
Produkttest
Powerline-Vergleich: 2000 Mbps? Da lachen ja die Hühner!
von Martin Jud
Der neue HomeGrid-Standard soll es richten und dem heimischen Netzwerk über die elektrische Leitung mehr Leistung, mehr Reichweite und mehr Stabilität bringen. Mit dem «Devolo Magic 2» mache ich den Direktvergleich zum alten Standard. Und wie sich zeigt, ist das Stromnetz meiner Wohnung eine echte Knacknuss.
Neue Technologien und Chips braucht die Welt. Doch in Sachen Powerline gab’s seit 2014 keine Fortschritte. Nun kommt endlich Bewegung ins Spiel, und der alte Standard «HomePlug AV» wird durch «G.hn» abgelöst. Zu den ersten Geräten mit neuem Chipsatz gehören die Magic-Produkte von Devolo.
Kleiner Hinweis im Voraus: Wenn du wissen willst, wie eine Powerline funktioniert oder du gerne mehr über die in diesem Artikel vorkommenden Vergleichsprodukte mit altem Standard erfahren möchtest, empfehle ich dir folgende Lektüre.
Als ich Ende Mai 2018 fünf Powerline-Adapter mit altem Standard verglich, war ich mehr als erstaunt: Von den maximal versprochenen 1000 bis 2000 Mbps waren alle Adapter weit entfernt. In meiner Wohnung bringt der Sieger der damaligen Testrunde, das «Devolo dLAN 1200 triple+», gerade mal 96.95 Mbps. Das reicht zwar problemlos für mehrfaches 4K-Netflix-Streaming, doch wenn die Werbung mehr Leistung suggeriert, fühlt man sich dennoch irgendwie an der Nase herumgeführt.
Für diesen Test habe ich mir Magic-Produkte mit der zweiten Generation des neuen Standards installiert.
Folgendes bringt dir das Magic 2 Multiroom-Kit auf dem Papier:
Im Unterschied zu früheren Devolo-Produkten, ist es nun nicht mehr notwendig, für die erste Einrichtung einen Knopf an den Adaptern zu drücken. Es gibt drei Wege, welche ans Ziel führen:
Die Magic-Produkte sind übrigens nicht abwärtskompatibel zum alten Standard «HomePlug AV». Du kannst aber bei Bedarf die alte und neue Technologie parallel betreiben. Zur Einrichtung des Netzwerkes steht dir eine Smartphone-App zur Verfügung. Oder du benutzt das Programm «Devolo Cockpit» und den Webbrowser deines Desktop-Rechners.
Nach dem Einrichten ziehen die Adapter auch selbstständig Updates. Um sicherzugehen, dass meine Adapter auf dem neusten Software-Stand sind, habe ich vor dem Testen eine Nacht abgewartet und erst am Folgetag mit der Probe aufs Exempel gestartet.
Selbstverständlich prüfe ich die Adapter mit neuem Standard im exakt selben Szenario, wie mit den alten Adaptern. Zwecks Authentizität wird nur innerhalb des LANs mit zwei Computern mit SSD getestet. Die beiden Rechner fungieren als Server und Client. Vom Zimmer mit dem Router lade ich eine 1 GB grosse Datei in ein Verzeichnis auf den im Zielzimmer stehenden Computer. Nach erfolgtem Upload wird die Datei wieder heruntergeladen. Dabei werden die durchschnittlichen Mbps gemessen. Diesen Vorgang wiederhole ich dreimal und verwende dann den Mittelwert der insgesamt sechs Ergebnisse als finale Mbps-Wertung.
Eine erste Testreihe fahre ich unter optimalen Bedingungen. Will heissen, dass an der Steckdose nur der Adapter angebracht wird. Zusätzliche Geräte bringe ich mittels Steckleiste, welche an der integrierten Steckdose mit Netzfilter des Adapters hängt, an.
Gerne möchte ich auch wissen, wie sich die Adapter unter suboptimalen Bedingungen schlagen. Dazu installiere ich den zweiten Adapter im Schlafzimmer. Und ich tue es, wie man es nicht tun sollte. Vor den Adapter schliesse ich ein langes Verlängerungskabel sowie eine Steckleiste.
Produkt | Ø Mbps | Ping (Mittelwert) | |
---|---|---|---|
1. Rang | Devolo Magic 2 WiFi 2-1-3 (2400Mbit/s) | 108.28 Mbps | 1 ms |
2. Rang | Devolo dLAN 1200 triple+: Starterkit (1200Mbit/s) | 96.95 Mbps | 1 ms |
3. Rang | Zyxel PLA5456 Starter Kit (1800Mbit/s) | 72.41 Mbps | 3 ms |
4. Rang | Netgear PL1000-100PES (1000Mbit/s) | 48.98 Mbps | 2 ms |
5. Rang | myStrom 2000 Connection Kit (2000Mbit/s) | 42.68 Mbps | 44 ms |
6. Rang | TP-LINK TL-WPA9610 KIT (2000Mbit/s) | ca. 15.00 Mbps* | kein zuverlässiger Wert ermittelbar |
Da ich im Voraus viel Positives über den neuen Standard gehört habe, war ich felsenfest davon überzeugt, dass die neuen Adapter von Devolo bestimmt den Sieg holen werden. Doch der Vergleich ist ernüchternd. Zwar lässt das neue Produkt in meiner Wohnung alle anderen getesteten Adapter hinter sich, aber nicht wirklich mit deutlicher Abgrenzung zum alten Standard.
Produkt | Ø Mbps | |
---|---|---|
1. Rang | Devolo Magic 2 WiFi 2-1-3 (2400Mbit/s) | 84.25 Mbps |
2. Rang | Zyxel PLA5456 Starter Kit (1800Mbit/s) | 51.72 Mbps |
3. Rang | Devolo dLAN 1200 triple+: Starterkit (1200Mbit/s) | 44.61 Mbps |
4. Rang | Netgear PL1000-100PES (1000Mbit/s) | 20.67 Mbps |
5. Rang | TP-LINK TL-WPA9610 KIT (2000Mbit/s) | 0.00 Mbps* |
Leider liegt mir zu den Adaptern von myStrom kein suboptimales Testergebnis vor. Doch diese sind in meinem Netzwerk schon unter optimalen Bedingungen nicht zu gebrauchen (Pingwert von 44 ms). Ich habe es im Mai ebenfalls versäumt, die Pingwerte der Adapter unter diesen Bedingungen zu testen. Die neuen Adapter von Devolo erreichen übrigens unter suboptimalen Bedingungen einen Ping-Mittelwert von 6 ms. Wenn du einen Blick auf die Ergebnisse wirfst, fällt auf, dass der neue Standard im Vergleich zu den alten Devolo-Adaptern beinahe die doppelte Geschwindigkeit erreicht.
Wie sich zeigt, ist meine Wohnung respektive deren Stromnetz eine echte Knacknuss. Viel mehr Leistung bringt mir der neue Standard nicht. Der Leistungszuwachs beim suboptimalen Test weist darauf hin, dass ich mit «G.hn» mehr Stabilität in mein Powerline-Netz bekomme.
Die Produkte an sich sind nicht schlecht, und haben ihre Daseinsberechtigung. Immerhin kannst du mit 100 Mbps problemlos vier 4K-Netflix-Streams gleichzeitig laufen lassen. Weil ich genügend Datendurchsatz für meine Bedürfnisse erhalte, und aus Gründen der Bequemlichkeit, setze ich bei mir zuhause weiterhin auf Powerline. Doch bin ich (noch immer) der Meinung, dass die Laborwerte auf den Verpackungen verbannt gehören. Zu gerne würde ich mal dabei sein und zusehen, mit welchem Testaufbau die Hersteller zu solch grosszügigen Werten kommen.
Bleibt nur noch zu sagen, dass meine Wohnung mit einem Stromnetz aus den 80ern sowie die erbrachte Leistung der Adapter nicht das widerspiegeln, was deine Wohnung leisten kann. Gerne möchte ich wissen, ob ich die grottigste Stromleitung der Schweiz habe. Daher nun die Frage an dich; wie sieht es bei dir aus? Solltest du auch eine Powerline betreiben, wäre es echt toll, wenn du bei der Umfrage mitmachst. Oder einen Kommentar hinterlässt – allenfalls mit detailliertem Beschrieb deines Equipments und der gemessenen Leistung.
Wie viel Mbps bringt deine Powerline hin?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.