
Crosscall Trekker X3: Wie ich ein Handy zerstört habe in 10 Schritten (aus Versehen)

Der Hersteller sagt zum Crosscall Trekker X3: «Dem Gerät sind keine Grenzen gesetzt».Der Test zeigt: Es hat Grenzen und sie sind nicht besonders hoch. Hier kannst du die Leidensgeschichte meiner gemeinsamen, aber kurzen Zeit mit dem Trekker-Handy lesen.
Privat nutze ich ein iPhone. Privat zerstöre ich versehentlich iPhones, wenn sie mir nicht schon vorher geklaut werden. Daher hat die Obrigkeit für mein erstes Smartphone-Review ein etwas stabileres Phone ausgesucht: Das Crosscall Trekker X3. Es soll viel aushalten und nahezu unzerstörbar sein. Ich sag's dir gleich zu Anfang: Aus dem Review wird nichts. Denn offensichtlich muss das Handy, das mich überlebt, erst noch erfunden werden. Daher erzähle ich dir lieber, anstatt eines seriösen Reviews, wie du ein Smartphone zerstören kannst und damit davonkommst.
Schritt 1: Nicken und lächeln wenn einer «Mach das nicht kaputt» sagt
«Hey Livia, hier ist dein Testhandy», sagt Senior Editor Dominik Bärlocher und wirft es mir zu. Es landet einen Meter neben mir, auf den Boden. Es kracht ziemlich laut. Alle im Büro drehen sich nach uns um. Gedanken an die Castingshow «The Voice of Germany» kommen bei mir auf. Wegen sich umdrehenden Stühlen und so. Aber ich reisse mich zusammen. Das Handy liegt immer noch auf den Boden. Ich frage ich mich, was das soll. Da fällt es mir wieder ein: Es ist ein Rugged Phone. Natürlich. Haha. Es ist dafür gemacht, einiges auszuhalten, das jedem iPhone und jedem Samsung Galaxy längst den Garaus gemacht hätte.
Dominik sagt, ich solle das Handy einfach im Alltag testen. Im gleichen Satz, ohne dass ich irgendetwas erwähnt hätte, sagt er auch: «Mach es nicht kaputt. Wir haben keine Erlaubnis vom Produktmanager dafür.» Ich sehe mich sowieso als Pazifistin und Zerstörung ist nicht mein Ding. Ich nicke und lächle, und ich meine es sogar ernst. Wirklich.
Ich freue mich auf den Test. Nachdem bei meinem iPhone 6 wegen einem unspektakulären Sturz aus etwa 30cm Höhe das Display zerbrochen ist, habe ich mir ein iPhone 7 zugetan. Dieses wurde ein paar Monate später geklaut. Ich laufe also wieder mit dem bereits von Generationen überholten iPhone 6 inklusive dem Klassiker bei iPhones, dem kaputten Display, herum.
So ein Rugged Phone ist somit genau das Richtige für mich. Ich muss mich für einmal nicht so verhalten, wie wenn ich ein rohes Ei in der Tasche hätte.

Schritt 2: Seriöse Recherche
Das Trekker X3 ist das Flaggschiff des französischen Hersteller Crosscall. Es liegt mit 230 Gramm schwer in der Hand und fühlt sich klobig an. Es ist etwa doppelt so dick, wie mein iPhone.

Als Outdoor Phone hat der Ziegelstein aber sicher seine Daseinsberechtigung. Es ist mit mehreren Sensoren ausgestattet, nämlich: Beschleunigungsmesser, Magnetsensor, Näherungssensor, Lichtsensor, Barometer, Thermometer, Hygrometer und Höhenmesser. Eine halbe Wetterstation.
Wofür ich einen Barometer brauche weiss ich jetzt auch nicht. Aber ist sicher für alle Hobby-Meteorologen interessant.
Das Handy fühlt sich widerständig und robust an. Der Hersteller sagt dazu: Dem Trekker X3 sind keine Grenzen gesetzt. Es ist der Satz, der uns später zum Verhängnis wird.
Leider hat das Crosscall keinen Fingerabdruckscanner. Finde ich schade, das Entsperren geht zu lange. Nachdem ich meinen vierstelligen Code eingegeben habe, muss ich das unten auch noch bestätigen, erst dann ist das Phone entsperrt. Dafür lässt sich das Teil mit Handschuhen oder nassen Händen bedienen.
Hinter mir betreibt auch Video Producer Linus Konetsching Recherche. Er schaut ein Youtube-Video bei dem das Trekker in hohem Bogen aus dem Fenster geworfen wird. Und es überlebt natürlich ohne einen Kratzer.
Bei 00:24 kommt der Sturz. Die fahren sogar mit dem Velo drüber. Wer tut denn sowas...
Schritt 3: Kameratest
Die Kamera hat 16 Megapixel hinten und 8 vorne. Mit einem etwas längerem Druck auf den roten Knopf an der Seite des Geräts öffnet sich die Kamera gleich aus dem Sperrmodus. Perfekt, wenn du schnell einen Schnappschuss machen willst.
Die Kamera hat eine Gesichtserkennung und was mir besonders gefallen hat, nebst Automodus können ISO-Werte, Weissabgleich und Belichtung auch manuell eingestellt werden.

Schritt 4: Einfrieren
Das Trekker hält Temperaturen von bis zu minus 10 Grad stand, so der Hersteller. Das muss ich natürlich ausprobieren. Zu Hause angekommen packe ich das Phone in den Tiefkühler. Meine Mitbewohner meinen wohl spätestens jetzt, dass sie mit einer Irren zusammenwohnen. Der Tiefkühler ist eine gute Gelegenheit auch gleich das Thermometer zu testen. Das Einfrieren ist kein Problem, dem Göppel macht die Kälte nichts aus.
Was mich aber erstaunt, die Temperatur die angezeigt wird, schwankt immer wieder. Klar denke ich, das muss sich wohl zuerst noch einpendeln bei so einem Temperatursturz. Nach etwa einer halben Stunde im Tiefkühler wird immer noch 6 Grad angezeigt. Das kann ja nicht sein. Immerhin, eine Stunde später, zeigt es 0.4 Grad unter Null. Normalerweise ist so ein Tiefkühler ja etwa minus 10 Grad. Länger wollte ich das Teil dann aber nicht mehr im Tiefkühler lassen, ich wollte es ja schliesslich nicht kaputtmachen… Wie naiv ich war.

Schritt 5: Abwaschen
Das Trekker ist IP67 zertifiziert. Das heisst, es kann 30 Minuten bis einen Meter tief eintauchen und ist auch Salz- und Chlorwasser dicht. Sogar Öl kann ihm auch nichts anhaben. Zuerst war ich davon begeistert. Bis Dominik mich informiert, dass die neuen Samsung und Apple Handys bereits IP68 zertifiziert sind. Tja. Ich lasse mich davon aber nicht aufhalten und habe das Trekker mit reichlich Putzmittel abgewaschen. Hat dem Teil nichts ausgemacht, es liess sich sogar unter Wasser bedienen.

Schritt 6: Duschen
Wer gerne morgens unter Dusche Musik hört, aber mit Leuten zusammenlebt, die damit gesegnet sind, nicht in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu müssen, der kennt das Problem vielleicht: Musik hören mit Lautsprechern geht nicht, es würden alle wach werden. Ich kann Musik von meinem iPhone abspielen, das ist aber nicht wasserdicht, also ist die Musik zu weit weg und somit kaum hörbar unter der Dusche. Das Trekker-Phone hat dieses Problem (zumindest für kurze Zeit) gelöst: Es ist wasserdicht und spielt wunderbar Musik ab unter der Dusche. Sogar mit nassen Händen kann ich den Song wechseln. Einfach toll.

Schritt 7: Im Büro (Teppichboden) rumwerfen
Zurück im Büro ist das Handy der Running Gag: Es wird dem ahnungslosen Opfer zugeworfen und fällt der Person natürlich auf den Boden. Die Leute sind schockiert, bis sie aufgeklärt werden. Im Büro haben wir Teppichboden und dem Phone geht’s jederzeit gut.
So langsam werde ich übermütig. Auch Linus und Dominik werfen das Phone immer weiter herum. Hier hätte ich es eigentlich vorausahnen müssen.
Schritt 8: Ins Studio gehen
Für den Videodreh meines ersten Videoreviews gehen wir in unser Studio. Auch dort fällt das Teil mehrere Male auf den Betonboden, was ihm aber nichts ausmacht.
Nach dem Video im Studio gehen wir raus. Ein Outdoor-Phone muss ja draussen getestet werden. Auf dem Weg beschliessen wir, dass es nach dem heutigen Test noch einen zweiten Test geben soll, wo wir dem Teil so viel Gewalt antun, dass es sicher kaputt geht. Das es so weit gar nicht kommen sollte, ahnte keiner.
Schritt 9: Falltest von einem wackligen Stapel Paletten
Die Idee war, das Handy in einen Brunnen zu schmeissen oder auf Kiesboden fallen zu lassen. Auf dem Weg zum eigentlichen Ziel erspähen wir einen wacklig aussehenden Stapel mit Paletten. Er ist geschätzte zwei Meter hoch. Dominik und Linus sind begeistert und wollen das Phone von dort auf den Beton fallen lassen. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Ich bin schliesslich die, die jetzt auf den Stapel klettern darf. Dank einer akrobatischen Meisterleistung, die zum Glück nicht auf Video festgehalten wurde, schaffe ich es auf den Stapel. Dieser ist übrigens mit Holzspänen übersät, die Stunden später immernoch an meiner Hose klebten. Spiessen im Füdli sind nicht lustig. Soviel dazu.
Ich lasse das Phone fallen. Was dann passiert, ist schwer zu beschreiben. Das Handy schlägt zuerst mit der Kante auf und landet auf dem Display. Von meinem Paletten-Thron sehe ich die Katastrophe nicht sofort. Aber Dominik hat das Desaster schnell erkannt: Er sagt, «es ist kaputt», geht zum Handy und hebt es auf. Dabei reisst ihm seine uralte Lieblings-Jeans. Kollateralschaden.
Das Display sieht aus wie das eines typischen iPhones. Total zersplittert. Dabei war die Fallhöhe nur zwei Meter, vielleicht 2.50. Im Youtube-Video ist es sicher fünf mal so weit runter gefallen. Für uns absolut unverständlich. Uns fehlen die Worte.
Wir machen uns bedrückt zurück auf den Weg ins Büro. Okay, bedrückt ist vielleicht etwas übertrieben. Wir lachen und denken uns Entschuldigungen aus.

Schritt 10: Geständnis
Jetzt bleibt mir nur eins: Das Geständnis. Ich muss den Produktmanagern sagen, dass ihr Handy kaputt ist. Mein erstes Smartphone Review und ich schrotte das Teil. Crosscall, warum tut ihr mir das an?
Aber eigentlich, sind wir ehrlich, ist es Linus’ Schuld. Es war ja seine Idee. Vielleicht komm ich ja damit weg. Einen Versuch ist’s wert.



Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.