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Arrr! «Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii» ist ein verflucht grandioser Piraten-Fiebertraum

«Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii» feuert eine volle Breitseite Spass und Überraschungen ab. Das wahnwitzige Abenteuer ist ein Muss für alle Fans von Freibeutern.

«Bei Davy Jones' verfluchter Schatztruhe, was habe ich da gerade erlebt»?! Dieser Gedanke geht mir durch den Kopf, als ich nach rund 25 Stunden Spielzeit mein Piraten-Abenteuer im neuesten «Like a Dragon»-Game beende. Es ist ein absolut wahnsinniges Spiel, das mich in kurzer Zeit mit unglaublich vielen verrückten Story- und Gameplay-Elementen zuballert.

Wenn dein Herz auch nur ansatzweise für das Seeräuber-Leben schlägt, solltest du sofort die Piratenflagge hissen und mit «Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii» in See stechen.

Plötzlich Pirat

«Pirate Yakuza in Hawaii» ist ein Spinoff der langjährigen japanischen Prügelspielserie «Like a Dragon». Ich übernehme die Rolle des legendären Yakuza Goro Majima. Der wird ohne Erinnerungen an der Küste einer kleinen Insel in der Nähe von Hawaii angespült.

Das winzige Eiland wird von Möchtegern-Piraten terrorisiert. Obwohl Majima nichts mehr von seinem früheren Gangster-Leben weiss, fliegen seine Fäuste immer noch zielsicher durch die Gegend. So befreie ich die Insel mit Gewalt von der Piratenplage und erfahre nebenbei von einem legendären Schatz, der irgendwo in den Meeren Hawaiis schlummern soll.

Wer sich mit Majima anlegt, bekommt eine Breitseite Fäuste ins Gesicht.
Wer sich mit Majima anlegt, bekommt eine Breitseite Fäuste ins Gesicht.
Quelle: Domagoj Belancic

Durch eine skurrile Verkettung von Zufällen wird Majima selbst zum Kapitän eines Piratenschiffs und macht sich fortan auf die Suche nach der epischen Beute.

Mit dabei sind einige Bekanntschaften, die ich auf der Insel gemacht habe – allen voran der ehemalige Pirat Jason Rich, sein Sohn Noah und ihr putziger Haustiger Goro. Vor allem die beiden kleinen Racker wachsen mir mit der Zeit richtig ans Herz.

Komm, wir nehmen ein kleines Kind mit auf eine gefährliche Piratenexpedition. Was kann da schon schiefgehen?
Komm, wir nehmen ein kleines Kind mit auf eine gefährliche Piratenexpedition. Was kann da schon schiefgehen?
Quelle: Domagoj Belancic

Die «Like a Dragon»-Games sind bekannt für ihren einzigartigen Mix aus absurdem Humor und dramatischem Storytelling – bei «Pirate Yakuza in Hawaii» ist mir der Fokus auf das Absurde zunächst zu gross. Die schrille Piratenwelt hat wenig zu tun mit den düsteren Gangster-Storys vergangener Games. Mit zunehmender Spielzeit entdecke ich jedoch immer mehr Easter Eggs und Verbindungen zur übergreifenden Geschichte der Spielreihe. Insgesamt bin ich als langjähriger Fan dann doch zufrieden – auch wenn die Story nicht die Höhepunkte erreicht, für welche die Serie bekannt ist.

Hast du noch nie ein «Like a Dragon»-Game gespielt, ist «Pirate Yakuza in Hawaii» ein guter, wenn auch nicht ganz repräsentativer Einstiegspunkt in die Reihe. Ohne Vorkenntnisse zu Majimas Yakuza-Leben kannst du dich sogar noch besser in die Amnesie-Geschichte hineinversetzen.

  • Ratgeber

    Der ultimative «Like a Dragon»-Einsteigerguide

    von Domagoj Belancic

Schätze suchen und Schiffe versenken

Einen grossen Teil seines Piraten-Abenteuers verbringt Majima auf hoher See. Mit seinem Schiff, der «Goromaru», erkunde ich die Inselgruppen rund um Hawaii. In den offenen Spielgebieten gibt es allerlei Schätze zu plündern und Items zu sammeln.

Sehe ich eine verdächtig aussehende Insel, werfe ich meinen Anker und verlasse das Schiff zusammen mit meiner Mannschaft. Die Inseln selbst sind keine offenen Welten, sondern lineare Levels, in denen feindliche Piratencrews lauern. Verprügle ich alle Seeräuber auf einer Insel, erbeute ich einen fetten Schatz.

Böse Piraten stehen zwischen mir und meinem Schatz.
Böse Piraten stehen zwischen mir und meinem Schatz.
Quelle: Domagoj Belancic

Auf meiner Reise von einer Insel zur nächsten treffe ich immer wieder auf feindliche Schiffe, die mich angreifen. Die Schiffsgefechte sind ein Gameplay-Highlight – sie sind schnell, chaotisch und herrlich unrealistisch.

Mein riesiges Piratenschiff fühlt sich dank der arcadelastigen Steuerung eher wie ein kleines, wendiges Motorboot an. Mit einem Turboantrieb gebe ich für kurze Zeit mächtig Gas und drifte mit Leichtigkeit durch die feindliche Armada.

Das Aussehen der Goromaru kann ich mit diversen kosmetischen Items anpassen. Think Pink!
Das Aussehen der Goromaru kann ich mit diversen kosmetischen Items anpassen. Think Pink!
Quelle: Domagoj Belancic

In der Offensive stehen mir seitlich angebrachte Kanonen und ein am Schiffsbug platziertes Maschinengewehr zur Verfügung. Majima kann auch jederzeit das Steuer des Schiffs verlassen, um die gegnerischen Schiffe vom Deck aus mit einem Raketenwerfer (!) zu bearbeiten.

Die Ausrüstung meines Schiffes verbessere ich laufend mit Ressourcen, die ich in der Spielumgebung finde. Es lohnt sich, wie ein Staubsauger durch die Welt zu düsen und jeglichen Loot einzusaugen.

Eigentlich ziemlich unfair.
Eigentlich ziemlich unfair.
Quelle: Domagoj Belancic

Erleidet mein Schiff grossen Schaden, befehle ich meiner Crew, es zu reparieren. Um verletzte Crewmitglieder kümmert sich Majima persönlich und rennt über das Deck, um sie zu heilen. In solchen Situationen bin ich Angriffen hilflos ausgesetzt – zum Glück kann ich Rauchbomben zünden, um mein Schiff zu verstecken und mir ein bisschen Zeit zu verschaffen.

Die meisten gegnerischen Schiffe kann ich mit meinen Waffen versenken. Bei besonders mächtigen «Boss-Schiffen» folgt nach der Seeschlacht ein Scharmützel auf dem Deck des gegnerischen Schiffes, bei dem ich alle feindlichen Piraten vermöbeln muss.

Auf sie mit Gebrüll! Die Kämpfe an Bord feindlicher Schiffe sind befriedigende Abschlüsse der Seeschlachten.
Auf sie mit Gebrüll! Die Kämpfe an Bord feindlicher Schiffe sind befriedigende Abschlüsse der Seeschlachten.
Quelle: Domagoj Belancic

Ein bewährtes Kampfsystem mit einer ordentlichen Prise Wahnsinn

Majima verkloppt Feinde wahlweise im «Mad Dog»- oder im «Sea Dog»-Kampfstil. In ersterem konzentriere ich mich auf einzelne Gegner, während der zweite Stil vor allem für grössere Gruppen geeignet ist. In einigen Situationen stehen beinahe hundert Spielcharaktere gleichzeitig auf dem Schlachtfeld – so viele wie noch in keinem «Like a Dragon»-Game zuvor.

Grundsätzlich funktioniert das Echtzeit-Kampfsystem wie in den älteren Games – ich greife mit schnellen oder starken Angriffen an, weiche mit Dashes aus oder blocke gegnerische Attacken. Wie gehabt füllt sich im Kampfverlauf eine «Heat-Leiste», mit der ich übertrieben brutale Finisher ausführe – ein wahrer Augenschmaus für Connaisseure übertriebener Gewalt. Neu stehen Majima Piratensäbel, ein mächtiger Revolver und ein Enterhaken zur Verfügung. Vor allem dank letzterem fühlt er sich mobiler und schneller an als je zuvor.

Majimas Revolver ballert alles weg.
Majimas Revolver ballert alles weg.
Quelle: Sega

Neben der Heat-Anzeige gibt es neu einen zweiten Balken, der sich bei spektakulären Manövern im Kampf füllt: die Wahnsinns-Leiste. Ist diese voll, entfesselt Majima magische Spezialangriffe, die oft über den Ausgang eines Kampfes entscheiden.

Im «Mad Dog»-Stil schwört der Ex-Yakuza bis zu vier Doppelgänger herbei, die für kurze Zeit an seiner Seite kämpfen. Als «Sea Dog» packt Majima eines der insgesamt vier verfluchten «dunklen Instrumente» aus – dies sind legendäre Waffen, die ich auf den Schatzinseln Hawaiis finden kann. Spiele ich die dunkle Violine, erscheint ein menschenfressender Hai und puste ich in die dunkle Okarina, erscheinen Quallen, die Feinde paralysieren. Herrlich verrückt.

Die Attacken mit den verfluchten Instrumenten könnten langjährigen Fans etwas «too much» sein. Mir hat's gefallen.
Die Attacken mit den verfluchten Instrumenten könnten langjährigen Fans etwas «too much» sein. Mir hat's gefallen.
Quelle: Domagoj Belancic

Auf Entdeckungstour in Honolulu und Madlantis

Zwischen den Freibeuter-Eskapaden gönnen sich Majima und seine Crew Auszeiten in zwei grösseren, offenen Spielgebieten, die sie zu Fuss erkunden. Eines dieser Gebiete ist «Madlantis» – eine riesige Höhle, in der sich die Piraten der Region treffen, um zu saufen, zu spielen und sich zu prügeln. Der perfekte Ort also, um neue Mitglieder für meine Piratencrew zu finden.

Es ist verdammt beeindruckend, durch die verwinkelten Gassen voller dreckiger Seeräuber und halbnackter Tänzer und Tänzerinnen zu schlendern. Ich kann mich an dem Gewusel nicht sattsehen. Auch die Charaktere, die ich dort treffe, faszinieren mich. Allen voran die noble Queen Michelle, die als gnadenlose Königin der Piratenbucht auf ihrem Thron herrscht.

Willkommen in Madlantis.
Willkommen in Madlantis.
Quelle: Domagoj Belancic

Die zweite grosse Region, Honolulu, ist das komplette Gegenteil der dunklen und dreckigen Untergrundwelt von Madlantis – trotzdem finde ich auch hier viele potenzielle Rekruten für mein Schiff. Die Stadt kenne ich schon aus dem Vorgänger («Like a Dragon: Infinite Wealth»). Es fühlt sich cool an, nach einem Jahr Absenz in das tropische Paradies zurückzukehren. Ich erinnere mich noch vage an gewisse Sehenswürdigkeiten und Shops und treffe altbekannte Einwohner der Stadt wieder. Es ist so, als würde ich wieder an einen vertrauten Ferienort zurückkehren.

  • Kritik

    «Like a Dragon: Infinite Wealth» hat keine Angst davor, ein albernes Game zu sein

    von Domagoj Belancic

Die Nebenmissionen, die ich in den beiden Spielgebieten finde, sind serientypisch herrlich absurd. Ich nehme Kopfgeldaufträge an, absolviere ein HR-Seminar für Piratenkapitäne und helfe einem Forscher beim Entwickeln eines Headsets für die Kommunikation mit Tieren.

Was man in Hawaii halt so macht.

Hier verprügle ich einen aus dem Zoo ausgerissenen Eisbären, um ihn zu beruhigen.
Hier verprügle ich einen aus dem Zoo ausgerissenen Eisbären, um ihn zu beruhigen.
Quelle: Domagoj Belancic

An Minispielen mangelt es ebenfalls nicht. Viele davon wurden aus vergangenen Spielen rezykliert oder mit einem neuen Piraten-Twist ausgestattet. Kart fahren, Essen ausliefern, Baseball mit Kanonenkugeln und explodierenden Fässern spielen. Langweilig wird mir mit dieser verrückten Auswahl nicht.

Die Hauptattraktion unter den Nebenaktivitäten ist aber definitiv das Piratenkolosseum in Madlantis – eine Liga, in der ich in immer brutaleren Schiffskämpfen gegen andere Piraten antreten und mich zum Champion hochspielen kann.

Im Piratenkolosseum spiele ich um Ru(h)m und Ehre.
Im Piratenkolosseum spiele ich um Ru(h)m und Ehre.
Quelle: Domagoj Belancic

Technische Schwächen und holpriges Pacing

Auch bei «Pirate Yakuza in Hawaii» ist nicht alles Gold, was glänzt. Das verrückte Piraten-Abenteuer weist im Pacing und in der technischen Umsetzung die grössten Schwächen auf.

Trotz relativ kurzer Spieldauer ist Majimas Freibeuter-Episode prallgefüllt mit vielen unterschiedlichen Spielmechaniken. Dies führt dazu, dass der Einstieg mit unzähligen Tutorials ziemlich zäh ist. Auch die Story braucht eine Weile, bis alle wichtigen Charaktere eingeführt wurden und Spannung aufkommt.

Schnell habe ich mein Schiff und meine Crew optimiert. Zu schnell.
Schnell habe ich mein Schiff und meine Crew optimiert. Zu schnell.
Quelle: Domagoj Belancic

Im Gegensatz zum zähen Einstieg geht mir das Freischalten von Skills und das Upgraden von Waffen im späteren Spielverlauf zu einfach.

Mein Schiff ist zu schnell mit den besten Laserkanonen und Kokosnuss-Maschinenpistolen ausgerüstet. Meine Crew besteht in Windeseile aus den stärksten Halunken der Region, die ich auf das maximale Level gebracht habe. Und Majimas freigeschaltete Kampf-Skills machen aus den meisten Feinden schneller Treibholz, als sie «Arrr» sagen können. Selbst die schwierigeren Kämpfe im Piratenkolosseum fühlen sich trivial an.

Die Schatzinseln sind... nun ja. Nicht gerade schön anzusehen.
Die Schatzinseln sind... nun ja. Nicht gerade schön anzusehen.
Quelle: Domagoj Belancic

Die Qualität der grafischen Umsetzung schwankt stark. Während Honolulu und Madlantis mit kleinen Details in der Spielumgebung, vielen NPCs und schöner Beleuchtung verdammt beeindruckend aussehen, enttäuschen einige Regionen auf hoher See umso mehr.

Manche Schatzinseln sehen mit verwaschenen Texturen, detailarmen Umgebungen und aggressivem Pop-In karg und unfertig aus. Auch das hawaiianische Meer an sich überzeugt visuell nicht immer. Je nach Kameraperspektive sind unschöne Artefakte und unnatürliche Spiegelungen zu sehen – dies vor allem aufgrund des übermässigen Einsatzes von «Screen Space Reflections». Schade – vor allem in einem Spiel, in dem es gezwungenermassen sehr viel Wasser zu sehen gibt.

«Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii» ist ab dem 20. Februar für PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One und PC erhältlich. Das Spiel wurde mir von Sega für die PS5 zur Verfügung gestellt.

Fazit

Ein gelungener Piraten-Fiebertraum voller Überraschungen

«Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii» ist ein absolut verrücktes Piraten-Game, das mit einem abwechslungsreichen Gameplay-Mix punktet. Die Schiffsschlachten sind schnell und herrlich chaotisch. Das gewohnt solide Kampfsystem ist mit neuen Waffen und magischen Angriffen noch schneller und abgedrehter.

Das unebene Pacing und die schwankende grafische Qualität hindern mich nicht daran, das Spiel allen Piraten- und Yakuza-Fans zu empfehlen. Hast du noch nie ein Spiel der «Like a Dragon» Reihe gespielt, kannst du ohne Vorwissen bedenkenlos zugreifen. Langjährige Fans sollten sich nicht von der augenscheinlich belanglosen und (zu) verrückten Piraten-Story abschrecken lassen.

Pro

  • abwechslungsreicher Gameplay-Mix
  • gelungene und absolut wahnsinnige Schiffskämpfe
  • gewohnt spassiges Kampfsystem mit neuen Twists

Contra

  • holpriges Pacing
  • grafische Umsetzung überzeugt nicht komplett
Sega Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii (PS5, EN)
Neu
CHF81.90

Sega Like a Dragon: Pirate Yakuza in Hawaii

Titelbild: Sega

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