Hintergrund

Das neue Topmodell von Navee ist unglaublich gut gefedert

Gut gefedert oder gut durchgeschüttelt? Auf dem groben Kopfsteinpflaster von Mailand müssen sich die neuen E-Scooter von Navee beweisen. Wie das klappt – und was die Modelle ST3 und GT3 sonst noch bieten.

Der Boden auf der Piazza Sempione in Mailand ist unglaublich grob gepflastert: grosse, rote, kaum behauene Steine liegen da. Navee hat sich damit den passenden Ort für die Präsentation der neuen E-Scooter-Modelle ausgesucht. Die Topmodelle ST3 und ST3 Pro sind mit einer neuartigen Federung beider Achsen ausgestattet, die rund um den Arco della Pace einem echten Härtetest unterzogen wird.

Auf einer kurzen Runde erlebe ich, wie gut der ST3 Unebenheiten wegfedert. Der Belag auf der Piazza ist ein Extremfall, den die Federung aber erstaunlich gut abdämpft. Reguläres Kopfsteinpflaster und Unebenheiten auf geteerten Strassen sind überhaupt kein Problem für den Scooter. Ich spüre sie kaum, während ich durch Mailands Strassen düse.

Ziemlich holprig: der Belag der Piazza Sempione in Mailand.
Ziemlich holprig: der Belag der Piazza Sempione in Mailand.

ST3-Serie: Topmodell mit Topfederung

Die neuen Topmodelle von Navee haben eine sogenannte Damping-Arm-Federung an beiden Rädern. Sie dämpfen Unebenheiten deutlich stärker ab als die anderen Modelle. Der Hersteller hat die Federungen gemäss den Kriterien der Automobilindustrie gefertigt. Im ersten Kurztest sind sie durchaus überzeugend.

Die Spitzenleistung des Motors beträgt beim ST3 Pro 1350 Watt, womit Steigungen bis 28 Prozent möglich sein sollen. Eine spezielle Motorkühlung und die dynamische Steuerung sorgen dafür, dass bei steilen Strecken die Leistung nicht nachlässt. Der etwas abgespeckte ST3 liefert maximal 1000 Watt, was für 22 Prozent Steigung reichen soll. Zur Einordnung: Die laut Guinness Buch der Rekorde steilste Strasse der Welt in Dunedin, Neuseeland, hat eine Steigung von bis 35 Prozent. Der steilste Abschnitt auf der berühmten Radrenn-Strecke auf die Alpe d’Huez in den französischen Alpen steigt mit etwas über 14 Prozent an.

Wichtig zu wissen: Alle E-Trottinetts haben eine Nennleistung von maximal 500 Watt und sind damit zugelassen für die Schweiz beziehungsweise für die europäischen Märkte. Die Höchstgeschwindigkeit ist je nach gesetzlicher Grundlage auf 20 oder 25 km/h begrenzt. Der ST3 Pro schafft mit einer Akkuladung bis 75 Kilometer, der normale ST3 bis 60 Kilometer.

Die ST3-Modelle sind gleich mit drei Bremsen ausgerüstet: einer Trommelbremse vorne und einer Scheibenbremse hinten an den Rädern. Dazu kommt die elektronische eABS-Bremse beim Motor hinten. Diese sorgt dafür, dass das Rad nicht blockiert und die Schleudergefahr verringert wird. Zudem kann beim Bremsen Energie zurückgewonnen werden.

Die Hinterachse des ST3 Pro mit Scheibenbremse und Federung.
Die Hinterachse des ST3 Pro mit Scheibenbremse und Federung.

Ein paar Vollbremsungen habe ich mit dem ST3 bereits gemacht – auf normaler Strasse und auf Kopfsteinpflaster. Die Bremsen packen richtig zu, ich komme aus voller Fahrt mit 20 km/h schnell zum Stehen. Die Räder blockieren dabei nicht, selbst wenn ich voll durchdrücke. Das ist richtig gut gemacht.

Als weiteres Sicherheitsfeature ist ein Traktionskontrollsystem (TCS) eingebaut. Auf rutschigem Untergrund drehen die Räder bei der Beschleunigung damit nicht durch.

ST3 Pro: LEDs auf der Seite wie beim Tuning

Ein spezielles Extra hat der ST3 Pro auf beiden Seiten des Trittbretts eingebaut: jeweils einen LED-Streifen, der sich über die App steuern lässt. 15 unterschiedliche Modi sind wählbar. Du musst also nicht wild blinkend durch die Stadt fahren, sondern kannst die LEDs auch einfach als zusätzliche Beleuchtung nutzen, damit du in der Nacht besser gesehen wirst. Nicht auf allen Märkten sind solche Lichter erlaubt, darum sind sie in Deutschland beispielsweise deaktiviert. In der Schweiz dagegen ist das kein Problem – jedenfalls laut dem Importeur.

Eine im Alltag wirklich sinnvolle Zusatzfunktion hat Navee bei allen ST3-Modellen ebenfalls eingebaut: Wer ein iPhone nutzt, kann den E-Scooter zum Find-My-Netzwerk hinzufügen und ihn so auch orten, wenn er offline ist.

Die LEDs an der Seite lassen sich individuell einstellen – und auch ausschalten.
Die LEDs an der Seite lassen sich individuell einstellen – und auch ausschalten.

Der ST3 ist bereits bei uns im Shop bestellbar für 650 Franken. Für unsere Shops im Euroraum ist der Startzeitpunkt noch unklar. Der ST3 Pro kommt wohl Ende Monat für knapp 800 Franken, in den europäischen Märkten wird er 850 Euro kosten.

Navee ST3 (20 km/h, 40 km, 500 W)
E-Scooter
CHF641.–

Navee ST3

20 km/h, 40 km, 500 W

GT3-Serie: mit ABS und Traktionskontrolle

Mit dem GT3 hat Navee eine zweite Modellserie vorgestellt – etwas einfacher ausgestattet und günstiger. Der Standard-GT3 kommt in den nächsten Wochen auf den Markt. Die unverbindliche Preisempfehlung beträgt rund 450 Franken. Starttermin und Preis ausserhalb der Schweiz sind noch unklar. Der GT3 Max als zweites Modell der Reihe erscheint Ende Mai zum UVP von knapp 600 Franken. Der Preis in Europa beträgt 650 Euro.

Navee GT3 (20 km/h, 50 km, 350 W)
E-Scooter
CHF469.–

Navee GT3

20 km/h, 50 km, 350 W

Trotz des recht günstigen Preises bieten die GT3-Modelle viele Features aus der Oberklasse. Beispielsweise sind beide Achsen gefedert: Vorne hat der Hersteller eine Gabelfederung eingebaut, hinten eine Zylinderfederung. Die 10-Zoll-Tubeless-Reifen erhöhen ebenfalls die Dämpfung – und sorgen gleichzeitig für Fahrstabilität.

Hinten ein GT3 Max, vorne zwei ST3-Pro-Modelle.
Hinten ein GT3 Max, vorne zwei ST3-Pro-Modelle.

Auf normalen Strassen und Kopfsteinpflaster ist diese Federung ausreichend, wie die Testfahrt in Mailand zeigt. Auf den wuchtigen Steinen der Piazza Sempione dagegen kann der GT3 nicht mit dem ST3 mithalten. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede in der Dämpfung.

Die konventionelle Federung beim GT3 reicht aus für Pflastersteine.
Die konventionelle Federung beim GT3 reicht aus für Pflastersteine.

Vorne haben die E-Scooter eine Trommelbremse, hinten kommt eine Bremse mit eABS zum Einsatz. Die Traktionskontrolle TCS ist wie beim ST3 inklusive. Hier merke ich im Test sofort die Unterschiede: Auch der GT3 stoppt anständig, hat aber einen deutlich längeren Bremsweg als der ST3.

Das gibts beim GT3 Max zusätzlich

Die Unterschiede zwischen GT3 und GT3 Max liegen bei der Reichweite und der Motorleistung. Der Akku des GT3 sorgt für eine Reichweite von 50 Kilometern. Die Max-Version soll laut Hersteller bis zu 75 Kilometer mit einer Ladung kommen.

Für die E-Scooter gibts auch Zubehör wie eine Handyhalterung.
Für die E-Scooter gibts auch Zubehör wie eine Handyhalterung.

Der E-Motor des GT3 Max leistet dauerhaft 500 Watt und maximal 1000 Watt, womit laut Navee Steigungen bis zu 22 Prozent möglich sein sollen. Beim GT3 liegen die Werte bei maximal 700 Watt und 18 Prozent Steigung. Je nach Topografie und Gewicht der fahrenden Person ist die stärkere Version sicher empfehlenswert.

GT3 und ST3 sind übrigens nicht die einzigen neuen Modelle, die Navee dieses Jahr auf den Markt bringt. Das erst 2021 gegründete Unternehmen aus China hat bereits angekündigt, dass noch ein «Super Scooter» vorgestellt werden soll – vielleicht auf der Techmesse IFA in Berlin im September.

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