Motorola Edge 50 Neo
512 GB, PANTONE Grisaille, 6.40", Dual SIM, 50 Mpx, 5G
Das Mittelklasse-Smartphone Motorola Edge 50 Neo überzeugt beinahe durchgehend. Einzig der hohe Preis dämpft den ansonsten guten Eindruck.
Dem Edge 50 Neo gelingt der Spagat zwischen Mittel- und Oberklasse-Smartphone. Dafür sorgen Features wie eine Telekamera, IP68-Zertifizierung und das POLED-Display. Im Gegensatz zum Vorgänger, dem Edge 40 Neo, überzeugt das Kamerasystem auch bei Nacht. Der lange Support ist zudem ein wichtiges Verkaufsargument. Mit knapp 500 Franken / Euro zum Release, ist der Preis jedoch noch etwas hoch angesetzt.
Designtechnisch erfindet Motorola wie jeder Hersteller seit 2007 das Rad nicht neu. Der Rahmen ist aus Kunststoff und die Rückseite aus Polyurethan. Letzteres ist schön griffig. Die Ausbuchtung der Kameras sorgt dafür, dass mir das Smartphone noch besser in der Hand liegt. Mein Testgerät kommt in der Pantone-Farbe Poinciana (Rot). Daneben gibt es noch Grisaille (Grau), Lattè (Beige) und Nautical Blue (Blau).
Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Display an den Rändern flach. Motorola folgt damit dem aktuellen Designtrend. Über 95 Prozent der Vorderseite nimmt der Bildschirm ein, was 5 Prozent mehr sind als noch beim Edge 40 Neo. Der Fingerabdrucksensor befindet sich unter dem Display. Dieser reagiert stets schnell und zuverlässig.
Das 6,36 Zoll grosse POLED-Display erreicht eine maximale Bildwiederholrate von 120 Hertz. Die 2670 × 1220 Pixel entsprechen 460 Pixel pro Inch (ppi). Damit ist das Bild gestochen scharf. Die höchste Helligkeit von 3000 Nits gilt nur für einen kleinen Bildbereich und kurze Zeit. Das Display ist aber auch bei direkter Sonneneinstrahlung hell genug.
Beim Schutzglas kommt Corning Gorilla Glass 3 zum Einsatz. Das ist eine bereits über zehn Jahre alte Version. Hier hat Motorola also gespart. Nicht gespart hat der Hersteller hingegen bei der IP-Zertifizierung. IP68 ist nicht selbstverständlich für ein Mittelklasse-Smartphone. Das heisst, dass das Edge 50 Neo 30 Minuten in 1,5 Metern Wassertiefe unbeschadet übersteht. Dazu darf es aber nicht beschädigt sein und das gilt nur für Süsswasser.
Motorola verbaut im Edge 50 Neo den Dimensity 7300 von MediaTek, der Ende Mai 2024 veröffentlicht wurde. Das System-on-a-Chip (SoC) wird im 4-Nanometer-Prozess bei TSMC gefertigt. Es verfügt über vier Performance-Kerne mit bis zu 2,5 GHz Taktung und vier Effizienz-Kerne mit bis zu 2 GHz. In meinem Testgerät kommen zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher und ein interner Speicher mit 512 Gigabyte zum Einsatz. Es gibt das Gerät auch mit acht Gigabyte RAM und 256 Gigabyte Speicher.
Im Alltag hat der Dimensity 7300 genug Power. Apps laden zügig, die Animationen sind flüssig und Fotos werden ohne merkliche Verzögerung gespeichert. Auch Spiele wie «TMNT: Shredder’s Revenge» laufen flüssig. Bei deutlich leistungshungrigeren Games wie «Genshin Impact» kannst du die Qualität aber nicht aufs Maximum stellen.
Bei den Benchmark-Ergebnissen reiht sich das Edge 50 Neo im Mittelklasse-Bereich ein. Das CMF Phone 1 hat denselben Chip verbaut wie das Gerät von Motorola. Die Unterschiede bei den Geekbench-Benchmarks sind denn auch innerhalb der Varianz. Wieso das Neo beim PCMark-Benchmark deutlich besser abschneidet, ist nicht klar. Es mag daran liegen, dass PCMark realistische Szenarien simuliert, während Geekbench ein synthetischer Benchmark ist.
Bei den Geekbench-Resultaten ist der Unterschied zum Snapdragon 7s Gen2 im HMD Skyline gering und bei den PCMark-Resultaten schneidet der MediaTek erneut deutlich besser ab. Erstaunlich ist der Vergleich zum Tensor G2 im Google Pixel 8a. In Geekbench erreicht das Google-Smartphone deutlich bessere Resultate. In PCMark liegt dann aber das Motorola-Smartphone ebenso deutlich vorne. Der Dimensity 7300 von MediaTek scheint beim PCMark-Benchmark seine Vorzüge besser ausspielen zu können als die Chips der anderen Hersteller.
Der Akku hat mit 4310 mAh eine eher kleine Kapazität. Das zeigt sich auch beim Batterietest von PCMark Work 3.0 mit voller Displayhelligkeit: Hier hält das Edge 50 Neo insgesamt 7:51 Stunden durch. Das ist im Vergleich zu anderen Smartphones eine bescheidene Dauer. Im Alltag bemerke ich davon jedoch nichts: Bei normaler Nutzung reicht mir der Akku für anderthalb bis zwei Tage.
Beim Laden nimmt der Akku maximal 68 Watt entgegen. Von null auf 100 Prozent ist er so innerhalb von etwa einer Stunde. Ein passendes Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang. Willst du die Batterie drahtlos laden, ist das mit bis zu 15 Watt möglich.
Musstest du beim Edge 40 Neo noch auf eine Telekamera verzichten, ist beim Edge 50 Neo nun eine verbaut – keine Selbstverständlichkeit bei einem Mittelklasse-Smartphone. Die Hauptkamera bietet 50 Megapixel mit einer Blende von f/1.8 und einem Sensor von 1/1,5 Zoll Grösse. Die UItraweitwinkelkamera bietet 13 Megapixel mit einer Blende von f/2.2 und die Telekamera hat 10 Megapixel mit f/2.0.
Bei der Hauptkamera nutzt Motorola Pixel-Binning, wodurch die Fotos eine Auflösung von 12,6 Megapixeln haben. Das gilt auch für RAW-Aufnahmen im Pro-Modus. Erst durch das Aktivieren des Ultra-Res-Modus wird die volle Auflösung genutzt.
Im Gegensatz zu Smartphones anderer Hersteller wirken die Fotos des Edge 50 Neo auf den ersten Blick eher blass. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Farbwiedergabe natürlich ist. Das begrüsse ich, da ich zu starke Farben nicht mag.
Auch mit schwierigen Lichtverhältnissen kann das Smartphone umgehen. Etwa im Wald mit starkem Gegenlicht. Das System findet einen guten Kompromiss zwischen den dunklen und hellen Stellen im Bild.
Die Farbwiedergabe der Ultraweitwinkelkamera ist jener der Hauptkamera ähnlich. Die Farben wirken aber noch etwas blasser. Hinzu kommt, dass sie weniger detailliert und auch unschärfer wirken.
Dank der Telekamera bietet das Edge 50 Neo einen dreifachen optischen Zoom. Mit diesem ist die Qualität gut.
Beim digitalen Zoom geht es bis zur 30-fachen Vergrösserung. Die ist für Fotos aber unbrauchbar. Höchstens, wenn du etwas in der Ferne lesen möchtest, kannst du ihn brauchen. Auch der 10-fache Zoom ist höchstens was für den Notfall.
Das Edge 50 Neo bietet einen Makromodus. Bei diesem ist der Schärfebereich fix eingestellt. Ich muss das Smartphone also in der entsprechenden Distanz zum Objekt positionieren. Tiere sind schwierig, eine Beere im Wald konnte ich aber einfangen. Die Bildqualität ist absolut in Ordnung.
Den Nachtmodus aktiviert die Kamera bei schwierigen Verhältnissen automatisch. Er hellt die Aufnahmen der Hauptkamera deutlich auf und schärft etwas nach. Dabei geht etwas Qualität verloren, was aber erst beim Reinzoomen oder Betrachten am grossen Bildschirm auffällt.
Im Porträtmodus stehen vier «Brennweiten» zur Auswahl. Sie sollen 24, 35, 50 und 85 mm im Kleinbildformat entsprechen. Der Portraitmodus grenzt die Person bei einfachen Verhältnissen gut vom Hintergrund ab und macht diesen unscharf. Bei schwierigeren Verhältnissen, etwa beim im Alltag geläufigen Balancieren eines Kaktus’ auf der Stirn, funktioniert es nicht ganz so gut.
Die Frontkamera liefert Selfies mit 32 Megapixeln. Auch hier kommt Pixel Binning zum Einsatz. Standardmässig sind die Fotos 8,1 Megapixel gross. Wahlweise steht eine noch kleinere oder die volle Auflösung in den Einstellungen zur Verfügung. Die Beispielbilder sind alle in der Standardauflösung. Farbe und Detailgenauigkeit sind bei Tageslicht gut.
Bei aktiviertem Porträtmodus wird der Hintergrund unscharf gestellt. Das funktioniert auch bei «schwierigen» Haaren ordentlich, wenn auch nicht perfekt.
Bei Dunkelheit steht für Selfies ein Nachtmodus zur Verfügung. Dieser muss wie bei den anderen Kameras nicht erst manuell aktiviert werden, sondern das Edge 50 Neo aktiviert ihn bei schwierigen Lichtverhältnissen automatisch. Die Qualität ist in Ordnung, aber nicht berauschend. Wenn du deinem Erzfeind ein «Wenn-Blicke-töten-könnten»-Selfie schicken möchtest, passt es zumindest zum Stil.
Das Edge 50 Neo wird mit Android 14 ausgeliefert. Motorola verspricht fünf grosse Android-Updates und fünf Jahre lang Sicherheits-Patches. Das heisst bis Android 19 darfst du Updates erwarten. Das Edge 40 Neo – und alle anderen Geräte der 50er-Serie – erhält nur drei grosse Android Updates und vier Jahre Sicherheits-Patches. Das ist also ein grosser Fortschritt und damit entspricht der Software-Support jenem des Samsung Galaxy A35 oder A55. Lediglich Flaggschiffe wie das Galaxy S24 oder Pixel 9 werden noch länger mit Updates versorgt.
Motorola ergänzt Android um zahlreiche eigene Apps. Die «Moto»-App fasst zum Beispiel einige Einstellungen übersichtlich zusammen. Die wenige Bloatware ist zum Glück schnell deinstalliert und stört mich wenig.
Mir gefällt das Motorola Edge 50 Neo sehr gut – optisch wie auch von der Leistung her. Das System aus drei Kameras überzeugt und Features aus der Oberklasse wie IP68-Zertifizierung und tolles POLED-Display sind ein gewichtiges Verkaufsargument. Hinzu kommt der lange Support.
Einzige Kritikpunkte sind die veraltete Gorilla-Glass-Version und der etwas hohe Preis. Beim Vorgänger ist letzterer innerhalb weniger Monate deutlich gefallen. Für 430 Franken / Euro, würde ich eine absolute Kaufempfehlung aussprechen.
Pro
Contra
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.