» oder «Jet Live»: Der Roboter kann hier zur Überwachung der eigenen Wohnung und zur Kontrolle von Haustieren genutzt werden. Ausprobiert habe ich es nicht.

Überflüssig ist die KI dennoch nicht. Sie hilft dem Jet Bot zum Beispiel, meinen Duschteppich zu erkennen. Der wird dann nur gesaugt und nicht mit den feuchten Mopps bearbeitet. Hätte ich eine grössere Teppichfläche, würde der Roboter die Mopps für diesen Bereich sogar in der Station abwerfen und später wieder anbringen. Ebenfalls praktisch: Nach dem Aufsetzen wird mir automatisch vorgeschlagen, eine Reinigungsroutine zu erstellen. Beispielsweise, dass der Roboter losfährt, sobald ich die Wohnung verlassen habe.

Samsung schützt übrigens die Daten des Roboters mit der von den Smartphones bekannten Knox-Sicherheitstechnologie. Die Daten und die Verbindung in die Cloud sind verschlüsselt, auch auf dem Gerät selber gibt es spezielle Sicherheitsmassnahmen, die beispielsweise einen Kamerazugriff aus der Ferne verhindern sollen.

Der Samsung-Sauger mit der Kamera (vorne) und dem Lidar-Sensor (im Turm).
Der Samsung-Sauger mit der Kamera (vorne) und dem Lidar-Sensor (im Turm).
Quelle: Lorenz Keller

Fazit

Dieser Roboter macht mächtig Dampf

In den wichtigsten Punkten überzeugt der Samsung Jet Bot Combo AI Steam+. Er saugt und wischt die Wohnung zuverlässig und effizient. Die Mopp-Reinigung mit Dampf sorgt dafür, dass ich im Alltag kaum noch Wartungsaufwand habe. Die Textilpads fürs Feuchtwischen sind immer schön sauber. Nur die Tanks müssen regelmässig geleert und aufgefüllt werden.

Die Schwächen in den Details verhindern jedoch die Bestnote für den Saugroboter. Die App ist unnötig kompliziert aufgebaut. Und nicht alle KI-Funktionen sind wirklich sinnvoll. Die automatische Einteilung der Hindernisse in Kategorien war im Test viel zu oft fehlerhaft.

Zum Testzeitpunkt kostet das Topmodell mit Vollausstattung und zusätzlicher Dampf-Funktion weit über 1000 Franken. Das ist ein stolzer Preis, der in der Spitzenkategorie jedoch üblich ist. Etwas sparen kannst du, wenn du den Jet Bot in der Version mit Dampf, aber ohne AI wählst.

Pro

  • schnelle und zuverlässige Navigation
  • saubere Reinigung
  • wenig Wartungsaufwand
  • grosse Tanks
  • gute Erkennung von Hindernissen und Teppichen

Contra

  • komplizierte Menüführung in der App
  • fehlerhafte Hindernis-Kategorisierung
  • hoher Preis
Titelbild: Lorenz Keller

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